Eva und die Apfelfrauen
so eine Glucke. AuÃerdemâ vielleicht hat Mimi gar keine Lust auf das kleine Familienglück, in dem du sie gern sehen würdest. Das Vater-Mutter-Kind-Modell, was du ihr vorgelebt hast, ist gescheitert. Vielleicht rebelliert sie unbewusst dagegen. Vielleicht muss sie sich bloà die Hörner abstoÃen. Beziehungsweise die Fingernägel. « Mimi hatte einen Hang zu langen, bunt bemalten Krallen.
» Ja, ja. Du hast ja recht « , antwortete Dorothee, aber sie aà mit deutlich weniger Appetit als sonst.
Irgendwie waren in ihren vorfreudigen Wannsee-Fantasien Probleme mit Mimi nicht vorgekommen.
Als Eva eine Stunde später die Schuppentür aufstieÃ, flitzten mehrere Mäuse unter das Holz, das darin gestapelt war.
» Macht bloà einen Bogen ums Haus « , murmelte sie und schaute sich im Halbdunkel um.
Ihr Blick fiel auf einen altertümlichen Rasenmäher, die Sorte, die man schieben musste, um das Sensenschwungrad anzutreiben. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen, dass die alte Anna mit diesem Teil die Wiese im Apfelgarten gemäht hatte. Eva stöberte weiter und entdeckte jede Menge Körbe aus Weidengeflecht, zu wackligen Türmen ineinandergestellt, einen ruÃigen Grill auf Rädern und eine halb leere Tüte mit Grillkohle. Harke, Rechen und Spaten in verschiedenen Ausführungen hingen an Haken an der Wand, in einer Ecke standen etliche Eimerâ in einem von ihnen lagen schmutzige Gartenhandschuhe. Und dann gab es da noch zwei verbeulte GieÃkannen aus Zink, einen löchrigen Strohhut, ein Gerät, das einen langen Stiel und vorne eine kleine Drahtkonstruktion hatte, und mehrere Gartenscheren, groÃe und kleine. Alles wirkte alt, aber gepflegt, bereit für den Einsatz. Neben dem Holzstapel entdeckte Eva eine Pappkiste, die randvoll mit schrumpligen Knollen war.
Was das sein mochte?
Sie hockte sich hin, um sie genauer zu betrachten. Einige waren verschimmelt, aus anderen sprossen lange Triebe hervor, bleich von der Dunkelheit. Sie sahen aus, als hätten sie ihr gärtnerisches Haltbarkeitsdatum deutlich überschritten.
Die Knollen zu entsorgenâ damit werde ich den Gartentag beginnen, entschied Eva. Kurz entschlossen griff sie sich die Kiste und schleppte sie nach drauÃen. Auf dem Kompost hinter dem Schuppen leerte sie die Knollen aus, dann ging sie zurück. Jetzt erst fiel ihr Blick auf eine seltsame Vorrichtung, die in einer Ecke verstaut warâ mehrere GefäÃe und Rohre, an einigen Stellen ruÃig, an anderen kupferrot glänzend. Daneben, auf dem Boden, lag ein Thermometer⦠Merkwürdig. Eva trat näher und klopfte behutsam mit dem Zeigefinger gegen das Metall.
» Wir wollen einen Spaziergang machen « , hörte sie da Marion rufen. » Kommst du mit? «
Eva sah sich um. Im hellen Licht des Vormittags standen Marion, Julika, Dorothee und Nele auf der Terrasse. » Nein, lauft mal allein. Wo wollt ihr denn hin? «
» In Richtung Kirche. «
» Alles klar. Viel SpaÃ. Ich gehe nachher kurz ins Dorf, einkaufen. «
» Du kannst ja mal schauen, wie ich das mit den Computern gelöst habe. Theoretisch können wir sofort anfangen zu arbeiten « , rief Nele ihr noch zu, dann waren die vier weg.
» Bloà nicht « , sagte Eva zu sich selbst und griff nach einer Gartenschereâ als Erstes würde sie sich auf die vernachlässigten Rabatten stürzen.
Sie setzte den löchrigen Strohhut auf die Locken und ging hinaus. Vor ihrem inneren Auge sah sie die Beete bereits vom Unkraut befreit, die alten Triebe heruntergeschnitten, die Sträucher gestutzt. Bald würden sie sich in ein blühendes Paradies verwandeln, ein sommerliches Blumenmeer, würden Quelle unzähliger wildromantischer SträuÃe sein, mit denen sie in den nächsten Monaten das Haus schmücken konnte. Hoch über Eva trällerten zwei Schwalben⦠nein, zwei Lerchen, da war sie sich ganz sicher.
» Kein Schwein da « , sagte Nele, während sie die HauptstraÃe entlangschlenderten.
» Wetten, dass doch? « , bemerkte Julika, denn in diesem Moment erklang aus dem flachen Steinbau, an dem sie gerade vorbeigingen, vielstimmiges Grunzen.
» Keine Menschen, meinte ich natürlich « , korrigierte Nele sich.
» Die Kinder sind in der Schule, die Männer auf dem Feld, die Frauen bereiten das Mittagessen vor « , mutmaÃte Dorothee.
» Mein Gott, du denkst so
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