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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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das hast du ihm inzwischen verziehen? « , wollte Nele weiter wissen.
    Â» Nein, natürlich nicht! Trotzdem… Im Nachhinein sehe ich manches schon anders. «
    Â» Hast du eigentlich mal irgendwas von ihm gehört? Oder von seiner Familie? « , fragte Nele.
    Julika schüttelte den Kopf. » Nein. Die halten natürlich zu ihm. Muss auch nicht. Jetzt sowieso nicht mehr. « Sie schwieg.
    Â» Warum habt ihr eigentlich keine Kinder? « , wollte Dorothee wissen.
    Â» Ich wollte nicht. Weil ich dachte, dass er eines Tages wieder zurückgeht. Mit Kindern wäre das schwierig gewesen. Ein ganz anderes Leben. Dann hätte ich irgendwo in Italien gehockt und la mamma gespielt. Ich habe ja auch recht gehabt. Er ist wieder nach Italien gegangen. «
    Â» Wäre er aber vielleicht nicht, wenn ihr Kinder gehabt hättet « , beharrte Dorothee.
    Â» Glaubst du, das habe ich mich nicht auch gefragt? Hundert Mal und mehr? « Julika sah sie ungehalten an. » Hätte, wäre, könnte… ist aber nicht so. Können wir nicht über einen anderen Ex sprechen? «
    Wie aufs Stichwort schauten alle zu Nele. » O nein. Nein, nein « , wehrte diese ab. » Da reicht ein Abend nicht aus. Lasst uns lieber Pläne für morgen machen. « Erwartungsvoll sah sie in die Runde.
    Â» Weiter einrichten « , meinte Julika.
    Â» Ich würde gern was im Garten machen « , sagte Eva.
    Â» Einen Haushaltsplan aufstellen « , entschied Dorothee und ignorierte die erstaunten Blicke der anderen.
    Â» Ausschlafen. Nichts machen. « Marion gähnte.
    Nele sah sie erstaunt der Reihe nach an. » Na, sagt mal, seid ihr nicht neugierig auf das Dorf? Die Umgebung? Den See? «
    Â» Ja, doch, schon « , sagte Eva beschwichtigend. » Aber das hat doch noch Zeit. «
    Â» Für mich nicht « , sagte Nele entschieden. » Ich schließe morgen früh als Erstes den Computer an, und dann will ich wissen, wo wir hier gelandet sind. Ich bin doch nicht aufs Land gekommen, um im Haus zu hocken! «
    Â» Wir bleiben bis Oktober. Du wirst das Dorf schon noch kennenlernen. Weißt du, wie du mir vorkommst? Wie eine gestresste Großstädterin, die ihren kurzen Jahresurlaub von morgens bis abends ausfüllen will. Unfähig, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. So war das schon, als wir zusammen an der Ostsee waren. Ständig wolltest du in die Therme rennen oder am Strand spazieren gehen oder Fischbrötchen essen, und wir sollten mit « , kritisierte Julika.
    Nele grinste. » Ich bin eine gestresste Großstädterin! Wenn ihr hierbleiben wollt, dann macht das. Wir müssen doch nicht alles zusammen machen! «
    Â» Um Gottes willen, bloß nicht « , sagte Eva. Eine Schreckensvision stieg vor ihrem inneren Auge auf: sie alle fünf untergehakt und im Gleichschritt die Dorfstraße entlangmarschierend, zwischen den Bewohnern hindurch, die Spalier standen.
    Â» Nun bleibt mal friedlich! « Dorothee fühlte sich stark an Familienurlaube erinnert, als ihre Kinder in der Pubertät waren und sie es keinem recht machen konnte– von ihrem Horst ganz zu schweigen.
    Â» Psst, seid leise « , zischte Marion auf einmal aufgeregt. » Wir werden beobachtet. «
    Sie zeigte zu dem alten, hohen Apfelbaum in der ersten Reihe. Die anderen sahen zuerst nicht, was Marion meinte. Dann nahmen sie einen Schemen im Blattwerk wahr– einen Raubvogel.
    Â» Er kam vom Wald, übers Feld geflogen. Ich hab’s genau gesehen « , flüsterte Marion.
    Â» Ganz schön groß « , meinte Dorothee beeindruckt.
    In diesem Moment breitete der Vogel seine Schwingen aus.
    Â» Nicht groß, riesig « , hauchte Eva.
    In der Abendstille konnten sie das Rascheln der Blätter hören, die er beim Abheben streifte. Mit ein, zwei Flügelschlägen stieg er nach oben, blieb einen Moment regungslos in der Luft stehen, dann flog er im Segelflug genau in ihre Richtung.
    Â» Hey « , sagte Marion, als der Vogel in rasantem Tempo näher kam.
    Â» Duckt euch! « , rief Nele und bückte sich hinunter.
    Eva lehnte sich so weit in ihrem Stuhl zurück, dass er gefährlich ins Kippeln geriet. Julika schrie auf, Dorothee hielt sich schützend die Hände vors Gesicht.
    Gegen den dunklen Himmel konnte man sehen, wie der Vogel die Krallen ausstreckte, konnte die hellen Federn in seinem gespreizten Schwanz ausmachen und den gebogenen, scharfen Schnabel. Knapp

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