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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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, überlegte Marion. » Das wäre eine sehr spirituelle Erklärung! «
    Â» Ich kann hier doch nicht allein nachts durch die Landschaft wandeln « , murmelte Eva beunruhigt. » Das ist ja unheimlich. Wer weiß, wo ich eines Morgens aufwache! «
    Â» Mach dir keine Sorgen. Von jetzt an werden wir auf dich aufpassen « , versprach Julika. » Wir können dich einschließen. Oder einen Faden vor deiner Tür spannen. «
    Â» Ich will nicht eingeschlossen werden « , protestierte Eva. » Und auch nicht hinfallen, wenn ich nachts mal rausmuss! «
    Â» Wir denken uns was aus « , sagte Dorothee. » Solange wir hier zusammen wohnen, bist du sicher. Komm, Julika, wir machen Frühstück. «
    Keineswegs beruhigt betrat Eva barfuß die Terrasse. In der Morgenluft hing noch die feuchte Kühle der Nacht.
    Sie beschloss, die Kälte zu ignorieren. Hinterher konnte sie ja heiß duschen, was unterm Strich so etwas wie ein Kneipp-Effekt war. Sie hatte diesen Traum gehabt, morgens allein durch den Garten zu schlendern, und jetzt war der ideale Moment, sich diesen Traum zu erfüllen. Nur sie, die Natur, das Vogelzwitschern, die Sonne, die sich durch die Zweige der Apfelbäume stahl. Das war er, ihr erster Morgen auf dem Land…
    Auf nackten Füßen tappte sie zu der Pfingstrose, die sie schon am Tag zuvor bewundert hatte. Über Nacht war eine zweite Knospe aufgeplatzt: üppig, verschwenderisch duftend, frisch wie der noch junge Tag würde sie sich bald öffnen. Eva beugte sich vor, um daran zu riechen, sah die Tautropfen glitzern, spürte, wie ihr Nachtshirt nach oben rutschte– und hörte, wie jemand hinter ihr anerkennend pfiff.
    Hastig richtete sie sich auf, wirbelte herum– und bekleckerte ihre gesamte Vorderfront mit Kaffee. Zum Glück war er nicht mehr heiß.
    Auf der anderen Seite des Zaunes standen zwei Männer: Loh in speckiger Jacke und Schirmmütze, darunter lugten die weißen Kabel seiner Kopfhörer hervor. Er blickte sehr reserviert drein. Gandalf dagegen, die blonden Haare nachlässig zu einem Zopf gebunden, in löchrigen Jeans und einem rot-weiß karierten Flanellhemd, grinste so breit, dass sein Mund von Ohr zu Ohr reichte.
    Â» Wat ’ne schöne Aussicht am frühen Morgen! « , rief er und stützte sich auf einen Zaunpfahl.
    Eva verschränkte die Arme vor der Brust und wünschte, sie hätte statt ihres knappen Schlafshirts einen bodenlangen Wintermantel an. Mit Kapuze. Dass ihre ungekämmten Locken morgens immer wie ein Mopp aussahen, half ihrem Selbstbewusstsein auch nicht gerade.
    Â» Guten Morgen « , sagte sie so würdevoll wie möglich. Über ihr zwitscherte es so laut und vernehmlich wie bei ihrem ersten Besuch in Wannsee.
    Â» Sind diese Schwalben nicht hinreißend? « Sie zeigte auf zwei flatternde Punkte am Himmel, in der Hoffnung, die beiden Kerle von sich selbst abzulenken.
    Â» Das sind Lerchen, keine Schwalben. Abends Rotwein, morgens Kaffee. Macht man das so in der Stadt? « , fragte Loh und zeigte auf die Tasse in ihrer Hand. Aber vielleicht meinte er auch die Flecken auf ihrem Nachthemd. » Gandalf, ich geh die Nordwiese mähen. Wenn du zu den Rindern fährst, nimm die alten Heuballen mit. Wir brauchen den Platz auf dem Heuboden. « Er wandte sich ab.
    Â» Geht klar, Boss « , sagte Gandalf, machte aber keinerlei Anstalten, seinen Aussichtsplatz am Zaun zu verlassen.
    Während Eva noch überlegte, ob sie durch den Apfelgarten schlendern und ihm den Blick auf ihre vom langen Winter blassen Beine mit dem leichten Hang zur Zellulitis erlauben wollte, fiel ihr plötzlich etwas ein.
    Â» Halt, warte mal, Loh! « , rief sie ihrem neuen Nachbarn hinterher. Es überraschte sie selbst, dass sie ihn duzte. Aber die Situation war so grundlegend anders, als sie bei Titus Frenz jemals gewesen war…
    Er drehte sich um. » Ja? «
    Â» Kannst du uns Caruso leihen? «
    Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Stunden sah der Bauer sie an, als hätte sie den Verstand verloren. » Was willst du mit meinem Kater? Ihm die Krallen stutzen? Oder sie lackieren? «
    Eva drehte irritiert die Tasse in den Händen. » Nein. Im Gegenteil. Wir haben Mäuse im Haus. Nele hat einen ganz schönen Schrecken bekommen. Vielleicht könnten wir Caruso über Nacht in die Speisekammer sperren? «
    Â» Ach, gestern dachte ich noch, du willst lieber die

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