Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
Vom Netzwerk:
spürt man sofort, dass da was Böses lauert! Dass er es auf unerfahrene Schwimmer abgesehen hat! «
    Gaby Schlomske schüttelte sich so heftig, dass alles an ihr zitterte, das Doppelkinn, der Hals, die massigen Unterarme, selbst die Ohrläppchen gerieten in Schwingung.
    Â» Geht denn niemand im Wannsee schwimmen? «
    Gaby sah sie ungehalten an. » Doch, leider. Ganze Kinderscharen planschen im Sommer da. Aber ich sehe es schon kommen, das Unglück, wenn der Fluch wieder zuschlägt. Das wird ein Heulen und Zähneklappern im Dorf geben, und dann ist es zu spät! Aber auf mich hört ja niemand! «
    Interessant, so ein Ammenmärchen, dachte Marion amüsiert, als sie mit wippenden Haaren nach Hause ging. Das musste sie den anderen erzählen. Ein See, der sich seine Opfer suchte… so ein abergläubischer Blödsinn!
    Als sie auf die Terrasse kam, sah Marion als Erstes Nele. Sie hatte sich umgezogen, ihr Outfit war jetzt einheitlich lässig– kurzer Jeansrock, knallrotes T-Shirt, barfuß. Sie unterhielt sich über den Zaun hinweg mit Gandalf, der aussah, als sei ihm sehr, sehr warm.
    Â» Na, habt ihr für heute schon Schluss gemacht? « , fragte Marion.
    Nele nickte. » Eva und ich setzen uns lieber heute Abend noch mal zusammen. Jetzt ist das Wetter so schön! Au ja, ich bin gleich da! « Letzteres sagte sie zu Gandalf. Sie wandte sich um und ging zum Haus.
    Â» Was hat sie denn vor? « , fragte Marion.
    Â» Sie will unbedingt beim Heueinholen helfen « , sagte Gandalf abwesend, während er Nele hinterherschaute.
    Einen Moment später erschien sie, nun mit hohen roten Gummistiefeln zum Minirock, auf dem Nachbarhof. Dazu hatte sie sich ein rot-weißes Kopftuch um die Haare gebunden. Sie sah wie das sprichwörtliche Cowgirl aus, fand Marion.
    Â» Ich bin so weit! « , rief Nele unternehmungslustig.
    Â» Willst du wirklich so bleiben? « , fragte Gandalf und schaute auf ihre nackten Beine.
    Â» Klar! Es ist doch warm genug! «
    Gandalf sah aus, als wollte er etwas erwidern, sagte dann aber nur: » Na dann hopp. Auf den Traktor. Loh ist schon auf der Wiese. «
    Â» Und was machen wir? «
    Er zeigte auf den Hänger. » Wir holen das Heu ab, das Loh gebündelt hat, und laden es hier auf den Heuboden. Es ist nur eine Fuhre, die zweite bringt Loh, wenn er mit dem Pressen fertig ist. Muss aber schnell gehen. Wir bekommen ein Gewitter. Ich hab’s doch gewusst. «
    Nele nickte, dann kletterte sie auf den Beifahrersitz. Gandalf schwang sich hinter das Lenkrad, und so stürmisch, als säße er auf seinem Bike und nicht auf einem Traktor mit Anhänger, donnerte er vom Hof. Das Letzte, was Marion sah, war die strahlende Nele, die sich am Sitz festhielt und das Landleben und dessen Männer ganz offensichtlich großartig fand.
    Sie drehte sich um und ging ins Haus. Im Arbeitszimmer hörte sie Eva leise vor sich hin summen und das Klappern der Tastatur. Die Tür stand offen. Marion klopfte an den Türrahmen, und Eva sah auf.
    Â» Wie läuft’s? «, fragte Marion.
    Â» Besser als gedacht « , antwortete Eva. » Via Skype ist Titus gut zu ertragen. «
    Â» Und was hörst du da für Musik? «
    Â» Pink Floyd. «
    Â» Aha. Soll ich uns was zu essen machen? «
    Â» Lass mal. Ich will noch weiterarbeiten. Wir können nachher zusammen kochen. Hey, deine Haare sehen gut aus. Bisschen sehr blond, aber nett. «
    Â» Danke. Es war… eine echte Erfahrung. Erzähl ich später. «
    Eva nickte, und Marion ging in die Küche. Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein, lehnte sich gegen den Tisch und schaute aus dem Fenster. Draußen war ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch, und dass alle anderen beschäftigt waren, machte Marion nicht das Geringste aus. Sie hatte schließlich immer allein gewohnt, und im Vergleich dazu war sie hier geradezu unheimlich häufig mit Menschen zusammen. Auf der anderen Seite hatte sie in Berlin auch die Schule. Da hatte sie Trubel genug, und es war nur logisch, dass sie abends ihre Ruhe brauchte.
    Sie überlegte gerade, ob sie sich mit diesem interessanten Buch über Pädagogik, das sie letztens gekauft hatte, auf die Terrasse setzen, sich mal wieder die Tarotkarten legen oder doch lieber mit Pfeil und Bogen in den Apfelgarten gehen sollte, als sie in der Ferne eine Spaziergängerin entdeckte. Es war Julika, die gemächlich zwischen den Feldern

Weitere Kostenlose Bücher