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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Entspannungsbäder, die sie früher gern nach der Arbeit genommen hatte. Auf beiden Seiten des Weges sah man nichts als Baumstämme, darüber das Blaugrün der Nadelkronen.
    Aber wo war Julika?
    Dann hörte Dorothee ein Lachen. Sie ignorierte die Kiefernnadeln, die an den Flipflops hafteten und ihr in die Fußsohlen piekten, den Sand, der zwischen ihren Zehen scheuerte, und ging schneller. Weiter vorn gabelte sich der Weg: Links ging es zum See, rechts zurück zum Dorf. An dieser Gabelung begann Lohmüllers Galloway-Weide. Und genau dort entdeckte Dorothee Julika. Sie plauderte mit Gandalf, der gerade Heuballen von einem Hänger lud.
    Die Galloways standen in einiger Entfernung und beobachteten die beiden. Gandalf stach mit einer gefährlich spitzen Heugabel in einen Ballen und wuchtete ihn schwungvoll herunter. Die Muskeln seiner nackten Arme spannten sich beeindruckend, fand Dorothee. Er warf den Ballen zu Boden und bückte sich, um die Schnur aufzuschneiden, die das Bündel zusammenhielt. Wieder spannten sich beeindruckende Muskeln… dieses Mal andere.
    Â» Hallo, Dorothee « , rief er ihr zu, als er sie kommen sah. Nele hatte dafür gesorgt, dass er ihre Namen kannte, er wusste sie sogar zuzuordnen. » Ihr wollt schwimmen gehen, sagt Julika? Wie geil ist das denn! Wie wär’s mit einem Beischwimmer? Ich wünschte, ich könnte mit. «
    Ich wünschte, ich nicht, dachte Dorothee. Aber dass Gandalf sich nach einem Bad sehnte, glaubte sie ihm aufs Wort. Er trug ein enges Feinrippunterhemd, das schweißdurchtränkt war. Dazu hatte er die obligatorische zerrissene Jeans und hohe Gummistiefel an– er sah wie ein Landmannmodel für einen Playgirl-Kalender aus, auf dem er sich gut neben sexy verrußten Feuerwehrmännern und smarten Polizisten mit interessanten Handschellen gemacht hätte.
    Â» Wo habt ihr denn heute meine Nele gelassen? « , fragte Gandalf und hievte den nächsten Heuballen herunter.
    Â» Sie arbeitet « , sagte Julika ein bisschen kurz angebunden, während Dorothee » Meine Nele? Sind wir schon so weit? « dachte.
    Gandalf stützte sich auf die Gabel und wischte sich den Schweiß von der Stirn. » Ich muss weitermachen. Könnte sein, dass wir ein Gewitter bekommen. Hoffentlich nicht, bevor wir nachher das neue Heu reingebracht haben. «
    Â» Gewitter? Der Himmel ist doch strahlend blau! Keine Wolke weit und breit « , wunderte sich Dorothee.
    Â» Na, jetzt noch. Aber es ist so drückend, und das ist immer ein Zeichen, dass sich was zusammenbraut. «
    Gandalf schaute prüfend zum Himmel. Dann kraulte er Primus’ breite Stirn. Der Bulle war nah an ihn herangekommen und lehnte seinen schweren Kopf vertrauensvoll gegen ihn.
    Â» Hoh, hoh « , sagte Lohs Hobbyknecht. » Du bist mein Bester, was, Primus? Warte, ich hab was für dich. «
    Er nahm einen alten, verschrumpelten Apfel vom Hänger, zerbrach ihn und hielt ihn dem Bullen hin, der danach schnappte und dann bedächtig zu kauen begann.
    Julika und Dorothee blieben noch einen Moment abwartend stehen. Aber Gandalf war so damit beschäftigt, seinen Riesenteddy zu knuddeln, dass sie sich überflüssig vorkamen.
    Â» Na dann, man sieht sich « , sagte Julika.
    Sie waren außerhalb seiner Hörweite, als Julika unvermittelt zu kichern begann. » Ich habe Gandalf gefragt, was er eigentlich hauptberuflich macht. Wo er sich doch Hobbyknecht nennt. «
    Â» Und? «
    Â» Er hat Maurer gelernt. Jetzt ist er in Frührente! Mit fünfunddreißig! «
    Dorothee blieb stehen und schaute sie erstaunt an. » Der? Der wirkt doch total gesund. Was hat er denn? «
    Â» Er hat angeblich was mit seinem Rücken. Mein Gott, der muss den Amtsarzt geschmiert haben! « Julika lachte schallend. » Naja, vielleicht war es eine Amtsärztin. «
    Und dann kam zwischen den Bäumen die kleine Badestelle des Sees in Sicht.
    Â» Endlich! « , rief Julika.
    Als sie zum Ufer gingen, wirbelte vor ihnen ein Eispapier her, vermutlich von jemandem zurückgelassen, der hier gebadet hatte. Jetzt dagegen war der See menschenleer. Der Wind hatte aufgefrischt und fuhr über die Wasseroberfläche. Kleine Wellen brachten die Seerosen am anderen Ufer zum Tanzen.
    Rasch stellte Julika die Tasche ab, breitete ihr Badetuch aus und zog sich das Kleid über den Kopf. Ihren Badeanzug trug sie bereits darunter.
    Â» Kommst du? « , fragte

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