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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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verziehen. Beim Haarewaschen werden die Hände gleich mit schön sauber. Sicher, dass du keine Dauerwelle willst? Du hast sehr feines Haar. «
    Â» Ganz sicher « , murmelte Marion und schloss ergeben die Augen.
    Ein paar Minuten später war Gaby mit dem Waschen fertig.
    Â» Ich würd dir einen Kaffee anbieten, aber die Kaffeemaschine ist kaputt « , sagte sie vertraulich, während sie nach einem Kamm griff und anfing, die nassen Haare zu kämmen. » Und Brühen dauert mir zu lang. «
    Â» Macht überhaupt nichts « , gab Marion matt zurück.
    Â» Na, ich versuch schon, Särviss zu bieten « , bemerkte Gaby selbstbewusst. » Sonst bleiben mir die Kunden weg. Du kommst doch aus Berlin. Wie sind denn da jetzt die Salons? Da war ich ewig nicht mehr! Das letzte Mal, als wir uns das Begrüßungsgeld abgeholt haben. « Sie teilte die Strähnen ab, rührte die Farbe an und begann sie mit einem Pinsel aufzutragen.
    Dieses Feld war entschieden zu weit, um die Frage ehrlich zu beantworten, fand Marion. » Wie es da ist? So ähnlich wie hier. Manchmal gibt es beim Waschen noch eine Kopfmassage, und gelegentlich werden Pflegeserien verkauft. «
    Gaby winkte ab. » Ich bin doch kein Massagesalon! Was sollen denn die Leute denken, wenn ich hier massiere! Das geht hier nicht. Ich schneide ja auch Männer! Das würd doch gleich Gerede geben. Und Pflegeserien? Die Proben nimmt nie jemand mit. « Sie zeigte auf eine angeschlagene Emailleschüssel neben der Tür, in der ein kunterbuntes Sammelsurium von Pröbchen, Haarreifen und -spangen lag. » Damit muss ich gar nicht erst anfangen. Das Zeug würde nur rumstehen. Und dann hab ich wieder die Arbeit mit dem Abstauben. Ne, ne, ich hab das immer so gemacht. Das ist eben nicht Stadt hier, sondern Land. Hauptsache, es ist hügenisch, das is’ doch das Wichtigste. Ich meine, Kopfläuse und so sind ja blöd, wenn man die sich einfängt. Ne, ne, das gibt’s bei Gaby nicht! Seid ihr fünf eigentlich verheiratet? Habt ihr die Männer in Berlin gelassen? «
    Gaby sprach undeutlich, weil sie den Metallstiel des Toupierkammes zwischen den Zähnen hatte, während sie emsig Marions Haaransatz bepinselte.
    Der Themawechsel kam so plötzlich, dass Marion einen Moment stutzte. Dann sagte sie steif: » Nein. Wir sind auch ohne Männer glücklich. «
    Â» Ah so. Keine Männer. Hmhm. Na, falls deine Freundinnen auch mal in meinen Salon kommen wollen, dann gern. Aber nicht in der nächsten Zeit. Da hab ich nichts mehr frei. «
    Â» Warum nicht? «
    Â» Na, demnächst ist doch Sommerfest in Wannsee! Dafür wollen sich alle schön machen. « Sie warf einen nachdenklichen Blick ins Regal. » Ich glaub, mein Blond reicht nicht. «
    Morgens Paris, mittags London, abends Wannsee, dachte Marion, als sie später frisch geföhnt in den Spiegel schaute. Zwar war Gabys Ansatzfärbung einen Tick goldstichiger als der aschfarbene Ton, den ihr Haar hatte, aber es ging. Durchaus. Und der Preis, den Gaby Schlomske jetzt nannte, war so moderat, dass den Udo Walzens dieser Welt die Gesichtszüge entglitten wären.
    Marion dagegen lächelte, als sie bezahlte. » Vielen Dank, Gaby, dass das heute geklappt hat. Und viel Spaß noch beim Möhrenverziehen! «
    Â» Ach, dazu ist jetzt zu heiß. Ich geh in die Küche und mach Mittag für Erwin. «
    Â» Erwin? «
    Â» Ja. Erwin. Meinen Erwin. Ich habe einen Mann. Seit neununddreißig Jahren. Und was machst du heute noch Schönes? «
    Â» Vielleicht gehe ich zum See. Mit den anderen schwimmen. «
    Gaby, die gerade das Wechselgeld aus der Tasche ihres Nylonkittels genommen hatte und es abzählte, zuckte zusammen. » Bloß nicht! « , sagte sie erschrocken.
    Â» Wieso? Das macht der Färbung doch nichts. «
    Â» Nein! Wegen dem Wannsee! Der Wannsee, der is’ verflucht! Da sind schon mehrere Leute ertrunken! «
    Â» Wirklich? Wann denn? «
    Â» Das ist schon eine Weile her, Erwins Eltern haben den Jungen noch gekannt. Kaum dass er schwimmen konnte, ist er abgesoffen. Und davor soll es schon mal eine junge Frau gegeben haben! Lieber nicht! Es heißt… « Sie beugte sich vor und raunte Marion verschwörerisch zu: » Der Wannsee sucht sich seine Opfer. «
    Â» Ach wirklich? « Marion lächelte in sich hinein.
    Â» Ja doch, wenn ich es sage! Kannst ja mal hingehen. Da

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