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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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großen Holzboden. Über ihnen flitzten Vögel durch die offene Luke herein und gleich wieder hinaus.
    Â» Mauersegler « , sagte Gandalf, der Neles Blicken gefolgt war. » Sie haben ihre Nester im Dachgebälk. Machen viel Dreck, aber Loh will nichts gegen sie unternehmen. Meine Eltern haben die Nester immer abgestoßen. Aber Loh mag sie. Falls er mal keinen Kalender hat, meint er. «
    Â» Wieso Kalender? « , fragte Nele.
    Â» Weil sie jedes Jahr am 1.Mai zurückkommen. «
    Er ging zu den Heuballen, schnappte sich zwei, trug sie in die hinterste Ecke und legte sie ordentlich nebeneinander. Dann ging er zurück zur Luke, wo Nele stand und hinausspähte.
    Â» Wem gehört eigentlich das ganze Land hier? « , fragte sie und zeigte auf den Flickenteppich aus Weiden, Wiesen, Feldern und Sommerblumen.
    Â» Loh hat zwanzig Hektar. Sein Land zieht sich von hier zur Weide, wo die Galloways stehen und wo wir Heu gemacht haben. Damit kommt er schon zurecht. Aber das Land der anderen Bauern gehört Sauert… Was glaubst du denn, wovon er lebt? Von der Pacht– und davon nicht schlecht, dieser Mistkerl. Was er als Bürgermeister macht, kann man kaum als Arbeit bezeichnen, und mehr tut er ja nicht. Sein Haus hat er praktisch den Wannseern vom Munde abgespart… «
    Ã„rgerlich schimpfte er vor sich hin, Nele schnappte nur einzelne Satzbrocken auf. Sie hatte unkonzentriert zugehört, weil sie schon beim nächsten Thema war.
    Â» Was sind diese Galloways eigentlich für Kühe? Sie sind süß, aber diese Rasse habe ich noch nie gesehen. «
    Â» Das sind Robustrinder, sie stammen aus dem Südwesten Schottlands. Bleiben das ganze Jahr draußen. Sind gut für die mageren Wiesen hier. Futtern alles ab. «
    Â» Aber wie werden sie denn gemolken? « , fragte Nele.
    Kühe waren für sie etwas, das im Stall stand und Milch gab. Oder lila war.
    Â» Gar nicht. Sie werden nicht wegen der Milch gehalten, sondern wegen ihrem Fleisch. Als die Sache mit BSE hochgekocht wurde, hatte Loh es schwer. Da war er kurz vorm Aufgeben. Die Rasse stammt aus England, und da dachte man, sie könnten auch Rinderwahn haben. So ein Quatsch. Es lag doch an dem Futter, und Loh füttert immer nur sein eigenes Bioheu. Aber jetzt reißen sie ihm das Biofleisch aus den Händen. «
    Â» Die Galloways werden gegessen? «
    Â» Na klar. Es ist tolles Fleisch, fast ein bisschen wie Wild. Er kann euch ja mal was verkaufen. «
    Während Nele ihm zuhörte, griff sie schon mal mit einer Hand nach einem Heuballen. Sie wollte ihn hochheben, aber… » Hey, der ist ja schwer « , ächzte sie. Sie musste die zweite Hand zu Hilfe nehmen.
    Â» So im Schnitt wiegen sie zwölf Kilo. Kommt ein bisschen auf die Pressung an. Je härter, desto besser. «
    Gandalf kam auf sie zugestapft und griff nach ihrem Bündel. Nur dass sich dort schon Neles Hände befanden. Also griff er nach ihrer Hand. Und dann zog er Nele über das Heubündel hinweg an sich und küsste sie. Sein Kuss kam unerwartet, war aber hochwillkommen.
    Â» Auf die Pressung kommt es an. Je härter, desto besser. Ich verstehe « , sagte Nele genießerisch und bog den Kopf nach hinten, weil Gandalf jetzt mit der Zunge über ihren Hals fuhr. » Was man als Frau aus der Stadt nicht alles bei euch Jungs auf dem Land lernt. «
    Â» Oh, da gibt es noch mehr zu lernen, mein Schatz. Allerlei über deinen Herrn der Ringe « , murmelte Gandalf und biss sie sanft.
    In diesem Augenblick blitzte es, zwei Sekunden später donnerte es, und zeitgleich begannen einzelne Tropfen zu fallen.
    Gandalf ließ Nele los. » Verdammt! Wir müssen das Heu reinkriegen. Du hast kapiert, wie du stapeln musst? Halt dich ran, okay? «
    In Windeseile kletterte er die Leiter hinunter. Von oben sah Nele ihn aus der Scheune stürmen– und dann regnete es wirklich, nämlich Heuballen. Sie griff sich einen, schleppte ihn in die Ecke, kehrte zurück, stapelte die ersten drei, begann dann mit dem nächsten Stapel, und immer so weiter… weiter… weiter.
    Heu fiel ihr in die Gummistiefel hinein– oder waren es Disteln? So fühlte es sich jedenfalls an. Jeder Schritt wurde zur Qual, weil sich kleine spitze Dornen in ihre schweißnassen Füße bohrten. Draußen mochte der Regen für Abkühlung sorgen, aber unterm Dach war es stickig und staubig. Nele nieste, schwitzte, rieb sich

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