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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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aufs Haus zuschlenderte. Aber wo war Dorothee? Hatten sie nicht zusammen zum Wannsee gewollt?
    Marion stellte das Glas ab, lief nach draußen und ging ihr entgegen.
    Als Julika sie sah, winkte sie ihr zu. » Ciao, Goldilocks! Willst du auch schwimmen gehen? «
    Marion schaute an ihr vorbei in Richtung Wald, aber sah auch dort niemanden. » Nein, eigentlich nicht. Wo hast du denn Dorothee gelassen? «
    Julika zuckte mit den Schultern. » Die ist noch am See. Irgendwie ist sie heute seltsam drauf. Erst wollte sie nicht reingehen, sie hat sich richtig gegrault vor dem Wasser, fand es unheimlich. Kannst du dir das vorstellen? Und dann hat sie sich überwunden. Zuerst war sie ein bisschen unsicher, aber danach immer mutiger, und als ich wegwollte, hat sie gemeint, sie wolle einmal quer rüberschwimmen. Ist ’ne ganze Ecke, finde ich. Besonders für jemanden, der das nicht gewöhnt ist. Aber sie glaubt, ihr Trauma eher besiegen zu können, wenn ihr niemand zuschaut. Sie wollte unbedingt allein sein. Da bin ich gegangen. Sie kommt nach. «
    Marion versuchte erst gar nicht, das beklemmende Gefühl zu unterdrücken, das sie bei Julikas Worten beschlich. » Wir gehen zurück zum See, sofort « , stieß sie aus.
    Â» Was soll ich denn da noch mal? Ich denke gar nicht daran « , protestierte Julika. » Ich will duschen und dann meinen Umberto Eco weiterlesen. «
    Â» Kannst du später machen. Komm schnell, bevor es zu spät ist! Der Wannsee sucht sich seine Opfer! « , erklärte Marion.
    Â» Wie bitte? Du hast zu viel Esoterisches gelesen! «
    Julika sah die Freundin an, als ob sie den Verstand verloren hätte, aber Marion lief schon los. Einen Moment starrte Julika ihr nach, dann beschloss sie, mehr über diese mysteriösen Opfer erfahren zu wollen. Während sie zum See hasteten, berichtete Marion, was Gaby Schlomske erzählt hatte.
    Zuerst lachte Julika. » Und so einen Quatsch glaubst du? « Dann sagte sie nachdenklich: » Obwohl… es stimmt irgendwie. Dorothee war nicht sie selbst vorhin. «
    Â» An diesen tradierten Geschichten ist oft etwas dran « , erwiderte Marion besorgt und ging noch schneller. Sie sah zum Himmel. Die Sonne war verschwunden, dunkle Wolken zogen auf. Es war drückend schwül– und in dieser gewittrigen Stille hörten sie plötzlich ein seltsames Geräusch.
    Â» Was ist das? « , fragte Julika beklommen und blieb stehen. Es wurde lauter und klang… wie das Hecheln einer Hundemeute. Ängstlich spähten sie beide in das Dickicht der Schonung links und rechts des Weges, konnten aber im Dunkel nichts erkennen.
    Â» Gibt’s in der Mark Brandenburg nicht wieder Wölfe? « , flüsterte Marion. Das Hecheln wurde lauter.
    Und dann sahen sie den Krähenschwarm, der dicht über den Kiefernwipfeln hinwegflog. Jeder Flügelschlag in der heißen Luft klang wie ein Atemholen eines wilden Tieres.
    Julika holte tief Luft. » Also wirklich. Du mit deinen Märchen, Marion! Du kannst einem richtig Angst einjagen! Komm, weiter « , sagte sie lauter als nötig.
    Sie kamen an die Weggabelung. Marion zeigte in Richtung Weideland, auf dem in der Ferne zwei Traktoren fuhren. Eine Staubwolke erhob sich in den immer dunkler werdenden Himmel. » Da ist Nele! « , erklärte sie, während sie weitereilten. » Mit dem Hobbyknecht im Heu. «
    Und endlich tauchte vor ihnen der See auf. Sie rannten zur Badestelle. Dort lag Dorothees Handtuch, daneben ihr Rucksack. Aber keine Spur von Dorothee.
    Â» Dorothee? « , rief Marion.
    Sie spähte auf die Wasserfläche hinaus, die wie ein bleierner Spiegel vor ihnen lag. Bei ihrem Ruf platschte es im Schilf neben der Badestelle leise. Eine große dunkle Schlange mit heller Kopfzeichnung glitt ins Wasser und schwamm in Richtung Seemitte.
    Â» Igitt, hier gibt’s Schlangen! Stell dir vor, du ertrinkst und wirst gleichzeitig von einer giftigen Schlange gebissen « , sagte Julika erschrocken. » Dorothee!! Wo bist du? «
    Â» Dorothee!!!!! « Marions Ruf hallte übers Wasser, aber sie erhielt keine Antwort. » Was machen wir denn jetzt? « , fragte sie aufgelöst. » Ob ihr was passiert ist? Ob der Fluch erwacht ist? Wie sollen wir das nur ihren Kindern beibringen, wenn sie ertrunken ist? Dorothee! «
    Â» Mein Gott, brüllt doch nicht so. Hier bin ich « , erklang in diesem Moment eine Stimme hinter ihnen. Dorothee

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