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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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wirbelte.
    Als er sie an den Tisch zurückbrachte und dann wegging, sah Eva ihm hinterher. Er schlenderte zu einem Mann, der allein vor dem Bierstand an einem runden Stehtisch lehnte. Freundschaftlich klopften sie sich gegenseitig auf die Schultern. Sie schienen sich gut zu kennen, aber Eva hatte den Mann noch nie im Dorf gesehen.
    Â» Ich wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst, Eva « , sagte Marion anerkennend.
    Â» Ich tanze wahnsinnig gern « , erwiderte Eva und wandte sich ab. Sie strich sich die dunklen Locken hinters Ohr und zupfte sich das rosa Poloshirt zurecht. » Aber in Berlin wird man ja leider nie aufgefordert. Zu altmodisch. Dabei ist es nett, wenn man gefragt wird. «
    Sie setzte sich wieder neben Nele, die inzwischen schäumte. » Jedes Mal, wenn Gandalf zu mir kommen will, wird er von einer anderen Tussi abgelenkt « , fauchte sie. » Und jede Einzelne küsst ihn ab! «
    Â» Das ist auf Dorffesten bestimmt ganz normal « , sagte Dorothee und gähnte.
    Das wiederum steckte Julika an, die es ihr gleichtat. » Es wird schon dunkel. Mir reicht’s irgendwie. Ich würde lieber auf unserer Terrasse sitzen und auf die Lady warten. «
    Eva hätte überhaupt nichts dagegen gehabt, noch mal mit Loh zu tanzen, sie konnte ihn jedoch nirgends mehr in der Menge entdecken. Außerdem meldete sich jetzt das Bier, und so stand sie auf und sagte: » Ich muss mal kurz verschwinden. «
    Doch Eva kam nicht weit. Als sie am Nachbartisch vorbeiging, schoss eine Hand hervor. Mit eisernem Griff packte Erwin Schlomske sie am Oberarm und zog sie zu sich hinunter, bis sie direkt in sein großes haariges Ohr starrte.
    Â» Du bist doch eine von denen, die in Annas Haus wohnen « , sagte er so leise, dass sie sich anstrengen musste, ihn gegen die laute Musik zu verstehen. » Habt ihr noch was? «
    Eva sah ihn verwirrt an. » Was sollen wir denn haben? «
    Â» Stoff! «
    Â» Was denn für Stoff? « Eva verstand gar nichts.
    Â» Na, du weißt schon « , antwortete er drängend.
    Â» Nein, weiß ich nicht. « Vergeblich versuchte Eva, Erwin ihren Arm zu entziehen.
    Â» Brand! Anna hatte den besten Apfelschnaps weit und breit « , wisperte er. » Massenweise hat sie den gebrannt. Jedes Jahr. Wenn ihr noch was habt, kauf ich es sofort. Alles, was noch da ist. Aber nicht Gaby sagen! «
    Â» Anna hat gebrannt? Darf man das denn? Und wo hat sie das gemacht? « , fragte sie leise.
    Erwin fuhr sich begierig mit der Zungenspitze über die Lippen. » In ihrer Scheune. Und was heißt darf… Natürlich darf man das nicht. Aber unser Dorfschnüffler hat nie was mitbekommen. «
    Â» Woraus brennt man eigentlich Schnaps? «
    Erwin Schlomske sah Eva fast mitleidig an. » Aus Apfelwein. Vergorenem Apfelsaft. «
    Eva fielen plötzlich die bauchigen Flaschen in der Speisekammer ein, die sie immer noch nicht ausgeleert hatten. Endlich ließ Erwin sie los. Sie rieb sich den Arm.
    Â» Was ist denn, Erwin? « , fragte Gaby Schlomske jetzt von der Seite und sah Eva misstrauisch an.
    Â» Nichts, nichts, Schatz « , beeilte er sich zu sagen. » Die junge Dame hier wollte nur wissen, wo sie mal austreten kann. «
    So eine miese Ausrede, dachte Eva. Denn keine zwanzig Meter weiter reihte sich Dixiklo an Dixiklo. Nur ein Blinder konnte die blauen Häuschen nicht sehen.
    Als Eva zurückkam, sah sie als Erstes Neles strahlendes Gesicht. Gandalf war an ihren Tisch gekommen– endlich! Aber irgendwas schien nicht in Ordnung zu sein. Er beugte sich kurz zu Nele hinunter, dann war er schon wieder weg.
    Neles Gesicht verdüsterte sich. » Von mir aus können wir gehen « , sagte sie abrupt, » mir reicht’s endgültig. «
    Â» Was hat Gandalf denn zu dir gesagt? « , fragte Eva gegen den Lärm, als sie sich in Richtung Straße durchkämpften.
    Â» Er hat heute Abend keine Zeit für mich « , antwortete Nele verärgert. » Er muss irgendetwas anderes tun! «
    Und genau in diesem Moment entdeckten sie den Hobbyknecht: Breitbeinig und mit verschränkten Armen stand er vor einem Tisch, an dem drei Leute saßen: Bürgermeister Sauert mit einem ausgesprochen verkniffenen Gesichtsausdruck, der dicke Polizist und ihnen gegenüber die junge zarte Frau, die Eva an ihrem ersten Tag beim Schlachter gesehen hatte– Dani. Trotz der Sommerwärme trug sie ein Kleid mit langen Ärmeln und

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