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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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in den Kessel, der auf dem Tisch stand. Schweigend standen sie da und beobachteten, wie das Thermometer langsam stieg. Und dann war es endlich bei 68Grad.
    Â» Jetzt wird’s spannend « , rief Eva. » Schaut! «
    In den kupfernen Auffangbehälter tropfte Flüssigkeit. Erst sehr langsam, dann etwas schneller. In der Scheune machte sich der Geruch von warmem Apfelsaft und beißendem Alkohol breit.
    Â» Bäh, das ist das Teufelszeug! « , sagte Nele und hielt sich die Nase zu. » Ist es eigentlich gefährlich, das einzuatmen? «
    Â» Ich würde es nicht schnüffeln « , sagte Marion. » So. Das Thermometer ist bei 75Grad. Jetzt lasst uns das Methanol wegkippen. « Sie nahm den Behälter unterm Tropfrohr weg und ging nach draußen.
    Â» Kipp es links ins Beet! « , rief Eva ihr nach. » Vielleicht verrecken davon die Quecken! Ich hasse dieses Unkraut! «
    Â» Zumindest werden sie blind « , murmelte Dorothee.
    Mit dem leeren Kupfertopf kehrte Marion zurück und stellte ihn wieder hin. Munter tropfte es weiter, während Eva das Thermometer im Auge behielt. Stieg es auf über 80Grad, kühlte sie, damit das Wasser nicht anfing zu kochen.
    Nele spähte in den Kupfertopf, in dem sich nun klare Flüssigkeit befand. » Ich probier mal. « Sie tunkte den Finger hinein und lutschte ihn ab. » Hilfe! « , keuchte sie. » Ist das scharf! «
    Â» Je länger der Brennvorgang dauert, desto schwächer wird es, steht im Buch. Da kommt immer auch etwas Wasserdampf mit rein « , sagte Marion. » Schmeckt es denn? «
    Â» Wenn du scharf und brennend magst, dann ja « , sagte Nele und wischte sich die Tränen aus den Augen. » Mir persönlich schmeckt Apfelkorn vom Discounter besser. «
    Â» Geh nicht mehr mit dem Finger rein « , wies Dorothee sie zurecht. » Das macht man nicht. «
    Â» Keine Angst, in dem Zeug haben Bakterien kaum eine Chance « , erwiderte Nele spitz. » Damit kannst du Wunden desinfizieren. «
    Â» Deshalb heißt es ja auch Wundbrand « , witzelte Marion.
    Â» Riechen tut es jetzt besser. Hmmmh, gut. Nach Apfel und Schnaps und Sommer « , fand Julika und schnupperte. » Einen halben Liter haben wir bestimmt schon. «
    Â» Dann ab damit in die erste Flasche. Hey, das macht echt Spaß! « Evas Wangen glühten, ihre Augen blitzten vor Vergnügen.
    Julika griff nach einer der vielen Halbliterflaschen, die sie in der Speisekammer gefunden, gründlich gereinigt und in die Scheune gebracht hatten, füllte den Brand ab und verkorkte ihn energisch.
    Â» Numero uno. «
    Und so machten sie weiter. Als das Aroma nachließ, das vom Brand aufstieg, beschloss Eva, den Inhalt der zweiten Glasflasche zu destillieren.
    Vormittag und Mittag verrannen, während in der Scheune die Temperatur durch das Feuer unter dem Kupferbehälter stieg. Schwitzend füllten sie eine Flasche nach der anderen. Dorothee brachte die Ausbeute in die Speisekammer. Der Nachmittag brach bereits an, als Eva das Gas abdrehte. Die Flamme erlosch.
    Â» So, das war’s « , sagte sie hochzufrieden. » Wie viel ist es denn geworden, Dorothee? «
    Dorothee hatte gerade die letzte Batterie Flaschen ins Haus gebracht. » Haltet euch fest « , sagte sie andächtig. » Es sind vierundzwanzig! «
    Â» Das reicht ja, um das ganze Dorf ins Delirium zu versetzen « , fand Marion.
    Â» Genau das wird Anna gemacht haben « , spekulierte Nele und montierte das Kupferrohr von der Destille ab. » Kein Wunder, dass alle ein bisschen wehmütig sind, wenn ihr Name fällt. «
    Â» Besonders Erwin Schlomske « , meinte Eva. » Kommt, wir machen sauber. Es reicht für heute. «
    Â» Geht klar, du Meisterbrennerin « , sagte Julika, und Marion fügte hinzu: » Ich wette, es gibt nicht viele Frauen, die Schnaps brennen. Mädels, wir haben Neuland betreten! «
    Â» Genau. Für diesen feministischen Einsatz wird dir jede männliche Leber danken « , sagte Nele.
    Â» Das war der erste Erntestreich « , sagte Nele und spähte vorsichtig über Evas Schulter in die Speisekammer, wo die Flaschen sauber aufgereiht im Regal standen. Noch immer erfüllte sie die Erinnerung an die Mäuse mit Grauen.
    Â» Lasst uns unseren Brand probieren « , schlug Eva vor.
    Â» Muss der nicht eine Weile lagern? « , fragte Dorothee skeptisch.
    Â» So stand es im Buch. Ja. Ein Jahr wäre

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