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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Freunde « , sagte d’Artagnan,
ohne sich die Mühe zu machen,
Porthos sein Verhalten zu erklären,
» einer für alle, alle für einen!
Das soll unser Wahlspruch sein,
einverstanden? «
    Alexandre Dumas
    Â» In Kuba werden die Leute reihenweise blind von gepanschtem Fusel. In Russland auch. Wenn sie nicht gleich sterben! « Dorothee war besorgt.
    Â» Ja, weil die Kubaner und Russen schon besoffen sind, wenn sie den Schnaps brennen « , sagte Marion trocken.
    Das Sommerfest lag einige Wochen zurück. Während im Obstgarten die Äpfelchen ordentlich gewachsen waren, hatten die Freundinnen lange hin und her diskutiert, ob sie sich ans Schnapsbrennen wagen sollten. Julika und Dorothee waren dagegen gewesen, die anderen drei dafür. Sie hatten nichts unversucht gelassen, die beiden Zögernden zu überzeugen, wobei sie mehr oder weniger logisch vorgegangen waren. Einmal zum Beispiel hatte Eva Julika vor dem Beet überrascht, in dem inzwischen der Rittersporn blühte. » Blau wie das Mittelmeer « , hatte Julika sehnsüchtig gemurmelt, während sie versunken die üppigen tiefblauen Blüten betrachtet hatte. Blau? Das hatte Eva als Stichwort genommen, Julika für ihr Vorhaben zu gewinnen.
    Nele hatte sich um Dorothees Zustimmung bemüht. » Das staubt ja mehr, als die Polizei erlaubt « , hatte Dorothee ungehalten an einem heißen Nachmittag protestiert. Sie war gerade dabei gewesen, frisch gewaschene Wäsche aufzuhängen, während ein Bauer auf einem nahegelegenen Feld das reife Getreide gemäht hatte. Schon war Nele zur Stelle gewesen, um sie davon zu überzeugen, dass es ja eigentlich nicht wirklich ungesetzlich war, Alkohol für den eigenen Gebrauch zu brennen.
    Zum Schluss hatten sie einfach abgestimmt. Und dann hatte Eva ein schlaues Schnapsbrennen-für-Dummies -Buch bestellt. Zusammen hatten sie es durchgearbeitet, bis sie sicher waren, zumindest theoretisch alles verstanden zu haben.
    Heute nun standen sie zu fünft in der Scheune um die aufgebaute Destillieranlage herum. Damals hatte Eva sich auf Thermometer, Rohre und Kessel keinen Reim machen können. Jetzt schon. Licht fiel durch die offen stehende Tür in den schummrigen Raum, und das Kupfer blitzte auf. Dorothee hatte kapituliert und es sich nicht nehmen lassen, die Anlage auf Hochglanz zu polieren. Kupfer musste es sein, weil das beim Brennen für den besten Geschmack sorgte. So stand es in dem Buch.
    Â» Hast du denn nicht zugehört, Dorothee? Es kommt auf die Grundlage an. Die muss aus Früchten sein, die wenig Methanol-Bindung haben. Zuckerrohr und Kartoffeln haben viel, Äpfel haben wenig– es sei denn, du haust Blätter und Zweige mit in den Saft rein « , erklärte Marion geduldig. » Methanol ist giftig. Davon kann man blind werden oder sogar sterben. Es siedet bei 68Grad, Ethanol erst bei 75. Das ist das Zeug, was wir haben wollen. Natürlich nicht reines Ethanol, sondern mit einem schönen Apfelaroma. Da müssen wir eben genau aufs Thermometer schauen. Den Vorbrand kippen wir weg, das klappt schon. «
    Â» Außerdem wird Anna doch gewusst haben, was sie macht. Ich habe noch keinen Blinden im Dorf gesehen, also wird sie wohl kein Methanol gebrannt haben « , ergänzte Nele.
    Â» Wir sollten vielleicht auf dem Buchenfriedhof schauen, ob da etwas über Todesursachen der Verstorbenen steht, bevor wir anfangen « , schlug Julika vor. Sie war immer noch nicht von ihrem Vorhaben überzeugt.
    Eva dagegen wurde schon ungeduldig. » Ach was! « Ein letztes Mal schaute sie in das aufgeklappte Buch, das vor ihr auf dem Schuppentisch lag. » Lasst uns noch mal checken, ob wir alles haben. Alles aufgebaut? Ja. Ersatzgefäß, wenn wir eins wegnehmen? Flaschen, in die wir den Brand füllen? Ja. Wasser, um runterzukühlen? Ja. Die Maische oder wie man das vergorene Zeugs nennt, ist wo? «
    Â» Hier « , sagte Marion und zeigte auf die vier bauchigen Flaschen.
    Es war nicht leicht gewesen, sie in den Schuppen zu schleppen– Eva hatte den Verdacht, dass Anna die Hilfe von Gandalf und Loh nicht nur beim Grasmähen in Anspruch genommen hatte.
    Â» Alles da « , sagte sie. » Okay. Jetzt geht’s los. « Sie drehte die Gasflasche auf und entzündete die Flamme unter dem Kupferbehälter. » Kippt die Plörre rein. «
    Mit vereinten Kräften gossen Dorothee, Marion und Julika den Inhalt der ersten Flasche

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