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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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mich mal. Dafür braucht ihr Weiber einen richtigen Mann « , sagte Gandalf und nahm Marion das Feuerzeug aus der Hand.
    Sie hob die Augenbrauen und musterte ihn von Zopf und Dreitagebart bis hinunter zu der zerrissenen Jeans. Im Gegensatz zu Loh, dessen dunkle Haare noch feucht vom Duschen waren und der in sauberer Jeans und T-Shirt gekommen war, hatte der Hobbyknecht sich nicht umgezogen. Und sich offensichtlich auch nicht die Mühe gemacht, sich zu waschen, denn seine Hände waren schwarz wie die Teerpappe, die er den ganzen Tag über auf das Dach genagelt hatte.
    Â» Ach, du glaubst, wir Frauen wären zu dumm, um ein ordentliches Feuer zu machen? « , fragte Marion honigsüß, während er den weißen Block anzündete, auf den sie zuvor vorbildlich geknülltes Papier, dünne Holzspäne und dickere Holzscheite geschichtet hatte. Daneben stand die Tüte mit Grillkohle bereit.
    Die Flammen loderten auf, genau so, wie sie es geplant hatte, genau so, wie sie bei unzähligen Grillfeuern auf Klassenfahrten aufgelodert waren, die Marion organisiert hatte.
    Â» Das hab ich nicht gesagt. Das Herdfeuer von mir aus. Aber Grillen und Lagerfeuer, das ist doch Männersache. Du verstehst schon, was ich meine « , sagte er.
    Klar, Marion verstand: Gandalf war ein Macho– und Ironie war an ihm komplett verschwendet.
    Punkt sechs waren die beiden herübergekommen, Loh mit einem großen Strauß Sonnenblumen, die jetzt in einem Steintopf auf dem Tisch standen, mit strahlend gelben Blütenblättern und samtig-braunem Innenleben.
    Â» Im Gegensatz zu den Leuten, die frech mit ihrem Wagen an das Feld fahren, um Riesensträuße zu klauen, darf ich sie pflücken « , hatte er erklärt, als er sie Eva überreicht hatte. » Ich bau sie schließlich selbst an. «
    Als das Holzfeuer heruntergebrannt war, schüttete Gandalf die Grillkohle auf. Sie hatten den Tisch im Apfelgarten gedeckt, in respektvoller Entfernung zu den schwirrenden Hornissen im Klarapfelbaum.
    Â» Loh, wir haben uns gefragt, was Anna eigentlich mit den vielen Äpfeln gemacht hat. Weißt du das? « , erkundigte sich Eva, als sie sich hinsetzten. » Was wir gestern und heute verarbeitet haben, war ja nur ein Bruchteil. Da kommt noch viel, viel mehr. Wie konnte das eine einzelne Frau bewerkstelligen? «
    Loh, entspannt in einem Gartenstuhl zurückgelehnt, überlegte kurz. » Das Fallobst hat Anna jedes Jahr verschenkt. Sie hat es aufgesammelt und in Kiepen vors Haus gestellt « , sagte er. » Man konnte sich nehmen, so viel man wollte. Ich habe jeden Tag einen Korb für die Gallos bekommen. «
    Â» Primus ist verrückt nach Äpfeln, und Erwins Schafe sind es auch « , mischte Gandalf sich ein. Mit einer Bierflasche in der Hand ( » Na hör mal! Echte Kerle nehmen doch kein Glas! « ) stand er neben dem Grill und bewachte die Thüringer, die leise zischend vor sich hin brutzelten. » Und Wehnerts Schweine erst recht. «
    Â» Es war ein bisschen wie die fünfte Jahreszeit, wenn die Äpfel in Annas Garten reif wurden « , sagte Loh und schaute die Baumreihe entlang. » Egal, was im Dorf gerade los war, wer gerade auf wen sauer war– irgendwann ab Ende Juli hieß immer: Hast du gesehen? Anna stellt raus. «
    Â» Und was war mit den Äpfeln, die nicht als Fallobst bei den Tieren gelandet sind? Hat sie die auch verschenkt? « , fragte Eva weiter nach.
    Â» Nein, die nicht. Viele hat sie zur Mostpresse gebracht und den Saft dann zu Wolter’s in den Laden gegeben « , überlegte Loh. » Dafür bekam sie Rabatt. Diese Abmachung hatten sie, solange ich denken kann. Annas Apfelsaft war der beste. Ich schätze mal, jeder im Dorf hat noch ein paar Flaschen davon im Keller. «
    Â» Und einen Teil hat sie… « , rief Gandalf vom Grill rüber, nahm die ersten Würstchen herunter und legte sie auf eine Platte, » …vergären lassen und dann gebrannt. Schade, dass das vorbei ist. «
    Â» Nein, wirklich! Schwarzbrennen ist doch verboten « , sagte Nele gespielt entsetzt und nippte an ihrem Wasser. Keine von ihnen schien heute große Lust auf den Prosecco zu haben, den Dorothee im Cooler auf den Tisch gestellt hatte.
    Â» Ja, wirklich « , sagte Loh und grinste quer übers Gesicht. » Schon der Rauch, der beim Brennen vom Schuppen aufstieg, hat mich fast besoffen gemacht. Er hatte immer eine ganz spezielle

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