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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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dass es keinen fadenscheinigen Teppich gab, sondern frisch abgezogene Holzdielen. Die einzigen Möbelstücke waren eine abgewetzte Cordsamtcouch vor dem Fenster, auf der Caruso zusammengerollt schlief, und ein Regal. Darin stand eine Musikanlage von einem sehr teuren Hersteller, ringsherum lagen stapelweise CD s.
    Â» Musik? « , fragte Loh, wartete Evas Antwort aber nicht ab. Er hantierte an der Anlage, und einen Moment später erklangen Bachs Brandenburgische Konzerte.
    Â» Wie passend! « , sagte Eva lachend. » Ich habe mich schon gefragt, was du hörst, wenn du auf dem Feld arbeitest. Auf Klassik wäre ich nicht gekommen. «
    Â» Vermutet man nicht bei einem Bauern, meinst du? Ich habe immer schon Musik gemocht, sogar mit dem Gedanken gespielt, Musik zu studieren. Das wäre aber nur gegangen, wenn wir den Hof aufgegeben hätten. Und das konnte ich meiner Familie nicht antun. Also bin ich geblieben. Das ist für mich die Musik, die zur Landschaft passt. Schön, oder? «
    Er machte eine Handbewegung in Richtung Abendhimmel und abgeerntetem Feld, von dem in diesem Moment ein Schwarm Krähen aufflog.
    Er stand so dicht neben Eva, dass sie seine Wärme fühlte. Es war eine stille, intime Situation. Sie schienen im Gleichklang zu atmen. Ob er mich jetzt küsst?, dachte Eva.
    Aber da wandte Loh sich wieder ab. » Ich hole mal das Kochbuch. « Weg war er, und Eva fragte sich, wie sie mit ihren zweiundvierzig Jahren die Situation so missdeuten konnte.
    Kurz darauf kehrte Loh zurück und drückte ihr eine zerfledderte Loseblattsammlung zwischen zwei alten Pappdeckeln in die Hand. Vorsichtig blätterte Eva die vergilbten Seiten um. Einige Rezepte begannen mit » Man nehme… « , andere bestanden nur aus knappen Zutatenlisten und Gradangaben. So als ob die Köchin wusste, was sie machen sollte, und weitere Erklärungen überflüssig waren.
    Â» Du kannst es behalten. Ich brauche es nicht mehr « , erklärte Loh. » Ich koche nur selten, und wenn, bestimmt nicht nach Rezept. Ich dachte, Anja wollte es haben, aber sie… « Mitten im Satz brach er ab. Er mied Evas Blick, als er zur Anlage ging und sie ausschaltete, aber sie spürte gleich, dass sie jetzt besser keine Fragen stellen sollte. » Lass uns wieder rübergehen « , sagte er in die plötzliche Stille.
    Nele hätte sie beide wahrscheinlich mit hochgezogenen Augenbrauen empfangen, wäre sie nicht viel zu beschäftigt damit gewesen, sich unauffällig-auffällig an Gandalf zu kuscheln. Er hatte seinen Stuhl dicht an ihren gerückt und den Arm besitzergreifend auf die Rückenlehne gelegt. Und die brandneuen knallroten Cowgirlstiefel, die in dem Päckchen gewesen waren und die sie nun zu ihrem kurzen Sommerkleid trug, schienen ihm sehr zu gefallen.
    Irgendwer– wahrscheinlich Dorothee– hatte Windlichter auf den Tisch gestellt, die den Platz unter den Bäumen sanft erhellten. Von ihr selbst war nichts zu sehen, dafür aber zu hören: In der Küche klapperte Geschirr.
    Â» Sie kann’s nicht lassen « , sagte Julika achselzuckend zu Eva, als sie und Loh sich wieder hinsetzten. » Wenn sie nicht sofort nach dem Essen abwäscht, fehlt ihr was. Sie hat ihre Familie zu lange umsorgt, um es bei uns anders zu halten. «
    Â» Das ist nicht fair, was du sagst, Julika « , rügte Marion. » Sie hat einen Haushaltsplan aufgestellt, damit es genau so nicht abläuft. Eigentlich sind wir die Antifeministinnen, wenn wir aus Bequemlichkeit auf Dorothees Geduld setzen. «
    Â» Und wer ist heute dran? «
    Â» Ich « , sagte Nele in einem Ton, der die Rückfrage, warum sie dann hier mit Gandalf saß und nicht allein in der Küche stand, strengstens verbot.
    In diesem Moment schellte es an der Haustür. Die Frauen sahen sich überrascht an.
    Â» Wer kann denn das sein? So spät? « , fragte Marion.
    Sie lauschten. Die Tür wurde geöffnet, leises Gemurmel erklang. Dann trat Dorothee auf die Terrasse, noch mit dem Geschirrtuch in der Hand. Neben ihr stand die hübsche blonde Lehrerin Leonore Wehnert und spähte suchend zu ihnen hinüber.
    Nele spürte plötzlich einen kalten Hauch. In Erinnerung daran, wie innig Leonore Gandalf auf dem Sommerfest geküsst hatte, setzte sie sich aufrecht hin.
    Â» Was will die denn hier? « , fragte sie leise. » Die sucht doch bestimmt dich, Gandalf. «
    Der Gedanke schien ihm

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