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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Haufen. » Pökeln, einmachen, einlegen… musste ja alles sein, bis die Tiefkühltruhen erfunden wurden. «
    Â» Und die Supermärkte « , meinte Nele und hielt sich eine dünne Apfelscheibe wie eine sehr futuristische Sonnenbrille vors Auge. » Ich frage mich, wie Pökelapfel schmeckt. «
    Â» Meine Oma hat grüne Bohnen immer eingemacht « , fuhr Eva fort. » In ihrem Schrebergarten wuchsen sie wie verrückt. Ich glaube, es waren Buschbohnen. Sie haben gut geschmeckt. Dazwischen hatte sie Bohnenkraut gesät. « Sie ließ das Messer sinken und sah nachdenklich auf die Beete.
    Â» Vergiss es « , meinte Julika und schnitzte an einem Apfelstück herum, bis es vage an einen Stiefel erinnerte. » Ich habe zwar keine Ahnung, wann Bohnen wachsen. Aber wir haben Ende Juli, da pflanzt man nicht mehr, da erntet man nur noch. «
    Â» Dann versuche ich es eben nächstes Jahr auf dem Balkon « , sagte Eva trotzig.
    Dorothee ließ das Messer sinken. » O Gott. «
    Â» Was ist? « , fragte Marion alarmiert.
    Dorothee zeigte in Richtung Obstgarten. » Da! Im Baum! «
    Jetzt sahen es auch die anderen. Zwischen den Zweigen des Klarapfelbaumes– unter dem schon wieder einige Äpfel im Gras lagen– summten Insekten. Sie sahen aus wie Wespen. Nur viel, viel größer.
    Â» Das sind ja Monster! « , stieß Nele aus.
    Â» Mutanten! « , rief Marion.
    Â» Wespenköniginnen? « , riet Julika.
    Â» Glaube ich nicht. Dazu sind es zu viele « , meinte Dorothee. » Da gibt’s ja immer nur eine von. «
    Eva beobachtete, wie sich einige Insekten aus der Baumkrone lösten und in Richtung Schuppen schwirrten, von dort flogen welche zum Baum. Sie legte das Messer hin und stand auf.
    Â» Ich frage mich… «
    Â» Die stechen dich ab, Eva! « , » Bleib hier! « , » Bist du verrückt? « , riefen die anderen ihr hinterher, aber Eva achtete nicht auf sie. Behutsam folgte sie dem Brummer, der vor ihr hersurrte. Er verschwand hinter dem Schuppen.
    Eva blieb stehen und suchte die hölzerne Rückseite mit Blicken ab.
    Â» Ganz oben, links. Hinter dem Holunderstrauch « , sagte jemand leise hinter ihr. Sie wirbelte herum. Loh stand mit einer Werkzeugkiste in der Hand regungslos im Schatten der Scheune.
    Â» Loh! Du hast mich erschreckt! «
    Â» Entschuldigung. Das wollte ich nicht. Aber ich beobachte sie schon eine Weile. Es wird jeden Tag größer. Es ist das erste Mal, dass sie es hier bauen. Sonst waren sie bei mir auf dem Heuboden. Jedes Jahr an einer anderen Stelle « , sagte er und stellte die Werkzeugkiste vorsichtig ab.
    Was wird jeden Tag größer?, wollte Eva gerade fragen, doch da sah sie es selbst– ein kunstvolles Gebilde, das halb an der Schuppenwand, halb am Dachüberstand hing, verborgen hinter dem Holunderstrauch, dessen Blütendolden so schön geduftet hatten.
    Das Gebilde war so groß, dass es kaum in einen Eimer gepasst hätte. Es sah aus wie aus grauem Papier gefaltet, mit Rundungen, Ecken und Kanten, ein bisschen wie eine Miniaturgemeinschaftsarbeit von Hundertwasser und Jahn, dem Architekten des Sony-Gebäudes.
    Â» Das ist ein Hornissennest. Schön, oder? « , sagte Loh und beobachtete, wie die Tiere hinein- und wieder herauskrabbelten.
    Â» Um Gottes willen! Die sind doch gefährlich! Was machen wir denn jetzt? « , fragte Eva erschrocken.
    Loh sah sie an. » Stören sie dich denn? «
    Â» Nein, nicht, wenn sie da oben bleiben. Aber Hornissen– sind die nicht aggressiv? «
    Â» Nicht, wenn du ihnen nicht zu nah kommst. «
    Â» Aber sie fliegen in unseren Bäumen herum! Wenn wir Äpfel ernten, kommen wir ihnen zu nah! «
    Â» Zu nah heißt, dass du ihren Larven zu nah kommst. Ihrem Nest. Ihrem Nachwuchs. Ihrer Brut. In euren Bäumen jagen sie nur und knabbern an den Ästen und Äpfeln. Das machen sie jedes Jahr im Obstgarten. Das war bei Anna auch nicht anders. «
    Vorsichtig ging Eva einige Schritte zurück. » Was jagen sie denn? «
    Â» Kleine Insekten. Ihre Larven brauchen tierisches Eiweiß, die ausgewachsenen Tiere ernähren sich von süßen Säften. Sie machen eine ganz schöne Sauerei. « Loh zeigte auf die Erde hinter dem Holunderbusch. » Ein Volk verputzt pro Tag ein Pfund Insekten. Das ist praktisch. Man hat weniger Mücken. Oder in euerm Fall weniger Schädlinge an den Apfelbäumen.

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