Eva und die Apfelfrauen
mit dem Packen anfangen. «
» Wirklich? « Julikas Worte gaben Eva einen Stich.
» Ja, wirklich. So schön es mit euch ist, ich vermisse Berlin. Im Internet über Ausstellungen und Kinofilme zu lesen ist ein magerer Ersatz. Irgendwann reicht es mir mit frischer Luft, Blümchen und stiller DorfstraÃe. Und dass wir zusammen kochen, macht SpaÃ, aber sich in einem eleganten Restaurant bedienen zu lassen, fände ich auch mal wieder schön. « Sie seufzte, und es klang tatsächlich ein bisschen wehmütig.
» Und ich, ich bräuchte beim BogenschieÃen einen Meister, der es mir erklärt. So laienhaft, wie ich das mache, wird das nichts mit meiner Erleuchtung. Da wirdâs höchstens was mit einem Tennisarm. Und meine Tai-Chi-Gruppe fehlt mir auch. Wir haben uns immer sonntags im Tiergarten getroffen. Hoffentlich habe ich mir nicht schon komplett falsche Bewegungsabläufe angewöhnt « , bemerkte Marion und machte kreisende Bewegungen mit den Armen. Es sah aus, als putze sie ein besonders schmutziges, unsichtbares Fenster.
» Ich finde es hier herrlich « , erklärte Dorothee kategorisch.
» Du findest es überall herrlich, wo du jemanden bemuttern kannst « , erfasste Julika scharfsinnig. » Aber dazumusst du nicht auf dem Land wohnen. Das geht überall. «
» Ach komm, mach mich nicht gluckiger, als ich bin « , beschwerte sich Dorothee. » Ich habe mich geändert, ist dir das nicht aufgefallen? «
Es stimmte. Sie hatte sich die Kritik ihrer Freundinnen zu Herzen genommen und telefonierte nur noch selten mit Mimi. Es war nicht leicht gewesen, ihren liebevollen Kontrollmodus abzustellen, und allein hätte sie das wahrscheinlich nicht geschafft. Aber nun hatte sie seit über zwei Wochen nichts mehr von ihrer Tochter gehört, und auch die Telefonate davor waren ungewöhnlich kurz gewesen. Mimi hatte offensichtlich verstanden, warum Dorothee sich zurückhielt. Es tat Dorothee ein bisschen weh, aber sie wusste: Es war gut und richtig so. Mimi war schlieÃlich eine erwachsene Frau. Sie brauchte sie nicht mehr.
15. Kapitel
Ein Appel am Tach hält den Doktor in Schach.
Redewendung aus Brandenburg
Fünf Frauen, zwei Salate, eine Kräuterbutterâ kein Problem. Es war eine ihrer leichtesten Ãbungen, am nächsten Tag alles für das Essen vorzubereiten. Einen heiklen Moment gab es nur, als Dorothee am späten Nachmittag in einem ärmellosen Oberteil aus ihrem Zimmer kam und auf dem Treppenabsatz auf Nele traf, die sich ebenfalls umgezogen hatte. Neles Blick sprach Bände, und Dorothee begriff sofort, wahrscheinlich, weil er ihre eigenen Befürchtungen bestätigte. Sie hatte schlieÃlich einen Spiegel in ihrem Zimmer.
» Meine Oberarme? So schlimm? « , fragte sie mit banger Stimme. » Ich war mir nicht sicher⦠aber es ist so warm⦠Und ich habe im Moment diese Hitzewellen⦠Es geht nicht, oder? Du meinst, wer Ãpfel verarbeitet, sollte lieber seine Orangenhaut verbergen? « Dorothee hob ihre Arme an. Dass sie bis jetzt immer T-Shirts mit kurzem Arm getragen hatte, machte es noch schlimmer: Durch die braunen Unterarme wurden ihre weiÃen Oberarme nur noch mehr betont.
Nele, knackig braun in ihrem ebenfalls ärmellosen orangefarbenen Baumwollkleid, wiegte bedächtig den Kopf, auf der Suche nach Worten, die die Freundin nicht verletzten. » WeiÃt du, es gibt immer drei Bilder von einem selbst. Eins, wie wir glauben auszusehen, eins, wie die anderen uns sehen, und eins, wie wir wirklich sind. Ich glaube, diese Bluse gehört in die erste Kategorie. Ich würde an deiner Stelle etwas Langärmeliges anziehen. Deine Oberarme sindâ sehr wenig definiert. «
Resigniert verschwand Dorothee wieder in ihrem Zimmer. » Definiert! Das klingt so nach Mathe! Was für ein ScheiÃalter, wenn man sich zwischen Zellulitis und aufsteigender Hitze entscheiden muss! Ich bin schon seit Jahren unsichtbar für Männer, da ist es doch wohl egal, ob ich hässlich oder hübsch unsichtbar bin⦠« , murmelte sie vor sich hin.
Aber Nele hörte sie. Ich werde die Zeit, in der mir überhaupt noch Blicke zugeworfen werden, nutzen, schwor sie sich. Und heute Abend damit anfangen! Heute würden die Freundinnen endlich erfahren, was in dem geheimnisvollen Päckchen war, das sie sich letztens hatte schicken lassen.
Hoffentlich gefiel der Inhalt auch Gandalf.
» Lass
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