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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Kleinen wieder an der Hand, ging mit ihm zur Sicherheitszentrale und zeigte Jan Henry sein eigenes Bild auf dem Monitor. Jan Henry blieb stehen und winkte in die Kamera. Dann gingen sie zum Fahrstuhl. Danach begleitete Sejer ihn noch bis zum Friseur und lieferte ihn drinnen ab. Jan Henry setzte sich auf ein geblümtes Manilasofa. Auf dem Rückweg machte Sejer Riesenschritte.
    In seinem Büro griff er sofort zum Telefonbuch. Der Name Liland kam sechsmal vor, in einem Fall hieß eine Firma so. Er ließ den Finger über die Nummern gleiten, fand die auf seinem Zettel jedoch nicht. Das war seltsam. Und es waren auch nur Männernamen. Er zögerte kurz, nahm dann den Hörer ab und wählte die Nummer, die auf dem Zettel stand. Es schellte einmal, zweimal, dreimal, er blickte kurz auf die Uhr und zählte die Klingeltöne, beim sechsten nahm endlich jemand ab. Ein Mann.
    »Larsgård«, sagte er.
    »Larsgård?«
    Es wurde für einen Moment still, während Sejer sich fragte, ob er diesen Namen schon einmal gehört hatte. Er glaubte nicht. Er schaute aus dem Fenster auf den Platz unten, starrte nachdenklich den großen Springbrunnen an, in dem das Wasser fehlte, er wartete auf den Frühling, wie sie alle.
    »Ja. Larsgård.«
    »Wohnt bei Ihnen jemand namens Liland?« fragte Sejer gespannt.
    »Liland?«
    Der andere schwieg kurz, dann räusperte er sich.
    »Nein, mein guter Mann. Das nicht. Jetzt nicht mehr.«
    »Nicht mehr? Ist Liland vielleicht umgezogen?«
    »Naja, das läßt sich vielleicht so sagen. Ziemlich weit weg sogar, in die Ewigkeit, nämlich. Ja, sie ist tot, es war meine Frau. Sie hieß mit Mädchennamen Liland. Kristine Liland.«
    »Das tut mir wirklich leid.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, aber das ist für mich wirklich kein Trost.«
    »Ist sie vor kurzem gestorben?«
    »Nein, Himmel, sie ist schon seit Jahren tot.«
    »Ach? Und sonst heißt bei Ihnen niemand so?«
    »Nein, ich wohne hier ganz allein. Seit ihrem Tod lebe ich allein. Mit wem spreche ich eigentlich? Worum geht es?«
    »Polizei. Es geht um einen Mordfall, und dabei gibt es ein Detail, das ich überprüfen muß. Darf ich bei Ihnen vorbeikommen und Ihnen alles erklären?«
    »Ja, sicher, kommen Sie nur. Ich bekomme nicht oft Besuch.«
    Sejer notierte die Adresse und überlegte, daß die Fahrt wohl eine halbe Stunde dauern werde. Er verschob den Magneten auf der Anwesenheitstafel, gab sich zwei Stunden, packte seine Jacke am Kragen und verließ sein Büro. Ein Schuß in den Ofen, dachte er. Aber immerhin kam er auf diese Weise aus dem Haus. Er saß nicht gern still, er betrachtete nicht gern von oben durch verstaubtes Glas Dächer und Baumkronen.
    Dann fuhr er wie immer langsam durch die Stadt, die endlich Farbe bekam. Die Parkverwaltung hatte schon zugeschlagen, sie hatten überall Petunien und Tagetes gepflanzt, wahrscheinlich würde alles erfrieren. Er selber wartete immer bis nach dem Nationalfeiertag am 17. Mai. Er hatte zwanzig Jahre gebraucht, um dieser Stadt sein Herz zu öffnen, aber jetzt hielt sie es besetzt, nach und nach hatten ihn einzelne Stellen angerührt, zuerst die alte Feuerwache, dann die Hügel hoch über der Stadt, auf dieser Seite mit alten Villen bebaut, mehrere dieser alten Herrschaftshäuser dienten jetzt als exklusive Galerien und Büros, während die Hügel auf der Südseite vor allem mitHochhäusern bebaut waren, in denen sich die Einwanderer und Asylbewerber der Stadt sammelten, mit allem, was an blöden Vorurteilen und dem daraus entstehenden Ärger dazugehörte. Inzwischen hatten sie auch ihre eigene Stadtteilpolizei, und die machte sich nicht schlecht. Auch die Brücke mit den schönen Skulpturen und dem großen Marktplatz, den Stolz der Stadt, mochte er gern, mit dem komplizierten Muster der Pflastersteine. Im Sommer verwandelte der Platz sich in ein Füllhorn voller Früchte, Gemüse und Blumen. Im Moment tuckerte der kleine Zug einher, wie immer, wenn der Sommer im Anmarsch war, einmal hatte er mit Matteus damit einen Ausflug gemacht, aber es war gar nicht leicht gewesen, seine langen Beine in dem winzigen Wagen unterzubringen. Jetzt war der Zug besetzt von verschwitzten Müttern und rosa Gesichtchen mit Schnullern und Häubchen, es ruckelte ziemlich heftig auf dem unebenen Boden. Sejer ließ das Zentrum hinter sich und fuhr zuerst zu seiner eigenen Wohnung. Kollberg konnte einen kleinen Ausflug vertragen, überlegte er, der war viel allein. Er nahm die Leine, befestigte sie an Kollbergs Halsband und lief die Treppen

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