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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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der im Fluß gefunden wurde. Er ist nicht gerade beim Angeln ins Wasser gefallen. Das war vor sechs Monaten. Am Abend, an dem er verschwunden ist, hat er seiner Frau gesagt, er wolle jemandem sein Auto zeigen. Also einer Person, die sich dafür interessierte. Der Mann hat sich Namen und Telefonnummer dieser Person auf einem Zettel notierte. Diesem Zettel. Mit dem Namen Liland und Ihrer Telefonnummer, Larsgård. Können Sie das erklären?«
    Der Alte schüttelte den Kopf, Sejer sah, wie er die Stirn runzelte.
    »Das will ich gar nicht erst versuchen«, sagte Larsgård mit ganz leicht schroffem Tonfall. »Denn ich begreife davon nicht das geringste.«
    Ganz weit im Hinterkopf erinnerte er sich an einen Anrufer, der sich verwählt hatte. Und es war um ein Auto gegangen. Wie lange war das her? Vielleicht ein halbes Jahr, vielleicht sollte er das erwähnen. Er erwähnte es nicht.
    »Aber vielleicht hatte Ihre Frau Verwandte namens Liland?«
    »Nein. Sie war ein Einzelkind. Der Name existiert in der Verwandtschaft nicht mehr.«
    »Aber jemand hat ihn benutzt. Wahrscheinlich eine Frau.«
    »Eine Frau? Liland ist doch ein häufiger Name.«
    »Nein. In dieser Stadt heißen nur fünf Leute so. Und keiner hat diese Telefonnummer.«
    Der Alte nahm eine Zigarette aus der Packung auf dem Tisch, und Sejer gab ihm Feuer.
    »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Es muß ein Irrtum sein. Und Tote kaufen keine Gebrauchtwagen. Außerdem konnte sie nicht einmal fahren. Meine Frau, meine ich. Er hat sein Auto wohl nicht mehr verkaufen können, wo er doch tot aufgefunden wurde? Sicher weil die Nummer nicht stimmte.«
    Sejer schwieg. Er sah den Alten an, solange der redete, danach ließ er nachdenklich seinen Blick über die Wände wandern, er packte die Armlehne seines Sessel fester und spürte plötzlich, wie sich in seinem Nacken die Haare sträubten. Über dem Kopf des Alten hing ein kleines Gemälde. Es war in Schwarzweiß mit ein wenig Grau gehalten, ein abstraktes Bild, der Stil kam ihm seltsam bekannt vor. Er schloß kurz die Augen und öffnete sie dann wieder.
    »Da haben Sie ja ein ganz besonderes Bild über dem Sofa hängen«, sagte er leise.
    »Kennen Sie sich mit Kunst aus?« fragte Larsgård eifrig. »Finden Sie dieses Bild gut? Ich habe der Kleinen immer wieder gesagt, sie soll mit Farben malen, dann verkaufen sich ihre Bilder vielleicht. Sie versucht, davon zu leben, meine Tochter. Ich kenne mich ja nicht weiter mit Kunst aus, ich kann also nicht sagen, ob ihre Bilder etwas taugen, aber sie malt schon seit Jahren, und reich ist sie noch nicht geworden.«
    »Eva Marie«, sagte Sejer leise.
    »Eva, ja. Wieso? Kennen Sie meine Eva? Kann das denn möglich sein?«
    Larsgård rutschte auf dem Sofa hin und her, er schien aus irgendeinem Grund beunruhigt zu sein.
    »Ja, ein bißchen, durch Zufall. Ihre Bilder sind gut«, sagte Sejer schnell. »Die Leute sind einfach nur ein bißchen langsam. Warten Sie nur ab, Sie wird schon noch Erfolg haben.«
    Er kratzte sich ungläubig die Wange. »Sie sind also der Vater von Eva Magnus?«
    »Ist Ihnen das vielleicht nicht recht?«
    »Doch, durchaus«, sagte Sejer. »Sagen Sie, sie heißt nicht vielleicht mit zweitem Namen Liland?«
    »Nein. Sie heißt nur Magnus. Und sie kann sich jedenfalls kein neues Auto leisten. Sie ist jetzt geschieden, lebt allein mit ihrer Kleinen, Emma. Meinem einzigen Enkelkind.«
    Sejer erhob sich, ignorierte die verwunderte Miene des Alten und trat dicht vor das Bild an der Wand. Er betrachtete die Signatur. E. M. Magnus. Die Buchstaben waren spitz und schräg, sie erinnerten ein bißchen an Runen, fand er, und betrachtete wieder den Zettel. LILAND. Genau die gleichen Buchstaben. Man brauchte nicht einmal Graphologe zu sein, um das zu sehen. Er holte Atem.
    »Sie haben allen Grund, um auf Ihre Tochter stolz zu sein. Ich wollte mich wirklich nur nach diesem Zettel erkundigen. Sie kennen diese Handschrift also nicht?«
    Der Alte gab keine Antwort. Er hatte den Mund verzogen und sah aus, als fürchte er sich plötzlich.
    Sejer steckte den Zettel in die Tasche.
    »Ich will Sie nicht weiter stören. Ich weiß ja jetzt, daß ein Irrtum vorliegen muß.«
    »Stören? Sind Sie verrückt, was glauben Sie wohl, wie oft Leute wie ich Besuch bekommen?«
    »Vielleicht schaue ich noch einmal vorbei«, sagte Sejer, so lässig er konnte. Er ging so langsam zur Tür, daß Larsgård ihn begleiten konnte. Auf der Treppe blieb er stehen und starrte auf die Felder. Konnte fast nicht begreifen,

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