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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Hängearsch? Geld hatte der jedenfalls nicht. Hast du übrigens Hunger?«
    Kollberg bellte.
    »Ich auch. Aber wir müssen erst nach Engelstad. Danach machen wir es uns gemütlich, wir können auf dem Heimweg beim Seven Eleven anhalten. Ein Schweinekotelett für mich, und Trockenfutter für dich.«
    Kollberg winselte.
    »Das war nur ein Scherz. Zwei Schweinekoteletts, und ein Bier für jeden.«
    Glücklich legte der Hund sich wieder hin. Er hatte kein Wort verstanden, aber der Tonfall seines Herrn beim letzten Satz hatte ihm gefallen.
    ---
    E va starrte den Fremden an. Hinter ihm stand ein blauer Saab, und auch den kannte sie nicht.
    »Entschuldigung«, stammelte sie. »Ich dachte, Sie seien jemand anders.«
    »Ach ja? Und warum hast du das gedacht, Eva?«
    Unsicher zwinkerte sie mit den Augen. Und dann kam ihr ein schrecklicher Verdacht. Dieser Verdacht traf ihr Gehirn wie ein Blitzschlag, ihr Gesicht erstarrte und fühlte sich an wie dickes Papier. Nach sechs Monaten war der Zettel aufgetaucht, sie hatte keine Ahnung, woher. Nach sechs Monaten stand der Mann vor ihrer Tür, den sie erwartet hatte. Sie hatte geglaubt, er habe aufgegeben. Der Mann kam zwei Stufen höher und stützte sich mit einer Hand gegen den Türrahmen. Sie spürte seinen Atem.
    »Weißt du, was ich neulich auf dem Dachboden gefunden habe? Als ich Majas Sachen aufgeräumt habe? Ich habe ein Bild gefunden. Ein ziemlich spannendes Bild übrigens, und dein Name stand unten in einer Ecke. Daran hatte ich nicht gedacht. Sie hat dich an dem Abend erwähnt, als sie mich anrief, hat gesagt, daß ihr euch in der Stadt begegnet seid. Es war an dem Abend, du weißt schon – an dem Abend vor ihrem Tod. Eine alte Jugendfreundin, sagte sie. Eine von der Sorte, denen ihre Freundin alles erzählt.«
    Seine Stimme schien einem Kriechtier zu gehören, sie war schuppig und verrostet.
    »Du solltest nicht überall deine Bilder herumliegen lassen, noch dazu mit Signatur. Ich wollte einige Möbel herausholen und verkaufen, und da stand das Bild. Ich hatte dich gesucht, seit sechs Monaten suche ich dich. Es war nicht leicht, es gibt so viele Evas. Wie war das denn, Eva, war die Versuchung zu groß? Sie hat dir von ihrem Geld erzählt, nicht wahr, und dann hast du sie umgebracht?«
    Eva mußte sich gegen die Wand lehnen.
    »Ich habe sie nicht umgebracht!«
    Er starrte sie aus schmalen Augen an. »Darauf scheiße ich! Das Geld gehört mir!« Sie wich in den Flur zurück und schlug die Tür zu. Die hatte ein Schnappschloß. Eva taumelte ins Wohnzimmer, sie hörte, wie er sich am Schloß zu schaffen machte, ganz leise zuerst, vielleicht hatte er einen Dietrich. Sie vergeudete ihre Zeit nicht. Sie lief die Kellertreppe hinunter, stürmte weiter, preßte sich an der alten Hobelbank vorbei und fand den Hauptschalter für den Strom. Alles wurde schwarz. Jetzt ging er mit schwererem Werkzeug auf die Tür los, es dröhnte und kratzte. Sie tastete sich zur Kellertür vor, hinter ihren Schläfen kochte es, die Tür war seit Jahren nicht mehr geöffnet worden, vielleicht war sie abgeschlossen, vielleicht mit einem Hängeschloß, sie wußte es nicht mehr, aber die Tür führte in eine Wildnis von Garten, und hinter der Hecke lagen der Garten der Nachbarn und eine Seitenstraße, durch die sie fliehen konnte. Oben hörte sie immer wütendere Geräusche von Metall, das Holz durchschlug, vielleicht hatte er eine Axt. Sie fand den Riegel, der quer über der Tür verlief, hoffte, daß die Tür nicht abgeschlossen war, konnte kein Schloß finden, aber der Riegel bewegte sich nicht, er war sicher festgerostet. Rasch zog Evaeinen Schuh aus und schlug mit dem Absatz auf die Tür ein, schlug und schlug, während der Mann oben die Tür einschlug und ins Wohnzimmer rannte, und endlich bewegte sich der Riegel. Sie drückte vorsichtig dagegen, denn jetzt war der Mann stehengeblieben, er schien zu lauschen, jeden Moment konnte er die Kellertreppe entdecken, und dann würde er sich denken können, daß sie hier unten in der Dunkelheit stand, daß es hier unten vielleicht eine Tür zum Garten gab, sie konnte den Riegel nicht verschieben, solange der Mann so still dastand. Sie wartete darauf, daß er wieder einige Schritte machte, und das tat er, er näherte sich der Treppe, seine Sohlen schlurften über das Parkett, sie zog den Schuh wieder an und drückte die Tür mit der Schulter auf, hoffte, die Tür werde nicht knirschen, aber das tat sie, ein kreischender, jammernder Lärm hallte im Keller

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