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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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des produktiven Egoisten. Zitat Charles Morice.«
    »Da komme ich wohl nicht mehr ganz mit. Es klingt ja spannend, aber es bringt doch nichts,, wenn niemand deine Bilder kauft.«
    »Ich kann nicht die Bilder malen, die die Leute haben wollen«, sagte Eva resigniert. »Ich muß die Bilder malen, die ich will. Sonst ist das doch keine Kunst. Sondern Bestellungen. Illustrationen, die die Leute sich übers Sofa hängen wollen.«
    »Ich habe einige Bilder in meiner Wohnung«, sagte Maja mit einem Lächeln. »Ich wüßte gern, was du davon hältst.«
    »Mm. So, wie ich dich kenne, sind das schöne bunte Bilder von Vögeln und Blumen und so.«
    »Genau. Sollte mir das jetzt peinlich sein, was meinst du?«
    »Möglicherweise, vor allem, wenn du viel dafür bezahlt hast.«
    »Das habe ich.« Eva schmunzelte.
    »Ich dachte, Maler malen mit dem Pinsel«, sagte Maja plötzlich. »Nimmst du nie einen Pinsel?«
    »Nie. Bei meiner Technik ist alles schon da, wenn ich mit Kratzen anfange. Alles Licht, und alle Dunkelheit. Ich brauche es nur bloßzulegen, es hervorzuholen. Das ist spannend, ich weiß nie, was ich finden werde. Ich habe versucht, mit dem Pinsel zu malen, aber das hat nichts gebracht, der Pinsel kam mir vor wie eine künstliche Verlängerung meines Arms, ich komme nicht dicht genug heran. Alle finden ihre eigene Technik, und ich habe meine gefunden. Und meine Bilder sehen nicht so aus wie die von anderen. Ich muß so weitermachen. Früher oder später werde ich ins Schwarze treffen. Bei irgendeinem Kunsthändler, der gerade auf meine Arbeiten anspringt und mir eine Chance gibt. Und für mich eine Ausstellung arrangiert. Ich brauche zwei gute Zeitungskritiken und vielleicht ein Interview, dann kommt der Ball ins Rollen. Ich bin ganz sicher, und ich werde nicht aufgeben. Auf keinen Fall!«
    Ihre Hartnäckigkeit wuchs, als sie das alles sagte, und das war ein gutes Gefühl.
    »Könntest du nicht ein bißchen arbeiten, ich meine in einem normalen Beruf, damit du ein Einkommen hast, und dann abends malen oder so?«
    »Zwei Jobs? Wo ich doch mit Emma allein bin? Soviel Energie habe ich einfach nicht, Maja.«
    »Ich habe auch zwei Jobs. Etwas muß ich doch auf meine Steuererklärung schreiben.«
    »Und was machst du?«
    »Arbeite beim Notruf für vergewaltigte Frauen.«
    Eva mußte über dieses Paradoxon lachen.
    »Das ist überhaupt kein Widerspruch. Ich mache gute Arbeit«, sagte Maja energisch.
    »Das bezweifle ich ja auch gar nicht. Ich wette, daß ist genau richtig für dich. Aber deine Kolleginnen wissen doch garantiert nicht, was du sonst noch machst!«
    »Natürlich nicht. Aber ich bin besser auf diesen Job vorbereitet als die meisten anderen Frauen. Ich kenne die Männer, und ich kenne ihre Motive.«
    Sie tranken weiter Kaffee und achteten nicht auf das Geschehen an den anderen Tischen, die Menschen kamen und gingen, die Tische wurden abgeräumt und füllten sich wieder, draußen floß der Verkehr. So war es immer gewesen, wenn sie zusammen waren, sie vergaßen alles andere.
    »Weißt du noch, wie wir Kartoffelmehl ins Walfängerdenkmal gekippt haben, damit es aussah wie Ohrenquallen?« lachte Eva.
    »Und weißt du noch, wie wir Haarspray in StandesBienenkörbe gesprüht haben«, fragte Maja.
    »Und wie du dir siebzehn Bienenstiche eingefangen hast?«
    »Ja, danke«, Eva lächelte. »Und du hast mich in einer Schubkarre nach Hause gefahren und die ganze Zeit geschimpft, weil ich so geheult habe. Das waren noch Zeiten! Ich hatte einundvierzig Fieber. Mein Vater hat damals mit dem Gedanken gespielt, mir den Umgang mit dir zu verbieten. Ich begreife übrigens nicht, wie du das ausgehalten hast, wieso du es nicht satt gekriegt hast, mich überall hin mitzuschleppen. Ich konnte ja nicht mal irgendwelche Jungs an Land ziehen.«
    »Nein, du hast dich mit denen begnügt, die ich angeschleppt habe. Und die waren vielleicht nicht alle gleich gut.«
    »Natürlich nicht. Du hast den Hübschen behalten, und ich hab’ dann seinen Kumpel gekriegt. Aber ohne dich wäre ich wahrscheinlich immer noch Jungfrau.«
    Maja bedachte sie mit einem schrägen Blick.
    »Du siehst eigentlich ziemlich gut aus, Eva. Vielleicht solltest du einem Maler Modell stehen, statt selber zu malen?«
    »Ha! Weißt du, was die verdienen?«
    »Es wäre jedenfalls eine feste Einnahme. Auf jeden Fall würde es dir nicht schwerfallen, Kunden zu kriegen, wenn du der Versuchung nachgibst und dich mit mir zusammentust. Ich habe noch nie eine Frau mit so langen

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