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Evas Auge

Evas Auge

Titel: Evas Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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gelegen. Oder war es ganz einfach so, Frau Magnus, daß Sie Frau Durbans Partnerin waren, und daß Sie sich die Wohnung geteilt haben? Und haben Sie wie Maja als Prostituierte gearbeitet, um Ihre Kasse aufzubessern?«
    »NEIN!«
    Eva sprang auf. Ihr Stuhl kippte nach hinten.
    »Nein, das habe ich nicht! Ich wollte nichts damit zu tun haben. Maja hat versucht, mich zu überreden, aber ich wollte nicht!« Eva zitterte wie Espenlaub und war kreideweiß im Gesicht.
    »Maja wollte mich immer zu irgendwas überreden, sie kam auf die seltsamsten Ideen. Einmal, als wir dreizehn waren …«
    Eva schluchzte auf.
    Sejer starrte leicht verlegen die Tischplatte an und wartete. Solche Ausbrüche waren ihm eben peinlich. Eva sah plötzlich so jämmerlich aus. Ihr Turban war aufgegangen und hing ihr auf die Schultern, ihre Haare waren triefnaß.
    »Ab und zu frage ich mich«, flüsterte sie, »ob Sie glauben, daß ich es war.«
    »Diese Möglichkeit haben wir natürlich in Betracht gezogen«, sagte er leise, »und dabei denke ich nicht daran, ob Sie ein Motiv hatten oder ob Sie fähig sind, einen Mord zu begehen. Um solche Fragen kümmern wir uns später. Vor allem wollen wir wissen, wer in der Nähe des Opfers war, wer ganz praktisch die Möglichkeit hatte, diesen Mord zu begehen. Dann kümmern wir uns um das Alibi. Und ganz zum Schluß«, er nickte, als er das sagte, »fragen wir nach dem Motiv. Im Moment geht es also um die Tatsache, daß Sie am fraglichen Abend bei Maja waren, kurz vor ihrem Tod. Aber ich möchte eins ganz klar stellen – wir sind sicher, daß Maja von einem Mann ermordet worden ist.«
    »Ja«, sagte Eva.
    »Ja?«
    »Ich meine, das war doch einer von ihren Kunden?«
    »Glauben Sie das?«
    »Ja, ich – war das denn nicht so? Es hat doch in den Zeitungen gestanden!«
    Er nickte und beugte sich vor. Er riecht gut, dachte sie, er hat Ähnlichkeit mit Papa, als Papa noch jünger war.
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Sie setzte sich wieder, strengte sich bis aufs Äußerste an und näherte sich in winzigen Schritten der Wahrheit. Jetzt müßte sie alles erzählen, so, wie es gewesen war, an dem Abend, als sie auf dem Hocker gesessen hatte. Und er würde fragen, warum in aller Welt sie das nicht sofort gesagt habe. Und das, dachte sie, liegt daran, daß ich eine haltlose Person bin, ein Mensch ohne Disziplin und Charakter, unzuverlässig, feige, von zweifelhafter Moral, der sich nicht für eine alte Freundin einsetzt, die ihr doch soviel bedeutet hat, ein Mensch, der das Vermögen dieser Freundin an sich reißt, Eva mochte es fast nicht glauben, es war unerträglich.
    »Wir haben wirklich wenig Geld, Emma und ich«, murmelte sie. »Das war immer schon so, seit Jostein weggegangen ist. Ich habe Maja davon erzählt. Sie meinte, ich könnte das Problem doch auf ihre Weise lösen. Ich könnte das andere Zimmer haben. Wir waren im Hannas und ziemlich blau. Ich habe mir ihren Vorschlag wirklich überlegt, ich hatte alles so satt, und ich konnte die schlaflosen Nächte, die Drohungen im Briefkasten und das abgesperrte Telefon nicht mehr ertragen. Also haben wir verabredet, daß ich sie besuchen soll – und die Sache ausprobieren. Maja wollte mir helfen. Mir zeigen, wie das abläuft.«
    »Ja?«
    »Ich war schon angetrunken, als ich bei Maja eintraf, ich wollte nicht nüchtern werden, denn dann würde mir der Ernst der Lage erst richtig bewußt werden, also war ich wie verabredet bei Maja, und ich wollte wirklich …«
    Sie unterbrach sich, weil ihr jetzt eine Tatsache in all ihrer Entsetzlichkeit aufging. Sie war eine potentielle Nutte. Und er wußte das jetzt auch.
    »Aber dann konnte ich es trotzdem nicht. Maja gab mir zum Ausnüchtern eine Cola, und dann verließ mich der Mut. Ich überlegte mir, daß mir doch Emma weggenommen werden könnte, wenn das bekannt würde. Mir wurde richtig schlecht, und dann bin ich weggelaufen. Aber vorher hat Maja mir noch einiges erklärt.«
    »Was meinen Sie mit ›erklärt‹?«
    »Also, sie hat mir die Arbeit erklärt, wie die abläuft.«
    »Hat sie Ihnen das Messer gezeigt?«
    Eva zögerte kurz.
    »Ja, sie hat mir das Messer gezeigt. Sie sagte, es sei nur zur Warnung und zur Abschreckung. Ich lag auf dem Bett. Und da habe ich Angst bekommen«, sagte Eva rasch. »Da habe ich beschlossen, es doch nicht zu tun. Ich begreife nicht, woher Sie das alles wissen, ich begreife überhaupt nichts mehr.«
    »Das Messer hat ihr ja wohl nicht sehr viel geholfen?« fragte Sejer.
    »Nein,

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