Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war
Haaren, spielte Heart and Soul, ein Überbleibsel aus seiner Kindheit. Es war eine einfache Melodie mit abgehackten Tönen, keine komplizierten Akkorde, wie wir sie bei Lehrerin Sheila gelernt hatten, die den Ton in die Länge zog, indem sie das Pedal trat. Michael und Aaron standen hinter ihm und trommelten mit den Fingern im Takt der Melodie, von Zeit zu Zeit wippten sie mit dem Kopf. Selbst Leifs normalerweise verstocktes Starren wirkte sanfter, als er sich an das Klavier lehnte und zufrieden sein Bier schlürfte.
Ich zog Arden hoch. »Du weißt doch noch, wie Wiener Walzer geht, oder?«, fragte ich.
Während der meisten Kurse hatte Arden auf dem Deckel ihres Notizbuchs herumgekritzelt und undefinierbare Kleckse auf dem Seitenrand hinterlassen. Doch beim Tanzen konnte sie sich nicht verstecken. Jedes Mädchen bekam eine Partnerin zugeteilt und es wurde von jedem Mädchen erwartet, dass sie das Kinn hochhielt und Haltung zeigte, während sie über den Rasen schwebte.
Ardens Lippen waren noch immer zu einem Strich zusammengepresst, doch sie ließ sich von mir zum Klavier ziehen. Berkus spielte das Lied noch einmal und ich brachte unsere Arme in die richtige Position und bedeutete ihr mit einer Geste, ihre Hand in meine zu legen. Caleb blieb stehen und sah uns mit schief gelegtem Kopf zu. Wir machten den ersten Schritt, die Jungen traten zur Seite, als ich Arden durch den Raum führte, leichtfüßig an den Regalen vorbeitanzte, den Rücken durchgestreckt und lachend.
»Heart and Soul«, sang ich. »I saw you standing there, heart and soul, you look just like a bear.«
»Quatsch, da kommt kein Bär drin vor!« Arden lachte. Sie ließ den Kopf zur Seite fallen und ließ sich von mir drehen. Die Jungen jubelten, als ich Arden mühelos nach hinten fallen ließ, und als ich uns auf der Stelle herumwirbelte, klatschten sie. Während ich mit ihr Richtung Küche tanzte, nahm ihr Gesicht einen ernsthaften Ausdruck an. »Wegen vorhin –« Sie sah über meine Schulter zu Kevin, der sich auf die Tanzfläche gewagt hatte und mit einem Bier in der Hand eine tollpatschige Pirouette drehte. »Ich glaube, ich bin immer noch ein bisschen durch den Wind und diese ganze Gefühlsduselei ist vielleicht nur eine Nachwirkung der –«
»Ich weiß«, unterbrach ich sie. »Mach dir keinen Kopf.« Es entstand eine lange Pause, die Klaviertöne hallten zwischen uns, während wir zu den Jungen zurücktanzten, unsere Tanzschritte nun langsamer als zuvor. Schließlich lächelte sie mich dankbar an.
Bei unserer von der Musik und den Zurufen angefeuerten letzten Drehung kam Caleb im Tanzschritt quer durch den Raum auf uns zu. Hinter ihm versuchten sich Michael und Charlie an rhythmischen Bewegungen, Michael vollführte auf dem Boden wilde Rückendrehungen.
»Kann ich um diesen Tanz bitten?«, fragte Caleb. Er hielt mir die Hand entgegen und wartete auf meine.
»Ich weiß nicht, ob du das kannst«, zog ich ihn auf, ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Es war diese unbeholfene Ausdrucksweise, mit der uns die Lehrerinnen in der Schule immer aufzogen.
Caleb nahm meine Hand in seine und drückte sie fest, dann zog er mich an sich. Hinter uns fingen die Jungen zu johlen an. Aaron legte die Finger an die Lippen und stieß einen lauten Pfiff aus.
»Ich geh mal davon aus, dass ich das kann.« Er lächelte, als sich mein Körper an seinen schmiegte.
Als Berkus Heart and Soul nicht weiterspielte, sondern ein langsameres, zögernderes Lied anschlug, legte ich mein Gesicht an Calebs Brust. Sein Handballen passte genau in die Wölbung meiner Wirbelsäule. Sein Atem wärmte meinen Nacken. Er war kein schlechter Tänzer, aber es kam mir komisch vor, von jemandem geführt zu werden. Immer war ich es gewesen, die die Schritte vorgegeben hatte und die Richtung. Diejenige, die ihre Partnerin schnell und elegant herumgewirbelt hatte.
»Bist du froh, dass du mitgekommen bist?«, flüsterte er mir ins Ohr.
Die anderen beobachteten uns noch eine Weile, bis sie schließlich begriffen, dass außer Vor- und Zurückschwingen und einem gelegentlichen Seitwärtsschritt nichts passieren würde. Es war nicht der große Auftritt, den Arden und ich hingelegt hatten.
»Ja, bin ich«, erwiderte ich.
Berkus räumte seinen Platz am Klavier und kletterte auf die Veranda hinaus. Arden und ein paar andere folgten ihm und stürzten sich in den provisorischen Swimmingpool vor dem Haus.
»Ich bin auch froh, dass du gekommen bist.« Caleb veränderte seine Haltung,
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