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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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West.« Sie fuhr sich mit den Händen durch das dicke schwarze Haar, ihre Arme waren so mager, dass sich ihre Schulterknochen als zwei deutliche Knoten abzeichneten. Ihre dunkelbraune Haut war schuppig und schälte sich an Ellbogen und Knien. Sie schien ungefähr dreizehn zu sein. »38° 35’ N, 121° 30’ W, so haben die Lehrerinnen sie genannt.«
    Ich wusste, dass diese Ziffern etwas zu bedeuten hatten. Unsere Lehrerinnen benutzten sie ebenfalls, wenn sie über die Schule sprachen, aber ich hatte ihre Bedeutung nie herausgefunden. Wir waren immer 39° 30’ N, 119° 49’ W gewesen.
    »Du bist also geflohen«, stellte Arden fest.
    »Ich musste da raus.« Das Mädchen verkroch sich wieder in eine Ecke des Käfigs und wich unserem Blick aus.
    Ich warf Arden einen Blick zu und war froh, dass wir nicht die einzigen Mädchen waren, die die Wahrheit über die Schulen herausgefunden hatten. Ich sah auf Larks Beine, die an vielen Stellen voll roter Schrammen waren, so hatten meine in jenen ersten Tagen in der Wildnis auch ausgesehen. Ihre Arme waren von Moskitostichen übersät und durch ein Loch in einem ihrer Leinenschuhe lugte ihr großer Zeh.
    »Wie bist du hierhergekommen?«, fragte ich.
    Lark rieb über die Haut um ihre Augen, wo die Tränen angetrocknet waren und feine weiße Salzspuren hinterlassen hatten. »Ich habe ein Loch in der Mauer gefunden. Es war nicht mal dreißig Zentimeter breit und sie waren gerade dabei, es zu reparieren. Sie nagelten es für die Nacht zu, um die Hunde abzuhalten, aber ich bin hindurchgekrochen.« Sie deutete auf die Seite ihres Kittels, wo der Stoff zerrissen war und ihre nackte Hüfte herausschaute. »Danach bin ich gerannt, bis ich ein Haus gefunden habe, in dem ich schlafen konnte. Das war, glaube ich, vor vier Tagen, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Wo hat er dich gefunden?«, fragte Arden und deutete mit einem Kopfnicken auf Fletcher. Er ließ seinen fleischigen Arm aus dem Fenster baumeln und hob ihn immer wieder zum lauten Geplärr aus dem Autoradio.
    Lark umschlang ihre Knie mit den Armen und rollte sich in Embryohaltung zusammen. »Ich sah einen Wasserkanister draußen auf der Straße stehen. Ich hatte solchen Durst, ich war den ganzen Tag in der Sonne gelaufen. Aber es war eine Falle. Er muss mir gefolgt sein.«
    Als der Laster über ein Schlagloch rumpelte, machte mein Magen einen Satz. Ich klammerte mich an die Gitterstäbe, auch wenn sie die empfindliche Haut an meinen Handflächen verbrannten. »Hast du anderen von den Zwangsschwangerschaften erzählt?«, erkundigte ich mich. »Versuchen noch mehr Mädchen zu fliehen?«
    Lark sah mich fragend an. »Zwangsschwangerschaften? Wovon redest du?«
    »Von den Säuen«, sagte Arden laut, um sicherzustellen, dass das Wort trotz Musik und Motor zu hören war. Larks Miene blieb jedoch verständnislos. »Deshalb bist du doch geflohen – ihr wart als Gebärmaschinen vorgesehen.«
    Lark drückte ihre Nägel gegen die Metallladefläche und richtete sich auf. »Nein«, erwiderte sie, in ihrer Stimme schwang ein harter Unterton mit. »Ich bin deshalb geflohen.« Sie drehte sich um und zeigte uns bläulich schwarze Umrisse auf der Rückseite ihrer Oberarme. Es handelte sich unübersehbar um Fingerabdrücke. »Sie wartete immer, bis die anderen gegangen waren, bevor sie mich schlug. Ich wollte mir eine andere Schule suchen – wo es besser ist. Ich wollte diese Frau nie wiedersehen.«
    Arden öffnete den Mund und wollte etwas sagen, sie brannte darauf, Lark von den Vitaminen und Fruchtbarkeitsmitteln und den schrecklichen Sälen mit den Metallbetten zu erzählen, doch ich hielt abwehrend die Hand hoch. Bei allem, worauf ich mich bei Arden verlassen konnte, gehörte Sensibilität nicht zu ihren Stärken.
    »Lark«, sagte ich langsam und sah dem Mädchen in die Augen. »Die Mädchen in diesen Schulen – ich war eines davon – werden niemals einen Beruf erlernen. Hier draußen nennt man uns Säue und wir waren dazu bestimmt, Kinder zu produzieren. So viele wie möglich, um die Stadt aus Sand wieder zu bevölkern.«
    Arden konnte nicht länger an sich halten. »Sie werden uns in die Stadt bringen. Eve wird dem König übergeben werden und uns beide bringen sie sofort in die Schulen zurück, in diese Betten.« Ihr versagte die Stimme, als sie das sagte.
    »Nein«, erwiderte Lark. Sie riss mit den Zähnen einen abgestorbenen Hautfetzen von ihrer Fingerspitze ab und spuckte ihn aus. »Das kann nicht stimmen.«
    »Ich wollte es auch nicht

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