Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
»Jetzt.«
    Ich rannte los, mein Körper hatte kein Gewicht mehr, als ich über abgebrochene Äste und durch Dornengebüsch flitzte und tiefer in den verkohlten Wald vordrang. Ich streckte die Arme im Dunkeln aus, um meinen Weg zu ertasten.
    »Ihr kleinen –«, brüllte Fletcher hinter uns her, seine schweren Stiefel stapften über die Lichtung. »Ich schneide euch die Kehle durch!«
    Lark und Arden rannten durch den Wald, irgendwo in der Schwärze liefen sie schließlich in entgegengesetzte Richtungen. Kurz darauf krachte der erste Pistolenschuss durch die Luft und brachte sogar die Vögel und Insekten zum Schweigen. Ich stürzte zu Boden. Hoffentlich schrie Arden nicht auf! Doch es waren nur Fußschritte zu hören, knackende Äste und Flechters lautes Keuchen hinter mir. Ich kroch auf allen vieren weiter durchs Unterholz, doch Fletcher kam immer näher. Sein Schatten schlängelte sich im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch und bewegte sich unaufhaltsam vorwärts.
    Als ich mich aufrichtete, verdrehte ich mir den Knöchel. Dort, jenseits des verkohlten Waldes, grüßte mich ein Licht im Fenster eines Hauses. Ich konnte nur die vordere Veranda erkennen, das massive Dach aus Teerpappe verdeckte die dunkle Umgebung.
    »Kommt zurück!«, grölte er.
    Ich fühlte meinen Puls in Fingern und Zehen pochen. Ich rannte auf das Licht zu, mittlerweile keuchte ich, meine Beine wurden immer schwerer. Weiter, befahl ich mir. Einfach weiterlaufen.
    Bald lichteten sich die Bäume und vor mir lag flaches, mit Wildblumen überwuchertes Land. Das Licht war viel weiter entfernt, als ich gedacht hatte: hundert Meter, unterhalb der aufragenden Felsgebilde.
    Als er durch den Wald stürmte, stieß Fletcher mit den Stiefeln gegen Felsbrocken und seine Schreie wurden immer wütender. »Du ekelhafte Sau«, brüllte er. »Bild dir bloß nicht ein, du kannst mich reinlegen.«
    Ich sah mich um. Zu meiner Linken erhoben sich abweisend steile Felsen. Zu meiner Rechten wand sich eine Sandpiste. Vor mir lag wieder Wald, doch selbst mit einem Sprint würde ich es nicht schaffen, Fletcher abzuhängen. Mein einziger Schutz war die dichte Blumendecke, die nicht mal einen halben Meter hoch war.
    Als ich stolperte und auf die Erde fiel, zerdrückte ich die blauen und goldenen Knospen mit den Fingern. Ich legte mich auf den Rücken und versuchte, mich mit den Stängeln zu bedecken. Bei einem vorsichtigen Blick erspähte ich Fletcher, der am Waldrand stand; aus einer Platzwunde auf seiner Stirn tropfte Blut.
    Er drehte sich um und spuckte auf die Erde. »Kommt raus, los, kommt raus aus eurem Versteck.« Er fuchtelte mit seiner Pistole, mir stellten sich die Härchen auf den Armen auf.
    Als er über das Feld gestapft kam, drückte ich mich flacher auf die Erde und wünschte, sie würde sich öffnen und mich einfach verschlingen. Er bewegte sich langsam, die Blumen teilten sich auf Höhe seiner Knie, die Pistolenöffnung suchte die ganze Lichtung ab. Mit jedem Schritt zertrampelten seine schwarzen Stiefel Blumen. Aus nur wenigen Metern Entfernung sah er plötzlich mit zusammengekniffenen Augen in meine Richtung. Er legte den Kopf schief, als sei er nicht sicher, ob ich ein Schatten war oder nicht.
    Ich erstarrte und wagte nicht mehr zu atmen. Meine Finger gruben sich in die Erde. Auf meinem Rücken bildeten sich Schweißperlen. Ich hielt die Luft an.
    Nach sorgfältiger Überlegung wandte er sich ab und stapfte in die andere Richtung.
    Ich schloss die Augen und war dankbar, dass er mich nicht entdeckt hatte, dankbar, dass zumindest Lark und Arden ein bisschen Aufschub gewonnen hatten. Ich streckte mich in den Blumen aus und ließ die Luft aus meinen Lungen strömen, doch genau in diesem Moment brach ein dünner Ast unter mir. Knack!
    Fletcher drehte sich blitzschnell um. »Hallo, Schätzchen.«
    Ich sprintete los, bevor er mit der Pistole ordentlich nach mir zielen konnte. Der erste Schuss verfehlte mich und ich rannte, das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich spürte den Luftzug an meinem Ohr. Ein weiterer Schuss wurde abgefeuert und ließ einen Baum in der Ferne splittern. Ich rannte immer weiter und drehte mich auch nicht um, als die Pistole erneut knackte. Doch dieses Mal ertönte kein Schuss, ich hörte das metallische Klicken des Abzugs. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Fletcher die klemmende Pistole in seine Handfläche schlug.
    Ich preschte durch die Blumen, doch er holte auf. Seine Schritte waren schneller als zuvor, er gab kurze angestrengte

Weitere Kostenlose Bücher