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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Kais zu halten, in ihrer Sichtweite. Sie blieb breitbeinig im Wasser stehen, bis wir fast hundert Meter hinausgerudert waren.
    »Können wir jetzt reden?«, fragte Arden, als ich aufhörte zu rudern. Heddy machte es sich auf dem Boden des Bootes bequem, streckte die Pfoten aus und Arden stellte die Füße links und rechts von den Schultern der Hündin.
    Maeve hatte einen Feldstecher aus dem Karren geholt und folgte dem Boot, das mit der Strömung davontrieb. Ich lächelte, löste meinen Dutt und winkte. »Sie beobachtet uns immer noch«, sagte ich. »Mach nicht so ein finsteres Gesicht, Arden, ja?«
    Arden warf den Kopf zurück und lachte, ein tiefes kehliges Lachen, das ich noch nie zuvor gehört hatte. »Ist dir eigentlich die Ironie der ganzen Sache bewusst?«, fragte sie, nun lächelnd, ihr Gesichtsausdruck war seltsam, geradezu unheimlich, weil er nicht zu ihren Worten passte. »Wir sind so weit gelaufen, um hierherzukommen, um Schulleiterin Burns und ihren ganzen Lügen zu entkommen. Aber das hier fühlt sich seltsam vertraut an.«
    Ich wusste, was sie meinte. Ich hatte in der Nacht zuvor auch nicht mehr geschlafen, sondern wach gelegen und mir ausgemalt, was passieren würde, wenn Maeve herausfand, dass ich Bescheid wusste. Sie hielt Califia für mein endgültiges Ziel, das ich niemals verlassen würde – nicht verlassen konnte. Müsste sie davon ausgehen, dass ich davonlaufen wollte, würde sie vielleicht die Stadt aus Sand benachrichtigen, dass ich bei ihr war.
    »Als Caleb und ich hierherkamen, hielten wir es für den einzigen sicheren Ort.« Ich sah auf meine Hände und pulte die dicken Schwielen, die ich mir geholt hatte, als ich die niedrige Steinmauer hinter Maeves Haus verstärkt hatte, von meiner Handfläche. »Damals schien es meine einzige Möglichkeit zu sein, aber jetzt …«
    Über Ardens Schulter konnte ich noch immer Maeve am Ufer erkennen. Sie hatte das Fernglas heruntergenommen und ging den Pfad hinauf, drehte sich aber alle paar Schritte nach uns um.
    Ich saß in der Falle. Draußen in der Bucht war ich auf drei Seiten von hohen Felswänden eingeschlossen, ständig beobachteten mich hundert Augen, wo ich auch hinging. Auf der anderen Seite der Bay war San Francisco nichts weiter als ein kleiner überwucherter Mooshügel. »Wir müssen hier raus.«
    Arden streichelte Heddys Kopf und starrte ins Leere. »Wir brauchen nur Zeit. Uns fällt schon was ein – uns ist immer was eingefallen.« Doch für lange Zeit redete keine von uns. Die einzigen Geräusche waren die Wellen, die gegen das Boot plätscherten, und die Möwen, die hoch über uns krächzten, ihre Flügel schlugen gegen den Himmel.
     
    Eine Stunde verging. Das Boot trieb in der Strömung. Ich war erleichtert, als unsere Unterhaltung sich einfacheren Themen zuwendete. »Ich hatte ihr damals noch keinen Namen gegeben«, sagte Arden. Sie streichelte der Hündin den Kopf, während sie sprach. »Ich ging einfach davon aus, dass wir nicht sehr lange zusammenbleiben würden, und ich wollte mein Herz nicht zu sehr an sie hängen. Doch dann setzte sie sich vors Feuer und ich starrte sie an. Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich wusste einfach, wie ich sie nennen würde.« Arden presste die Handflächen auf das Gesicht und zog es nach unten, was ihre Wangen wie dicke Hängebacken aussehen ließ. »Heddy – nach Schulleiterin Burns.«
    Als mir das Hängegesicht der Schulleiterin wieder einfiel, lachte ich mein erstes richtiges Lachen seit Wochen. »Das ist aber ein bisschen unfair Heddy gegenüber, findest du nicht?«
    »Sie versteht meinen Sinn für Humor.« Arden lächelte. Ihre Augen wirkten weicher, ihre blassen Wangen waren rosig von der Sonne. »Früher habe ich Hunde gehasst. Doch ohne Heddy hätte ich nicht überlebt. Sie hat mich gerettet.« Ihre Stimme wurde ein paar Oktaven höher, als würde sie zu einem Kind sprechen. »Ich hab dich lieb, Heddy. Hab ich wirklich.« Sie umfasste den Kopf der Hündin, rieb ihn und drückte Küsse auf das weiche Fell ihrer Stirn.
    Ich hatte Arden noch nie so sprechen gehört. Während der ganzen Zeit an der Schule hatte sie sich den Ruf erworben, alles zu hassen – die Feigen, die es zum Abendessen gab, den Mathestoff, die Brettspiele in den Bibliotheksarchiven. Arden war stolz darauf gewesen, keine Freundinnen zu haben und niemanden zu brauchen. Sie hatte während der ersten zwölf Jahre, in denen ich sie kannte, darauf beharrt, dass sie anders war als wir übrigen Waisen an der Schule

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