Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
sagte sie. Missy rieb sich den Kopf an der Stelle, wo er auf das harte Holz geschlagen war. »Halt einfach dein dummes Maul«, fuhr Delia fort. Sie stand auf und wollte um den Tisch herumgehen, doch Maeve hielt sie zurück.
    »Ist gut. Es reicht jetzt.« Maeve sah sich im Raum um. »Ich glaube, ihr zwei müsst lernen, euch zu beherrschen. Isis – schaffst du sie bitte ins Bett?« Ihr Blick wanderte zu Arden und mir, als wolle sie unsere Reaktion einschätzen.
    »Was soll sie mir sagen?«, fragte ich, noch immer an Missys Worte denkend.
    Isis lachte. »Missy ist einfach betrunken – nicht wahr, Delia?«, drängte sie. Delia wischte sich den Schweiß von der Stirn, gab jedoch keine Antwort.
    »Jemand hat ihn gesehen«, murmelte Missy und rieb sich den Staub von der Hose. Sie sprach so leise, dass ich mich vorbeugen musste, um etwas zu verstehen. »Jemand hat diesen Caleb gesehen. Sie weiß Bescheid«, wiederholte sie und zeigte erneut auf Delia.
    Maeve stand auf, packte Missys Arm und half ihr auf. »Das ist doch albern. Das ist bloß …«
    »Ich wollte es dir nicht erzählen«, fing Delia an und fiel ihr ins Wort. Keiner im Saal sagte etwas. Selbst Betty hatte zu reden aufgehört und stand mit einem Stapel schmutziger Teller in der Hand schweigend hinter der Bar. »Doch als ich gestern in der Stadt war, rannte ich in einen Streuner hinein. Ich hatte ihn letzte Woche schon gesehen. Er fragte mich, woher ich komme und wo ich hinwollte …«
    »Du hast nichts gesagt, oder?«, unterbrach sie Maeve mit tonloser Stimme.
    »Natürlich nicht«, fuhr Delia sie an. Jetzt, da Maeve sie in der Mangel hatte, war sie etwas ruhiger. »Er hat mir meine Stiefel abschwatzen wollen. Und gestern zeigte er dann lachend auf die neuen, die er trug, und erzählte mir, dass er sie einem Typen gestohlen hat, den er auf der Route 80 gefunden hat.«
    Jeder Teil von mir war wach, aufgedreht, meine Finger und Zehen pochten vor Energie. »Wie sahen sie aus … die Stiefel?«
    Delia wischte sich die Mundwinkel ab, in denen sich ein wenig Spucke gesammelt hatte. »Sie waren braun und hatten grüne Schnürsenkel. Gingen ungefähr bis hier.« Sie deutete auf die weiche Haut über ihrem Knöchel.
    Ich atmete tief aus, ich wollte unbedingt ruhig bleiben. Es klang, als wären es die Stiefel, die Caleb getragen hatte, als er neben mir herlief und wir uns durch die Straßen der Stadt arbeiteten. Aber ich konnte nicht sicher sein. »Lebte der Junge noch?«
    »Er sagte, er hätte ihn in diesem Möbelhaus neben der Straße gefunden, kurz vor San Francisco«, sagte sie und sah zu einer der älteren Frauen. »Ikea? Er sagte, der Junge sei schwer verletzt. Sein Bein habe sich nach einer Stichwunde entzündet.«
    Ich sah, wie sich Delias Lippen bewegten, hörte die Worte, die aus ihrem Mund kamen. Ich versuchte, eins nach dem anderen zu begreifen. »Wo? Wo ist das?«
    »Jetzt hört mal zu.« Maeve hielt die Hände hoch. »Vielleicht ist es nur ein Gerücht. Es gibt keinerlei Beweise, dass …«
    »Vielleicht ist er mittlerweile schon tot«, sagte ich leise, der Gedanke war jetzt, da ich ihn ausgesprochen hatte, noch viel erschreckender als vorher.
    Isis schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat er sich das aber auch nur ausgedacht. Er ist ein Streuner.«
    Regina lächelte. »Sie liebt ihn. Sie kann ihn nicht einfach da draußen liegen lassen.«
    Einige Frauen stimmten ihr zu, doch Maeve hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Niemand wird Caleb finden«, verkündete Maeve. »Denn Caleb ist nicht mal dort. Der Streuner hat bestimmt gelogen. Das tun sie immer.« Dann drehte sie sich mit besorgtem Gesicht zu mir. »Außerdem können wir nicht zulassen, dass du in die Wildnis zurückgehst, nicht, solange der König nach dir sucht.«
    Ich hörte bloß die Absichten, die hinter ihren Worten lauerten. Du gehst hier nicht weg, schien sie zu sagen. Ich werde es nicht zulassen. Sie packte mich am Arm und führte mich nach draußen, dicht hinter Isis, die Delia vor sich herschob. Ein paar andere Frauen halfen Missy auf einen Stuhl und bemitleideten sie wegen der Beule an ihrem Hinterkopf.
    Draußen war es feucht und kalt. Ich befreite mich aus Maeves Griff. »Du hast recht«, sagte ich kleinlaut. »Es ist bestimmt eine Lüge. Vermutlich wollte ich es einfach glauben.«
    Maeves Gesicht wurde weicher und sie drückte meine Schulter, während sie Lilac im Arm hielt. »Solche Sachen hören wir ständig. Es ist besser, man kümmert sich nicht darum.«
    Ich schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher