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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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warfen sich gegenseitig grüne Münzen in die Getränke. Es war ein dummes Spiel, das sie gern nach dem Essen spielten und das alle anderen ausschloss. Als Arden und ich vorbeiliefen, hörten sie auf, Delia versetzte Missy einen kräftigen Rippenstoß.
    An den Tischen im hinteren Teil saßen einige Frauen und unterhielten sich, während sie die Krebsscheren auseinanderbrachen. In der Ecke entdeckte ich Maeve und Isis. Maeve öffnete mit bis zum Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln eine Irismuschel für Lilac.
    Betty stellte zwei Bierkrüge auf den Tresen. »Wo ist der Hund?«, fragte sie und suchte auf dem Boden zu Ardens Füßen nach einem Anzeichen von Heddy.
    »Hab sie zu Hause gelassen.« Arden nahm den Krug und trank einen großen Schluck. Danach starrte sie Betty so lange genervt an, bis diese sich abwandte, um eine andere Frau am Ende der Bar zu bedienen. Arden schluckte. Als sie hustete, verkrampfte sich ihr ganzer Körper, fast hätte sie das Bier wieder ausgespuckt. »Seit wann trinkst du?«, flüsterte sie und sah auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit.
    Ich nahm ein paar Schlucke und genoss die plötzliche Leichtigkeit in meinem Kopf. »Das machen fast alle hier«, sagte ich und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund.
    Ich dachte an jene ersten Tage, als ich am Nachmittag allein in Lilacs Zimmer saß, weil ich all meine Pflichten bereits erledigt hatte. Alles war mir so fremd erschienen. Auf der Lichtung weiter oben hackten Frauen Holz, das Geräusch folgte mir durch das Haus. Die Zweige schlugen gegen die Fenster und ließen mich nicht schlafen. Irgendwann kam Quinn mich abholen und bestand darauf, dass ich sie zum Speisesaal begleitete, wo sie stundenlang mit mir saß. Manchmal spielten wir Karten. Betty setzte uns ihr neuestes Gebräu vor und ich trank es langsam, während ich Quinn von meiner Flucht nach Califia erzählte.
    Als ich aufsah, musterte mich Arden noch immer. »Außerdem«, fügte ich hinzu, »war es nicht gerade einfach, Caleb und dich innerhalb eines Monats zu verlieren.«
    Regina, eine korpulente Witwe, die seit zwei Jahren in Califia lebte, schwankte auf den Barhocker neben uns. »Caleb ist Eves Liebster«, flüsterte sie Arden ins Ohr. »Weißt du, ich hatte früher auch einen Mann. Sie sind nicht so schlecht, wie alle hier behaupten.« Sie hob ihr Glas und bestellte noch ein Bier.
    »Liebster?« Arden musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ich glaub schon«, sagte ich und legte Regina die Hand auf den Rücken, um sie zu stützen. »Ist das nicht die richtige Bezeichnung?« In der Schule waren wir über »Liebhaber« und »Ehemänner« aufgeklärt worden, aber man hatte uns nur vor ihnen gewarnt. In dem Kurs »Gefahr durch Jungen und Männer« hatten uns die Lehrerinnen ihre eigenen unglücklichen Liebesgeschichten erzählt, von den Männern, die sie wegen anderer Frauen verlassen hatten, oder den Ehemännern, die ihr Geld und ihren Einfluss geltend gemacht hatten, um ihre Frauen in häuslicher Sklaverei zu halten. Nachdem sie gesehen hatten, wozu Männer in der Wildnis fähig waren – die Banden, die sich gegenseitig abschlachteten, die Männer, die gefangen genommene Frauen verkauften, die Streuner, die aus Verzweiflung auf Kannibalismus zurückgriffen –, glaubten einige Frauen in Califia, vor allem diejenigen, die aus den Schulen geflohen waren, noch immer, dass Männer grundsätzlich schlecht waren. Das Leben nach der Epidemie schien das immer wieder aufs Neue zu bestätigen. Aber es gab auch einige, die sich mit Zärtlichkeit an ihre Ehemänner oder Liebhaber erinnerten. Viele bezeichneten Regina und mich als hoffnungslose Fälle, sie sagten es uns ins Gesicht oder hinter unserem Rücken. Doch wenn ich mitten in der Nacht aufwachte, tasteten meine Hände nach der Stelle im Bett, wo Caleb hätte liegen sollen. Hoffnungslos kam mir noch wie eine milde Beschreibung für das vor, was diese Liebe in mir auslöste.
    Mittlerweile stritten sich Delia und Missy, die voll besetzten Tische verstummten, als ihre Stimmen immer lauter wurden, und alle wandten sich ihnen zu. »Lass gut sein! Es reicht!«, brüllte Delia. Sie fasste ihr Bierglas so ruckartig, dass die grüne Münze auf dem Boden klirrte.
    »Sag’s ihr doch einfach«, drängte Missy. Sie drehte sich um und winkte mir wild zu. »Eve! Hey, Eve –«
    Delia verpasste Missy über den Tisch hinweg einen kräftigen Stoß, der sie rückwärts zu Boden taumeln ließ. »Ich hab dir gesagt, du sollst die Klappe halten«,

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