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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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– sie hatte Eltern, die in der Stadt aus Sand auf sie warteten. Erst als wir uns in der Wildnis wiederfanden und Arden krank wurde, verriet sie mir die Wahrheit. Sie hatte nie Eltern gehabt. Ihr Großvater, ein verbitterter Mann, der starb, als sie sechs war, hatte sie großgezogen. Diese Worte – Ich hab dich lieb – überraschten mich. Ich hatte nicht gedacht, dass sie in Ardens Vokabular vorkamen.
    Ich ließ die Hündin an meiner Hand schnüffeln und unterdrückte meine Angst, als sich ihr Maul meinen Fingern näherte. Dann streichelte ich ihr den Kopf, die Schnauze und die Ohren. Ich wollte gerade mit der Hand über ihren Rücken fahren, da stieß etwas gegen die Unterseite des Bootes. Ich hielt mich an den Bootswänden fest und sah Arden an, uns ging derselbe Gedanke durch den Kopf: ein Hai. Wir waren über hundert Meter weit draußen in der Bucht. Maeve beobachtete uns nicht länger und das Wasser unter uns war bedrohlich schwarz.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Arden und spähte über den Bootsrand. Heddy schnüffelte am Boden und knurrte.
    Ich erstarrte, meine Hände umklammerten das Dollbord. »Beweg dich nicht«, sagte ich. Doch das Boot wackelte erneut. Als ich über den Rand blickte, war direkt unter uns eine dunkle Masse.
    »Was zum Teufel ….«, murmelte Arden und deutete aufs Wasser. Dann begann sie zu lachen, sie hielt sich die Hand vor den Mund. »Ist das nicht eine Robbe? Schau – da sind noch mehr!« Noch eine erschien, dann noch eine. Ihre glatten braunen Köpfe durchstießen die Wasseroberfläche und tauchten schnell wieder unter.
    Ich ließ den Rand des Bootes los und lachte über mich selbst und die panischen Gedanken an Maeve und Califia und eingebildete Haie. »Sie umringen das Boot.« Ich beugte mich über den Rand und hielt die Finger ins Wasser. Ungefähr zehn Robben schwammen um das Boot, ihre freundlichen kleinen Gesichter blickten uns an. Eine kleine drehte sich und paddelte auf dem Rücken. Ein paar Meter weiter gab eine größere mit weißen Barthaaren ein jaulendes Bellen von sich. Heddy antwortete mit Gekläff und sie tauchten alle unter.
    »Kümmert euch nicht um sie«, rief Arden und sah so glücklich aus, wie ich sie seit unserer Flucht noch nie gesehen hatte. »Heddy, du hast ihnen Angst eingejagt.« Sie drohte der großen Hündin mit dem Finger.
    Die Robben verschwanden in der Bay. Die kleine warf einen Blick zurück, als wolle sie sich für das unhöfliche Benehmen ihrer Freunde entschuldigen. »Hat mich auch gefreut, euch kennenzulernen!«, rief Arden und winkte. Heddy bellte noch einmal laut und machte einen zufriedenen Eindruck.
    Die Robben schwammen weiter, bis sie nur noch winzige schwarze Punkte am Horizont waren. Die Sonne schien nicht mehr so grell. Die Vögel über uns waren willkommene Besucher. Mit Arden im Boot vergaß ich Maeve und alles, was sie am Ufer im Schilde führen mochte. Ich war mit meiner Freundin zusammen. Wir waren auf dem windigen Wasser, allein und frei.

SECHS
    Als wir zum Kai zurückkehrten, stand die Sonne schon tief. Im Restaurant, das sich de facto zum Speisesaal Califias entwickelt hatte, war es so voll wie seit Wochen nicht mehr. Ich schob einen verschlungenen Vorhang aus Ranken und Efeu zur Seite, dahinter wurde der renovierte Innenraum sichtbar. Aus der Wand ragte eine lange Bar. In der Mitte des Raums drängten sich Bänke und Holztische, auf denen die Überreste gekochter Dungeness-Krabben, Seezungen und Irismuscheln lagen. Auf einem Regal in der Ecke stand eine über einen halben Meter große Statue der antiken griechischen Dichterin Sappho, was dem Lokal den liebevollen Namen »Sapphos Rumpelkammer« eingetragen hatte.
    »Ah, sieh an!«, rief Betty hinter der Bar, ihre runden Wangen waren nach ein paar Bier bereits gerötet. »Da kommen ja Susi und Strolch!« Die Frauen auf den Barhockern lachten. Eine nahm einen schnellen Schluck von dem Badewannenbier, das Betty selbst braute.
    Arden warf mir einen Seitenblick zu und runzelte die Stirn. »Ich bin vermutlich Strolch?«
    Ich musterte ihren rasierten Kopf voller Schorfflecken, ihr schmales Gesicht, ihre mit winzigen Kratzern übersäte Haut und ihre Fingernägel, die trotz zweier Vollbäder noch immer schmutzig waren. »Ja.« Ich zuckte mit den Schultern. »Du bist eindeutig Strolch.«
    Die Hintertüren standen offen und ließen den Geruch des Lagerfeuers herein, das hinter dem Restaurant brannte. Delia und Missy, zwei der ersten Mädchen, die über den Pfad geflüchtet waren,

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