Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
konnte ich mich mit ihnen verbünden, als eine der wenigen Rebellen, die sich im Palast auskannten.
Als Maeve wieder herunterkam, hatte ich meine Entscheidung gefällt. In Califia konnte ich nichts anderes tun, als abzuwarten: Abwarten, bis die Soldaten mich aufspürten, abwarten, ob Maeve mich opfern würde. Abwarten, bis es Meldungen über eine erneute Belagerung und eine erneute Niederlage gab. Abwarten, bis mein Vater kommen würde, um mein Kind zu holen.
»Ich gehe zurück«, sagte ich.
Maeve blieb mit schief gelegtem Kopf auf der Türschwelle stehen. »Falls du versuchst, mich zu bestrafen, weil ich –«
»Das hat nichts mit dir zu tun«, unterbrach ich sie. »Es geht um ihn.«
Maeve sammelte einige weitere Gläser vom Tisch auf und stellte sie mit zügigen Bewegungen zurück in einen der Schränke. Sie schnellte herum und betrachtete mich, während sie ihre Hände an ihrer abgewetzten Hose abwischte. »Du solltest noch ein paar Tage bleiben«, sagte sie. »Ruh dich aus. Erhol dich.« Ihr Blick blieb an meinem Bauch hängen. Ich zog meinen Pullover herunter, um ihn zu verstecken.
»Ich muss bald gehen«, entgegnete ich. »Bevor ich es nicht mehr kann.«
»Wer weiß noch davon?«
»Ich habe den Mädchen noch nichts erzählt«, antwortete ich. »Aber Quinn, Ruby und Clara wissen Bescheid. Und Beatrice.«
Sie starrte auf den Tisch und nahm einige Dosen und eine der Laternen. Dann lief sie zur Hintertür, wobei sie mir mit einem Nicken bedeutete, ihr zu folgen. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Der graue Himmel tauchte den Wald in ein fahles, ungleichmäßiges Licht, sodass ich Schwierigkeiten hatte, Maeve zu sehen, die nur wenige Schritte vor mir ging. Sie lief leichtfüßig über den verfallenen Weg, indem sie die tief hängenden Äste nutzte, um sich vorzutasten. Dann huschte sie um die Ecke und auf das kleine Gebäude zu, das einige Meter weit im Wald stand. »Hier drüben«, sagte sie. Eine Taschenlampe leuchtete vor mir auf, deren Lichtstrahl mir den Weg über die unebenen Steine wies.
Ich kannte die Hütte noch aus der Zeit, als ich einige Wochen in ihrem Haus gelebt hatte. Sie stand gut verborgen hinter einer verwilderten Hecke. Maeve hob die Tür aus ihren rostigen Angeln, dann hielt sie die Lampe hoch und winkte mich hinein.
Der kleine Raum roch nach Benzin. Ich bemerkte die Metallkanister, die entlang der Wand aufgereiht waren – die gleichen, die ich gesehen hatte, als ich mit den Jungs im Lagerhaus gewesen war. Zwei Motorräder standen in der Mitte auf einen Ständer aufgebockt. An ihren Seiten war ein wenig Rost zu sehen. »Wir bewahren die hier für Notfälle auf«, erklärte Maeve. »Damit solltest du ein paar Hundert Kilometer weit kommen, vielleicht auch mehr.«
Sie schob das Motorrad zu mir herüber und gab den Lenker an mich weiter. Das Gewicht des Fahrzeugs überraschte mich. »Warum willst du zurück?«, fragte sie.
»Die Kolonien haben keine Chance, solange sie den König nicht direkt angreifen«, antwortete ich, während ich das Motorrad neben mir herschob, bis ich im Freien stand. Maeve folgte mir mit zwei kleineren Benzinkanistern. Der Strahl der Taschenlampe fiel auf den erdigen Weg. Ich konnte sie in der Dunkelheit kaum erkennen. Nur den gleichmäßigen, leisen Klang ihrer Atmung konnte ich hören. »Außerdem wird er früher oder später kommen, um mich zu holen. Isis hatte recht – er wird nicht aufhören, bis er mich gefunden hat. Jetzt erst recht nicht.«
»Was hast du vor?«, fragte sie.
Mit schwitzigen Händen umklammerte ich die Lenkergriffe. Ich wusste nicht, ob oder wie es mir gelingen würde, aber der Gedanke drängte sich förmlich auf. »Ich muss meinen Vater töten.«
Ihr Gesicht wurde weicher, als sie mir energisch zunickte. »Viel Glück.«
Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke. »Danke.« Dann drehte ich mich um und schob das Motorrad neben mir her zur Hauptstraße.
SIEBENUNDZWANZIG
»Was hat es für einen Sinn, wenn du jetzt gehst?«, fragte Clara und legte ihre Hände auf meine. Ihre Handflächen waren kalt und feucht und ihre Berührung ließ mich zusammenfahren. »Ihre Bemühungen richten sich immer noch auf das Innere der Stadt. Du hast noch einige Monate Zeit.«
»Und dann?«, entgegnete ich. »Soll ich warten, bis ich ein Kind habe, und mich dann verstecken? Er kann mich gerne töten, aber der Gedanke, dass er sie mir wegnimmt …«
Beatrice saß auf der Armlehne der Couch.
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