Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Dach des Hausbootes hinauswucherten, gedämpft wurde. Ich zählte die Türen, während ich an ihnen vorbeiging, bis ich schließlich zu dem Zimmer gelangte, das ich mir mit Clara und Ruby teilte.
Ich rollte mich auf der Matratze zusammen. In der Kajüte war es so dunkel, dass ich keine fünf Zentimeter weit sehen konnte. Ich legte meine Hand auf meine Brust und versuchte, meinen Herzschlag zu verlangsamen. Dabei dachte ich an Arden, wie sie sich gefühlt haben musste, als sie sich mit Ruby und Pip versteckt und den Mitteilungen über die Belagerung gelauscht hatte.
Natürlich hatte sie gehen wollen. Wie konnte ich hierbleiben und abwarten, bis wir die Nachricht erhielten, dass die Kämpfe beendet waren? Sollte ich etwa einfach darauf hoffen, dass mein Vater irgendwie aufgehalten werden würde?
Eine ganze Weile verging, bis Ruby und Clara ins Bett kamen. Ich schloss die Augen und tat, als würde ich schlafen.
»Sie brauchte die Ruhe«, flüsterte Clara. Ich hörte, wie die Matratze nachgab, als sie sich in das Bett über mir legte. Ruby schlüpfte ebenfalls unter ihre Decke und rollte sich auf die Seite, wobei sie einige Male hin- und herrutschte, bis sie es gemütlich hatte. Eine Stunde verstrich, vielleicht auch zwei. Als ich sicher war, dass sie nicht aufwachen würden, stand ich auf und trat in den Flur hinaus.
Ich lief durch den Korridor, vorbei an dem weitläufigen Wohnzimmer, wo einige Mädchen auf den Sofas schliefen. Eine Schiebetür führte hinaus auf das verwitterte Deck des Hausbootes. Draußen war der Mond hinter dichten Nebelschwaden verschwunden. Die kalte Luft fühlte sich gut an auf meiner Haut. Ich kletterte die seitlich angebrachte Leiter hinunter und lief über den Steg, wobei ich sorgfältig darauf achtete, nicht auf die zerbrochenen Planken zu treten.
Ich musste einfach eine Weile draußen sein, mich bewegen – ich brauchte das Gefühl, irgendwo hinzugehen. Ich lief zwischen den Bäumen hindurch, huschte schnell über die knorrigen Wurzeln und Steine. Die meisten Häuser waren dunkel. Geradeaus, hinter einigen hohen Büschen, konnte ich eine Gestalt ausmachen. Ich wollte mich gerade umdrehen und über den Pfad zurücklaufen, als sie mich bemerkte.
»Eve – was machst du denn hier draußen?«, fragte Maeve. »Was ist los?«
Ich warf einen Blick zurück auf den Weg und stellte fest, dass ich fast bis zu ihrem Haus gelaufen war. Sie stand am Fuße einer massiven Eiche. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass ich Lilacs Puppe in ihren Händen erkannte.
»Ich musste einfach etwas frische Luft schnappen«, antwortete ich. »Ich konnte nicht schlafen.«
»Ich habe mir schon gedacht, dass es eine Weile braucht, bis man sich an Quinns Haus gewöhnt hat«, entgegnete sie. In ihrer Stimme lag ein leiser Unterton – warum war ich nicht in das Haus neben ihrem zurückgekehrt? Warum war ich am Tag unserer Ankunft ihr gegenüber so kühl gewesen? Selbst jetzt konnte ich sehen, dass sie das alles wissen wollte.
»Quinns Haus ist großartig«, sagte ich. »Die Mädchen sind dort glücklich. Ich konnte einfach nur nicht schlafen, das ist alles. Und du?«
Sie hielt die Puppe hoch. »Lilac hat sie hier draußen verloren. Ich habe versprochen, ich würde einen Suchtrupp organisieren – einen Ein-Mann-Suchtrupp, aber immerhin.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter. »Willst du kurz mit reinkommen? Die Laternen brennen noch.«
Wie oft hatte ich mir diesen Moment ausgemalt, hatte ich mir vorgestellt, was ich sagen würde, wenn wir allein waren? Ich folgte ihr über den Weg und duckte mich unter einigen tief hängenden Ästen hindurch. »In der Nacht, als ich gegangen bin«, sagte ich, während ich den Blick auf die dicken Baumwurzeln gerichtet hielt, die sich über den Boden schlängelten. »Da haben wir versucht, Caleb zu finden.«
»Das hatte ich schon vermutet«, antwortete Maeve. »Aber wir haben kein einziges Wort von euch gehört. Wie schon gesagt – du hättest nicht gehen sollen, ohne dich zu verabschieden.«
Wir traten ins Haus. Die meisten hölzernen Schränke standen halb offen und ihr Inhalt ergoss sich über die Küchentheke. Der Esstisch war voller unbeschrifteter Konservendosen, Stapel von wiederhergestellten Geschirrtüchern und Haufen aus Küchenutensilien. Dutzende Weinflaschen voll mit abgekochtem Regenwasser standen herum. Trockenfrüchte lagerten in trüben Plastikbehältern, die ganz schief und bucklig waren, sodass ihre
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