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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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meinen Bauch, bevor sie sich setzte.
    »Seit wann musst du mich beschützen, Quinn?«, fragte ich. »Keine Sonderbehandlung. Glaubst du, ich komme mit dem, was du zu sagen hast, nicht klar? Nur weil ich schwanger bin?«
    »Es ist verstörend«, antwortete Quinn mit gesenkter Stimme. »Das ist alles.« Sie zog eine Abalone aus ihrer schillernden Schale und steckte sich das weiche Fleisch in den Mund.
    Clara schwieg einen Augenblick. Sie legte die Gabel ab. »Wir haben immer noch Freunde und Familie in der Stadt«, warf sie ein. »Meine Mutter ist noch dort … und Charles. Wir dachten, die Kämpfe wären vorbei.«
    »Die Kämpfe sind vorbei«, bestätigte Quinn. »Aber so wie ich es verstanden habe, ist die Situation dort jetzt sogar noch schlimmer als vor dem Aufstand. Es gab Razzien mitten in der Nacht. Familien in den Außenbezirken sind auseinandergerissen worden – die Leute werden beschuldigt, während der Belagerung gegen den König gekämpft zu haben. Sie haben die Leichen der Hingerichteten tagelang vor dem Palast liegen und verwesen lassen. Es gab eine Nachricht, dass die Armee aus den Kolonien doch noch kommt, dass ein Rebellenführer aus dem Westen sie erneut versammelt hat. Aber das ist alles sehr ungewiss …«
    Sie sah wieder zu mir herüber, dann senkte sie den Blick und stupste die glänzenden Schalen auf ihrem Teller an.
    »Erzähl weiter, Quinn«, bohrte ich nach. »Wir müssen es wissen.«
    Sie presste die Lippen zusammen, dann stieß sie einen tiefen Seufzer aus. »Neulich Nacht kam eine Nachricht aus der Stadt. Es war eine Frauenstimme. Sie hat nicht einmal einen Code verwendet. Sie stellte sich als Bedienstete des Palastes vor. Im Hintergrund schrie ein Mann. Sie sagte, die Prinzessin hätte ihren Vater verraten und stehe aufseiten der Rebellen. Sie würden die Bediensteten verhaften, um sie zu befragen und herauszufinden, wer alles daran beteiligt war. Die meisten seien nicht mehr zurückgekehrt. Sie glaubte, einer der Bediensteten sei hingerichtet worden, weil er sich geweigert hatte zu kooperieren.«
    »Wie war ihr Name? Wer war sie?« Ich bekam die Worte kaum heraus.
    »Das hat sie nicht gesagt«, antwortete Quinn. »Anscheinend hat er alle befragt, um herauszufinden, wo du dich aufhältst. Und die meisten der Befragten wurden danach nicht mehr gesehen. Als ich darüber nachgedacht habe, war mir klar, dass ich es dir nicht sagen sollte. Ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, es wäre deine Schuld.«
    »Es ist meine Schuld«, entgegnete ich. »Siehst du das nicht? Ich bin geflohen. Ich wusste von den Tunneln und ich habe die Stadt verlassen. Es ist meine Schuld.«
    Ich stand auf. Beatrice versuchte, mich am Arm festzuhalten, aber ich zog ihn weg.
    »Das konntest du nicht wissen«, sagte sie. »Du hast getan, was du konntest. Hier sind neun Mädchen, die in Sicherheit sind, weil du ihnen geholfen hast. Sie sind nicht länger in den Schulen. Du hast mich mitgenommen, oder nicht? Wo wäre ich jetzt ohne dich?«
    Ruby beobachtete mich aus geröteten Augen. »Du wusstest nicht, dass das passieren würde«, sagte sie. Selbst diese Worte, diese Begnadigung aus ihrem Mund, konnten mich nicht beruhigen. Bevor ich nicht zurück und in den Händen meines Vaters war, würden andere gefangen genommen, gefoltert und für unbestimmte Zeit weggesperrt werden. Bevor ich nicht hingerichtet worden war, würden andere an meiner Stelle hingerichtet werden.
    »Es gibt nichts, was du dagegen tun kannst«, beschwichtigte Clara. Sie schob ihren Stuhl zurück. »Gib dir nicht die Schuld dafür, Eve. Du hast mit Moss zusammengearbeitet – du hast es versucht.«
    Doch bei der Erwähnung von Moss’ Namen kehrte nur der Tag, an dem ich geflohen war, wieder in meine Erinnerung zurück. Seine Leiche im Aufzug. Wie die Kugel in seinen Rücken gedrungen war. »Ich will einfach nur, dass dieser Tag zu Ende geht«, sagte ich, während ich auf die Treppe zuhielt. »Ich kann nicht mehr denken.«
    Quinn stand auf und versuchte, sich mir in den Weg zu stellen, aber ich ging einfach um sie herum. »Eve – es tut mir leid. Verstehst du jetzt, warum ich dir nichts davon erzählen wollte?«
    »Nein – ich bin froh, dass du es mir gesagt hast«, antwortete ich und ließ meinen Blick über die Runde schweifen, während ich die Stufen erklomm. »Ich musste das wissen.« Als ich den obersten Treppenabsatz erreicht hatte, lief ich schweigend durch den Flur. Durch die Fenster fiel Licht herein, das von den Pflanzen, die über das

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