Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden
Deckel nur mithilfe alter Gummibänder hielten. »Ich putze manchmal, wenn Lilac schlafen gegangen ist«, erklärte sie. »Ein guter Zeitvertreib.«
»Ich habe dir nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass du versuchen würdest, mich zurückzuhalten«, antwortete ich.
»Und warum hätte ich das tun sollen?«, fragte sie. Sie lehnte sich an die Küchentheke. Im Licht der Laternen wirkte ihr Gesicht weicher.
»Wir haben euch gehört, Maeve. Dich, Isis und Quinn. Wir haben gehört, wie ihr diskutiert habt, ob Arden und ich bleiben dürften oder nicht. Ich weiß, dass du vorhattest, mich als Verhandlungsgegenstand zu benutzen.«
Sie rieb sich übers Gesicht und stieß einen leisen Seufzer aus.
»Quinn war die Einzige, die sich für uns eingesetzt hat. Sag mir, dass du nichts dergleichen geäußert hast – sag mir, dass es nicht stimmt.«
»Nein, ich habe genau das gesagt«, gestand sie. »In der Tat.«
»Wenn du irgendeines der Mädchen hier verpfeifst, werde ich –«
»Ich sagte falls« ,unterbrach mich Maeve. »Es ging immer nur um ein Falls. Ich wollte dich nie gegen den König ausspielen. Ich habe lediglich gesagt, dass falls ich es müsste, falls er uns unter Druck setzen würde, dich an die Armee herauszugeben, ich dich zu unseren Gunsten einsetzen würde.«
»Ich dachte, es wäre deine Aufgabe, die Siedlung zu beschützen«, gab ich zurück, »nicht, die Bewohner zu übergeben, wann immer es eine Bedrohung gibt.«
Sie drehte sich weg und griff sich ein paar Flaschen vom Tisch, die sie in einen Schrank zurückstellte. »Was hätte ich an einem solchen Punkt denn noch für eine Wahl?«
Ich hörte das dumpfe Geräusch von Schritten auf der Treppe. Als ich mich umdrehte, stand Lilac im Türrahmen. Ihr Haar war mit einem lila Schal zurückgebunden. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Hast du sie gefunden?«, fragte sie.
Maeve nahm die Puppe vom Küchentisch und warf mir einen Seitenblick zu, bevor sie sie in Lilacs Arme legte. »Hier ist sie. Wie ich es versprochen habe«, antwortete sie, während sie eine Hand auf Lilacs Rücken legte. »Du hast sie wahrscheinlich fallen lassen, als du draußen gespielt hast.« Selbst in dem schwachen Licht konnte ich die Falten auf Lilacs Gesicht ausmachen, Abdrücke ihres zerknitterten Lakens. Prustend stieß sie einen tiefen Seufzer aus, während sich die Erschöpfung auf ihrem Gesicht breitmachte.
»Na komm«, sagte Maeve leise und schlang einen Arm um die Knie des kleinen Mädchens. Sie hob sie in einer einzigen fließenden Bewegung hoch und stieg die Treppe hinauf.
Lilacs Kopf ruhte in Maeves Halsbeuge und ihre Wange schmiegte sich an Maeves T-Shirt. Es war etwas in ihrem müden Gesicht, die Art, wie ihre dunklen Wimpern am Ende geschwungen waren, wie sie sich mit der Faust über die Nase rieb, um einen Juckreiz loszuwerden. Es war so lange her, dass ich sie zusammen gesehen hatte, dass ich vergessen hatte, wie viel weicher Maeve in Lilacs Gegenwart wurde. Sie wirkte ruhiger, mehr sie selbst, wie sie sich leichtfüßig durch die Stille des alten Hauses bewegte.
Ich lauschte auf die Geräusche, die von irgendwo über mir herunterdrangen, das Quietschen der Matratzenfedern, als Lilac in ihr Bett zurückkroch. Ich fragte mich, ob ich jemals dieses Gefühl der Ruhe und des Wohlbefindens mit meinem Kind erleben würde, solange ich wusste, dass mein Vater auf der Suche nach mir war. Er würde selbst jetzt nicht aufgeben, uns zu finden, das wusste ich.
Auf dem Küchentisch standen einige Gläser mit Nüssen. Es konnten nicht mehr als fünf Handvoll in jedem von ihnen sein. Ich erwischte mich dabei, wie ich sie zählte und mir vorstellte, wie lange sie mir reichen würden, wenn ich wieder in der Wildnis wäre (zwanzig Tage). Ich fing an auszurechnen, wie lange ich zurück in die Stadt brauchen würde, wenn ich zu Fuß, zu Pferd oder mit einem gestohlenen Fahrzeug unterwegs wäre. Bestenfalls konnte ich in drei Tagen dort sein.
Wie viele Truppen auch aus den Kolonien kamen, wer sie auch anführen mochte, sie würden niemals erfolgreich sein, solange mein Vater lebte. Er war der Mittelpunkt aller Vorgänge in der Stadt. Aus dem, was Quinn mir erzählt hatte, schloss ich, dass seine Macht seit der Belagerung eher noch größer geworden war. Es schien keinen anderen Weg zu geben – ich konnte hier herumsitzen und warten, während ich darauf hoffte, dass sich etwas ändern würde, oder ich konnte selbst tätig werden. Wenn die Kolonien wirklich in die Stadt kamen,
Weitere Kostenlose Bücher