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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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erreichte. Sobald ich mich einmal an das Motorrad gewöhnt hatte, zogen die Kilometer schnell an mir vorbei und ich wurde immer besser darin, mich durch die zurückgelassenen Autos zu schlängeln, während ich mich auf den Nebenstraßen fortbewegte, um nicht entdeckt zu werden. Ich hatte noch einen Rest der Vorräte übrig, die Maeve für mich eingepackt hatte, auch wenn das Trockenfleisch und die Nüsse mit jedem Tag weniger wurden. Ich wusste, dass ich das Richtige tat, dass ich in die Stadt zurückkehren musste. Doch als ich vor einem der verlassenen Gebäude außerhalb der Stadt anhielt, stieg eine weiße Rauchsäule über die steinerne Mauer. Die Luft roch nach verbranntem Plastik und der übelkeitserregende, stechende Gestank ließ meine Lunge verkrampfen.
    Das Gebäude lag vor mir, eine verfallene Schule mit einem verbogenen Fahnenmast und verblichenen grünen Wänden. Maeve kannte diesen Ort aus einer der früheren Nachrichten vom Pfad. Die Leute waren angewiesen, sich die Adresse nicht zu notieren, also hatte ich sie auswendig gelernt. 7351 North Campbell Road, sagte ich mir immer wieder vor, wie ich es im Laufe der vergangen Tage bereits hundertmal getan hatte. Ich ließ den Blick über meine abgegriffene Karte schweifen, während ich die Straßenschilder las, um ganz sicher zu sein.
    Ich kam an einem verlassenen Spielplatz vorbei, dessen Metallschaukeln jedes Mal klappernd gegeneinanderstießen, wenn der Wind hindurchwehte. Mit ausgeschaltetem Scheinwerfer hielt ich mich eng an den Rand des Gebäudes, sodass der Wachturm außer Sicht blieb. Einer der Nebeneingänge war eingetreten. Ich schob das Motorrad durch den zerborstenen Türrahmen, als mir der Gestank mit voller Wucht in die Nase drang. Ich kannte ihn noch aus der Zeit der Epidemie, diesen feuchten Verwesungsgeruch. Als ich durch den Flur auf den Raum mit der Nummer 198 zuging, sah ich den Umriss eines Mannes, der einige Meter vor mir mit dem Gesicht nach unten lag.
    Ich hielt die Luft an und bedeckte mein Gesicht mit meinem Pullover, als ich den Raum betrat. Der Boden war blutverschmiert. Die niedrigen Schreibtische waren kopfüber aufeinandergestapelt worden. Auf der gegenüberliegenden Wand standen immer noch einige einfache Sätze geschrieben: Die Party war lustig. Meine Mutter lächelte. Der Himmel ist blau. Ich ging zum Schrank in der hinteren Ecke, dem dritten vom Fenster aus, wie Maeve es beschrieben hatte. Im Boden war ein Loch von etwa einem Meter Durchmesser. Ich lauschte, ob ich irgendwo Schritte ausmachen konnte. Alles war still, nichts bewegte sich.
    Ich hielt mich mit beiden Händen am Rand fest und ließ mich in die Schwärze hinabgleiten. Als ich auf dem Boden aufkam, fummelte ich eine Zeit lang an der Taschenlampe herum, die Maeve mir mitgegeben hatte, bis ich sie anbekam. Der Lichtstrahl flog mir voran und erleuchtete den Tunnel. Schlamm quoll über die Sohlen meiner Schuhe. Ich sah noch mehr Blut, das teilweise an der Wand angetrocknet war. Eine Jacke, das rote Band noch um den Ärmel gebunden, lag zerknüllt auf dem Boden.
    Ich bog um die Ecke und sah zum ersten Mal, wie sich die Wände veränderten, als der Schlamm in die Überreste der alten Fluttunnel aus Beton überging. An manchen Stellen weitete sich der Gang, bis er rund zwei Meter breit war. Jemand hatte ein rotes Tuch an ein Rohr gebunden, das aus der Decke hervorstand, um den Übergang in die Stadt zu markieren. Als ich mich dem Tunnelende näherte, sah ich eine Gestalt, die auf dem Boden kauerte und eine Wunde an ihrem Bein versorgte. Der Mann sah aus, als hätte er sich hier seit Tagen versteckt. Zu seinen Füßen lagen mehrere Dosen verstreut. Er hob die Waffe und richtete sie auf mich. Ich erstarrte. Die Taschenlampe zitterte in meiner Hand.
    »Ich will nur vorbei«, sagte ich. »Ich gehöre zu den Rebellen.«
    Er blinzelte ins Licht, dann senkte er die Waffe. »Sobald du rauskommst, geh nach Osten«, wies er mich an. Er legte die Pistole weg und fuhr fort, den Stoffverband an seinem Bein zu wechseln. »Im Westen ist eine Straßenblockade der Regierung, nur drei Blocks von hier.«
    Er machte sich wieder an seine Arbeit, wobei er zusammenzuckte, als er den Stoffstreifen verknotete. Mehr sagte er nicht, sondern begann stattdessen, seine Vorräte zu durchsuchen, um schließlich einige verkorkte Wasserflaschen zum Vorschein zu bringen. »Danke«, entgegnete ich und setzte mich wieder in Bewegung. Am Ende des Tunnels war ein Loch in der Decke, das sich in einen

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