Eve - Das brennende Leben
können sie erfüllen. Vielleicht werden wir es nicht tun, aber es ist eine Möglichkeit.« Er trank erneut von dem Kristallwasser. »Also die Schwestern geben dir nicht alles, was du brauchst. Du hast Ehrgeiz. Das gefällt mir. Ich mag Ehrgeiz.«
»Das höre ich gerne«, sagte Drem. Dabei fragte er sich, welch teuflischen Handel ihm der Erschaffer dieser Welten wohl anbieten würde.
»Ich werde dir genau das geben, was du willst«, sagte Koroko. »Aber ich möchte, dass du eine aktivere Rolle bei der Entwicklung der Gurista-Taktiken spielst. Hilf uns zu entscheiden, wo wir unsere Leute positionieren. Wie wir bestimmte Einsätze durchführen. Das wäre gar nicht so verschieden von dem, was du für die Schwestern tust.«
Drem dachte gründlich über seine Antwort nach. »Wir können uns nicht einzelnen Fraktionen anschließen«, sagte er. »Unsere Beziehung zu euch und all den anderen ist sorgfältig strukturiert, um unsere Integrität zu wahren.«
»Genau deshalb bitte ich ja auch nicht die Schwestern, herzukommen und die Leben unserer Männer zu retten«, sagte der Rabbit, »sondern dich.« Er sprach mit derselben ruhigen Stimme und demselben wohlklingenden Singen, das sich durch das Ohr ins Gehirn schlich und ihm vorgaukelte, dass alles in bester Ordnung sei.
»Du willst, dass ich die Schwestern verlasse?«
»Ja.«
»Ich glaube nicht, dass ich das tun kann«, sagte Drem.
»Deine Mission bei uns wäre, so viele Leben zu retten, wie du kannst. Da du dich niemandem angeschlossen hast, ist ein Pirat so gut wie der andere.« Pause. Dann fügte Koroko hinzu: »Ich würde dieses Angebot beileibe nicht jedem machen. Dennoch habe ich es schon weitaus mehr Leuten unterbreitet, als du vielleicht glaubst. Ich bin immer noch sehr in die Führung meiner Organisation eingebunden. Nur ein närrischer Führer kann nicht mit seinen eigenen Leuten reden.«
»Und zu denen würdest du mich gerne zählen«, sagte Drem.
»Du bist ungeheuer wertvoll, wie du sehr wohl weißt. Man nennt das, sein Potenzial ausschöpfen. Ich sehe es so: Man hat ein Ziel und lässt sich nicht davon abbringen. Man versinkt nicht schmachtend im Sumpf der Unsicherheit und halbgeträumter Träume. Man springt von der Klippe in der Gewissheit, dass die Flamme weitergetragen wird.« Wieder trank der Mann. »Du bist voller Tatendrang. Das erkenne ich besser, als du dir vorstellen kannst.«
»Das stimmt«, sagte Drem. Er bemerkte, dass er Durst bekam.
»Also, was sagst du?«
Drem erkannte, dass dies die Stunde der Wahrheit war. Er konnte das, was ihm dieser Mann geben wollte, annehmen. Möglicherweise konnte er auch mit der Bedrohung durch die Blutjäger fertigwerden. Vielleicht mit Verena wieder ins Reine kommen und … Nein. Das konnte er nicht. Die Zeit für Versuchungen und Ablenkungen war vorbei.
»Ich glaube«, sagte er und fühlte sich, als ob er kopfüber in den Fluss sprang, »ich sollte dir wohl besser erklären, was mich wirklich antreibt.«
Er hatte die Wochen, in denen er auf diese Audienz wartete,
genutzt. Er hatte sich alles, was er herausgefunden hatte, gründlich durch den Kopf gehen lassen. Er ließ die Tatsachen immer wieder Revue passieren, als ob sie scharfe kleine Diamanten waren.
Sein Streben war einfach: die Welt von Kapselpiloten zu befreien. Es ging nicht nur um den einen, dem er vor all der Zeit begegnet war, sondern um alle bis auf den letzten Mann. Das Böse auslöschen.
Er hatte ein gutes Gedächtnis. Er erinnerte sich nicht nur an die riesigen Datenmengen, die er über das Leben von Kapselpiloten ausgegraben hatte, sondern auch daran, was man ihm im Ausbildungszentrum der Schwestern beigebracht hatte. Über die Angels, über die Guristas, über Sansha’s Nation. Mit der Macht, die er jetzt besaß, war es ihm ein Leichtes, innerhalb weniger Abende seine Erinnerungen aufzufrischen und noch ein wenig tiefer zu graben.
Um sein Ziel zu erreichen, brauchte er genug taktische Informationen, um an die Kapselpiloten heranzukommen. Außerdem benötigte er ausreichende Geldmittel, um seinen Plan zu finanzieren. Schließlich musste er ein Stück oder gar eine ganze Sammlung Technologie in die Hände bekommen, um sie eliminieren zu können. Das konnte Sprengstoff sein, der an strategisch wichtigen Stellen platziert wurde. Es konnte sich aber auch um eine Gruppe Gleichgesinnter handeln, die mit Handfeuerwaffen ausgerüstet waren und nur ein Ziel kannten. Höchstwahrscheinlich erwischte man damit aber nur einen Bruchteil der
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