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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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rächen. Alles andere – jeder andere – taugte nur für einen flüchtigen Glücksmoment.
    Jetzt, da die Blutjäger ihm wieder auf den Fersen waren, war ihm das bewusst geworden.
    Seine Zeit wurde knapp. Sobald sie ihn gefunden hatten – und das würden sie zweifellos – war er ein toter Mann. Bis jetzt wurden sie nur dadurch aufgehalten, dass sie sich durch seine Gefangennahme unglaublich viel Ärger mit anderen Fraktionen einhandelten. Er hatte keine lange Karriere bei der Rettung mehr vor sich; ebenso wenig wie ein langes Leben, in dem er sich mit seiner treulosen Geliebten etwas aufbauen konnte.
    Er hatte einen Namen. Er wollte mehr – das konnte er vor sich selbst jetzt zugeben –, aber er hatte einen Namen. Es gab Leute da draußen, die noch mehr Informationen hatten. Der Name stand symbolisch für ein Gefühl, das er sich so lange versagt hatte und das nie erloschen war: reiner, allumfassender Hass .
    Er hatte einen Namen und die Fähigkeit vorauszuplanen. Er hatte die Gabe zu sehen, wo die Fäden zusammenliefen und seinen Finger darauf zu legen. Während seiner Karriere bei den Schwestern war ihm das oft zugutegekommen. Und jetzt wusste er, dass die Angels – oder jemand, der mit ihnen zu tun hatte –
viele Informationen über die Kapselpiloten hatte. Außerdem wusste er, dass die Guristas mehr Geld als Verstand hatten.
    Ein Teil von ihm fühlte sich schuldig. Wahrscheinlich war sein Leben in Gefahr. Außerdem liefen all die kleinen Fäden jetzt in seinem Kopf zusammen; er spürte die Knotenpunkte geradezu. Er wusste , dass an dem, was er dachte, etwas dran war. Aber das alles rechtfertigte immer noch nicht, die Sache zu verraten und die Menschen, die ihm vertrauten, im Stich zu lassen.
    Ein anderer Teil von ihm dachte daran, was er im Laufe der letzten Nacht gesehen hatte. Er zuckte gequält zusammen. All das Vertrauen, das es einmal gegeben hatte, war verschwunden. Er wusste nicht einmal, ob es echt gewesen war. Jetzt wurde es ersetzt durch leere Gesichter.
    Außerdem dränge sich ständig eine Erinnerung an etwas, das der Blutjäger letzte Nacht zu ihm gesagt hatte, in seine Gedanken. Bruder des toten Mannes. Leip lag immer noch gefroren in seinem kalten Sarg, war immer noch nicht beerdigt und immer noch nicht von der Welt anerkannt. Nichts, was Drem getan hatte, kein Leben, das er gerettet hatte, hatte an dieser Situation etwas geändert. Und das würde auch in Zukunft so bleiben. Selbst wenn er den Rest seiner Zeit damit zubrachte, in Ruinen nach Fremden zu suchen, waren diejenigen, die ihm wichtig waren, dennoch verloren. Keine der Bergungen rettete seinen Bruder. Doch vielleicht gab es einen anderen Weg.
    Ihm lief die Zeit davon und zwar schnell. Mit der wenigen Zeit, die ihm noch blieb, konnte er entweder etwas Sinnvolles anfangen, oder er konnte immer schwächer werden und erlöschen, ohne irgendetwas zu hinterlassen. Er und Verena und all die Lügen, die sein Leben ausmachten, wurden mit dem sterbenden Bruder des toten Mannes beerdigt.
    Er atmete tief ein und sagte zu dem Aufseher: »Ich werde das Geld nehmen.« Als der Mann etwas sagen wollte, fügte er hinzu: »Aber nicht von Ihnen.«

    Die Wasserfallstadt bestand im Gegensatz zu dem sonst üppig bewachsenen und grünen Planeten aus Kristall und Kunststoff. Ihre Wände passten ihre Durchsichtigkeit zu jeder Tageszeit optimal der Helligkeit an. Der Fluss, der die Stadt begrenzte, war das breiteste bewegliche Gewässer des Kontinents. Die Stadt hockte auf seinen Ufern wie ein Jäger. Am Horizont, nur ein paar Meilen flussabwärts, verschwand der Boden, und ein hoher Wasserfall donnerte viele Meilen hinab in die Tiefe.
    Es gab hier nur wenig Metall. Dennoch war nicht alles weiß und aus Glas. Drem ging langsam. Dabei warf er hin und wieder einen Blick auf seinen Begleiter. Dieser war ein berüchtigter und gefürchteter Mann, einer der überlebenden Fraktionsführer der Guristas. Koroko Korasami. Der Rabbit.
    Sie gingen durch einen zentral angelegten Garten. Seine Wege waren gesäumt von klaren Kristallen oder roten Ziegeln. Dazwischen lagen kleine Felder aus Gras oder Wälder. Der Pfad, den sie entlanggingen, strahlte Wärme ab; die Sonne hatte durch das Kristalldach darauf geschienen.
    »Es gab keine Probleme hierherzugelangen?«, fragte Koroko. »Einige Leute, so sagt man mir, finden den Flug hier herunter ziemlich höllisch.«
    Er war ein großer Mann mit dem kantigen, schmalen Gesicht, das die Caldari manchmal hatten. Seine Bewegungen

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