Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>

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fügte der Aufseher schnell hinzu. »Wir wollen, dass Sie Ihre großartige Arbeit fortsetzen.
Es handelt sich lediglich um einen zusätzlichen Bonus, den wir von Zeit zu Zeit zur Verfügung stellen wollen.«
    Drem betrachtete ihn aus seinem Sessel heraus. »Sie wollen, dass ich Geld von den Guristas annehme.«
    »Wir wollen Ihnen helfen, das zu tun, was Sie tun möchten. Die Geschenke können für die Schwestern verwendet werden, oder für Sie. Wenn Geld unpassend ist, werden wir etwas anderes finden. Wir wollen Ihnen dabei helfen, Ihre Träume zu erfüllen. Das kann für Ihre eigenen Zwecke sein, oder für jeden Akt der Menschlichkeit, den Sie unterstützen möchten.« Der Aufseher lächelte und machte eine träge Armbewegung, als ob er Drem alles zu Füßen legte. »Um diese toten Asteroiden, die wir Heimat nennen, zu verändern; diese toten Steine im Weltall in Nahrung und Leben für die Leute zu verwandeln, die es am meisten nötig haben.«
    »Das ist bewundernswert, Sir«, sagte Drem. »So muss ein Mann denken, der sich den Schwestern anschließen will.«
    Der Aufseher überhörte den Sarkasmus. »Es ist ein gut gemeintes Angebot. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, dass Sie zögern. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man Ihnen einen Vorwurf machen würde, wenn Sie drüber nachdenken.«
    »Und dieses Angebot ist auf Ihrem Mist gewachsen, und Sie tragen die alleinige Verantwortung dafür?«
    Der Aufseher runzelte die Stirn, als ob er darüber nachdachte. »Nicht ganz. Ich stehe voll und ganz dahinter, aber ich gebe zu, dass ich von anderer Stelle … ermutigt wurde. Wir alle wollen nur das Beste für Sie.«
    »Wissen Sie, was mir an den Guristas aufgefallen ist?«, fragte Drem. Er stand auf und ging zu dem Baum hinüber. »Sie sind die besten Freunde. Das meine ich so. Sie würden sich einen Arm oder ein Bein ausreißen, um zu helfen, wenn das nötig wäre. Sie haben mir gerade ein sehr großzügiges Angebot gemacht.
Ich glaube, Sie haben es in demselben Geiste gemacht, den der Abrissspezialist gestern an den Tag legte.«
    Drem griff in die Metallbox und nahm ein paar Samen heraus. Dann hielt er sie den Vögeln entgegen. Ohne zu zögern, fraßen sie aus seiner Hand.
    Jetzt konnte er erkennen, was ihn gestört hatte: Die Vögel waren an den Baum gefesselt. Winzige Fäden baumelten an ihren Körpern, wie Nabelschnüre eines Säugetiers, und endeten an dem Stil eines Blattes. Wenn die Vögel sich bewegten, dehnten die Fäden sich, um die Bewegung zu ermöglichen. Drem stellte sich vor, dass das Fliegen dadurch nicht einfacher wurde.
    »Für die Guristas ist das Ergebnis wichtig und nicht die Motivation oder die Regeln, die dahinterstehen«, fuhr er fort. »Sie werden sich einbringen, auch wenn es vielleicht nicht klug ist. Dieser Abrissexperte tat das. Und es hat sich gerächt.«
    Der Aufseher runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
    »Als ich ihn das letzte Mal sah, war er in ziemlich schlechter Verfassung. Also habe ich heute Morgen, nachdem ich meine Augen mit Gewalt aufgerissen hatte, einige stationsinterne Nachfragen gestartet. Ich fand heraus, dass er nicht aufhören konnte, über das, was er gesehen hatte, zu reden. Deshalb hat er Ärger bekommen.«
    Drem holte sich noch eine Handvoll Samen und fütterte damit die dankbaren Vögel. »Er ist nicht länger auf Ihrer Station. «
    »Damit hatte ich nichts zu tun«, sagte der Aufseher leise.
    »Da bin ich sicher. Guristas lösen ihre Probleme gerne intern, ohne sich ans Protokoll zu halten. Sie werden doch nicht zulassen, dass eine einzelne kritische Stimme ihren Leuten Angst macht. Die könnten ja sonst auf die Idee kommen, dass die Sorglosigkeit, für die die Fraktion bekannt ist, manchmal gar nicht so gut ist.« Er wischte sich die Körnerreste von der Hand. »Die Guristas machen wunderbare Angebote, aber im
Gegenzug verlangen sie auch viel. Wahrscheinlich mehr, als ihnen selbst jemals bewusst wird.«
    »Ihr Onkel Dakren hätte über mein Angebot nachgedacht.«
    »Mein Onkel Dakren ist verdammt noch mal tot«, sagte Drem.
    Er stand stocksteif da, starrte ins Leere und spürte, wie der Zorn wieder an die Oberfläche kam. Diesmal brachte er es nicht fertig, ihn zu unterdrücken.
    Ihm wurde klar, dass all die Leute, die er gerettet hatte, seine Familie niemals zurückbrachten, egal, wie gern er das hätte. Dies waren die beiden Dinge, die ohne Wenn und Aber seins gewesen waren: eine Familie und ein Zuhause. Er hatte nichts erreicht, um sie zu