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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Bereiche lag. Das lag weniger daran, dass sie sich demgegenüber, was sie dort vorfand, schuldig fühlte, sondern eher an einem Mangel an Besichtigungsinteresse. Sie wusste aus Nachrichten und vom Hörensagen, dass es immer schlimmer aussah, je tiefer man in die Station vordrang. Das hatte ihre Neugier in Luft aufgelöst. Während ihrer Amtszeit als Datenmädchen hatte sie keine Zeit gehabt, um die ärmeren Gegenden
der Station zu erkunden. Nachdem sie Agentin geworden war, hatte sie einfach keine Lust mehr dazu.
    Es war später Abend. Die Lichter der Station waren heruntergeregelt worden. Statt des normalen Hellgelbs zeigten sie nun ein gedämpftes Orange, das an Straßenlaternen auf dem Planeten erinnerte. Ralea hatte diese Tageszeit schon immer gemocht. In den Pausen zwischen Missionen war sie oft zum Eingang ihres Bürogebäudes hinuntergegangen, nur um einfach die gelbliche Luft zu genießen.
    Die Lampen waren hoch oben in der Decke eingelassen und ähnelten natürlichen Lichtquellen auf dem Planeten. Die meisten Zentralregionen in den äußeren Bereichen der Station waren direkt mit den zahlreichen Schiffshangars verbunden. Da diese hohe Decken brauchten, um die verschiedenen Schiffe beherbergen zu können, wurde diese Höhe auch für alle in der Nähe liegenden Räume beibehalten. Außerdem hatten die Erbauer von Stationen längst entdeckt, dass sich dieser zusätzliche Platz positiv auf die Bewohner auswirkte. Hohe und weite Bereiche entspannten die Menschen und schüchterten sie sogar ein wenig ein. Sie erhielten dadurch viel individuellen Platz; gleichzeitig erinnerte es sie unterschwellig an ihre eigene Bedeutungslosigkeit. Niedrige Decken und enge Flure hingegen beunruhigten die Massen. Sie fühlten sich klaustrophobisch und neigten zu Ausbrüchen. Die meisten Zentralkorridore waren so breit, dass zwei Hoverfahrzeuge aneinander vorbeischweben konnten und immer noch genug Platz für Fußgänger blieb. Hier, und auch in den dunkleren Bereichen, beruhten Stationsdesign und -erhaltung zur einen Hälfte auf wirtschaftlichen Erwägungen, zur anderen auf Maßnahmen, um die Massen unter Kontrolle zu halten.
    Ralea spuckte aus. Es fühlte sich wie eine Trotzreaktion an und versetzte ihr einen kleinen Schock. Ihr wurde klar, dass ihre scheinbare Ruhe unnatürlich war und sie möglicherweise
in Gefahr brachte; so wie eine Ertrinkende, die irgendwann den Kampf aufgibt. Der Gedanke machte ihr große Angst. Sie spuckte erneut aus und befreite sich so von den letzten Resten des Würgeanfalls.
    Sie betrachtete die Gebäude, die um sie herum standen: auf beiden Seiten Stadthäuser und weitläufige Reihen von Wohnblocks. Diese waren aneinander befestigt und erinnerten an Wohngebiete auf dem Planeten. Unten auf dem Planeten war Luftraum billiger als Land. Dort waren diese Wohnungen günstig. Hier oben im Kosmos waren sie unglaublich teuer.
    Eine Tür erregte ganz besonders ihre Aufmerksamkeit. Sie war aus Holz und wies ein geschnitztes Blumenmotiv auf. Dornige Ranken wanden sich in einer immer enger werdenden Spirale und endeten als einzelne Rosenblüte in der Mitte der Tür. Der Effekt war gleichzeitig kitschig und beunruhigend.
    Sie kannte diese Tür, hatte schließlich schon früher davorgestanden. Damals war sie noch eine andere Person mit anderen Werten gewesen. Außerdem, so dachte sie erschauernd, hatte sie einen eklatanten Mangel an Weitsicht im Hinblick darauf bewiesen, was dieser Besuch sie schließlich kosten würde.
    Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie diesen Ort angesteuert hatte, aber zweifellos hatte ihr Unterbewusstsein sie direkt hierhingeführt.
    Bevor sie darüber nachdenken konnte, ging sie zur Tür und klopfte an.
    Ein Mann mittleren Alters mit durchschnittlicher Figur öffnete. Er zeigte Ansätze einer Glatze, hatte graue Haare, trug eine Hornbrille und ziemlich altmodische Kleidung. Er sah aus wie ein Buchhalter. Dennoch schien er nicht überrascht, eine Fremde vor seiner Tür zu sehen.
    Ralea öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, aber ihr fiel nichts ein. Nach einigen endlosen Sekunden stammelte sie: »Schöne Tür.«

    Der Mann betrachtete seine Tür, als ob sie ein Objekt von Interesse sei, und sah dann wieder sie an. »Stimmt«, sagte er.
    Als Ralea nicht reagierte, fügte er beiläufig hinzu: »Sie ist aus massiver Eiche. Ich habe auch einige Holzmöbel. Hier oben ist es wirklich schwer, die zu bekommen. Man muss sie auf dem Planeten bauen und zusammensetzen lassen. Dann kostet es ein

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