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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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anderen zur Zielscheibe. Auf einer Station kann man recht verdeckt arbeiten und dennoch Reichtümer anhäufen.«
    »Also wollen Sie nicht gebunden sein?«, sagte Ralea.
    »Sagen wir, ich ziehe es vor, meine Distanz zu wahren«, antwortete Kobol. »Ich bleibe lieber im Hintergrund und lasse andere im Rampenlicht stehen.«
    Die gesamte Situation – ihre Unterhaltung und alles andere – wies einen Anstrich von Normalität auf. Das veranlasste Ralea, angewidert zu sagen: »Also deshalb handeln Sie mit Drogen, ja? Sie mögen die Kontrolle. Sie wollen sich nicht die Hände schmutzig machen, also sitzen Sie im Schatten und helfen anderen Leute dabei, ihr Leben zu ruinieren.«

    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Sie hätten nicht an meine Türe geklopft, wenn Sie nichts von mir wollten, meine Liebe.«
    Sie atmete tief durch. »Ich möchte unser Arrangement beenden. Ich möchte, dass Sie mir keine Drogen mehr verkaufen. «
    Er schien sie nicht gehört zu haben und fragte sie ganz ungezwungen: »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich … bin Agentin.«
    Der Mann lächelte. »Dann haben wir ja mehr oder weniger das gleiche Tätigkeitsfeld.« Er ging zu der Wand und drehte das Licht etwas herunter. Dann streckte er die Hand aus und stellte die Bilderrahmen neu ein. Sie blinkten und zeigten ein Mosaik der verfügbaren Bilder. Kobol wedelte mit einem Finger wie mit einem Zauberstab durch die Luft und ging die Bilder durch.
    »Sucht hat vier Stadien«, sagte er, ohne den Blick von dem Rahmen abzuwenden. Dort war ein abstraktes Bild zu sehen, hell und mit schreienden Farben, in dem man unmöglich einzelne Formen erkennen konnte. Einige der schwächeren Farben stellen vielleicht Menschen dar, vielleicht auch nicht. »Das erste Stadium ist der Einstieg. Man experimentiert, lernt die Droge kennen und fühlt sich immer noch gut dabei. Sie ist eine Quelle unendlicher Möglichkeiten, und das Beste daran sind die Erwartungen – sogar die, die sich als vollkommen falsch und naiv entpuppen.«
    Er blätterte zu einem anderen Bild. Es zeigte ein Stillleben alter Farmwerkzeuge, die auf einem kleinen Tisch in einer Scheune liegen. Die Farben waren weich und sanft, obwohl die Werkzeuge überdeutlich scharf waren. »Das zweite Stadium ist die Fortsetzung. Dabei beginnt man, die Droge zu missbrauchen. Man hat seine Zweifel, aber die sind unbedeutend und – hey, man ist schließlich erwachsen. Man kann seine eigenen Entscheidungen treffen. Außerdem ist man erfüllt von Gefühlen, die man schon längst vergessen glaubte.«

    Erneut veränderte er das Bild. Jetzt wurde eine karge Landschaft mit Wolken über den Hügeln gezeigt. Gezeichnet war das Bild ausschließlich mit geraden Linien, die sich in verschiedenen Winkeln schnitten. Jedes dieser Kästchen schien Teil des Ganzen zu sein und doch nur sich selbst zu repräsentieren. »Das dritte Stadium ist die Abhängigkeit. Man kann nicht mehr entkommen. Man beginnt, Ausreden zu erfinden und sein Leben nach der Sucht auszurichten. Man fühlt sich zwar immer noch gut, wird aber immer öfter enttäuscht, teilweise sogar bitter enttäuscht. Die Momente der Befriedigung werden weniger; sie sind keine Selbstverständlichkeit mehr, eher eine Art Aufschub. Man schwimmt gegen den Strom anstatt mit ihm, und in den lichten Momenten fragt man sich, warum man überhaupt damit angefangen hat.«
    Er wählte ein anderes Bild aus. Es handelte sich um eine optische Täuschung, die ständig von seltsamen Leuten, die in den Feldern arbeiteten, zu Gewitterwolken wurde, aus denen Blitze zuckten.
    »Das letzte Stadium ist der Entzug. Man überlebt die Ausbruchsversuche nur mit Mühe und Not, bis man schließlich erkennt, dass man nicht mehr aufhören kann. Also fällt man von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite versucht man, das Leben, das man sich erschaffen hat, zu akzeptieren und sich so sehr in die Verhaltensmuster zu stürzen, dass man nicht mehr bemerkt, wie man aufgerieben wird. Auf der anderen Seite ergreift man immer verzweifeltere Maßnahmen, um die Gewohnheit zu durchbrechen. Trotzdem kann man die Droge nicht abschütteln. Statt vollkommen aufzugeben, versucht man zu erreichen, dass man nicht länger vergiftet wird und die Vorteile nutzen kann, ohne zerstört zu werden.«
    Kobol schaltete zu einem letzten Bild und ließ es in voller Größe anzeigen. Darauf war ein Sonnenuntergang in einer klaren, leeren Wüste zu sehen.

    Ralea, die verstand, dass er nicht ausschließlich über ihre Drogenabhängigkeit

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