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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Vermögen, sie zur Station transportieren zu lassen.«
    Er trat zur Seite und winkte sie in seine Wohnung. Auf seinem Gesicht lag ein sanftes Lächeln. »Würden Sie sie gerne sehen?«
    Diese Unterhaltung war so beiläufig und normal, dass Ralea dachte, sie hätte bereits ihren Verstand verloren. Sie ging hinein und hörte, wie die Tür sich hinter ihr schloss.
    Sie betrat direkt ein Wohnzimmer und wartete nicht darauf, dass der Mann ihr folgte. Die Lichter waren gedämpft und warfen einen Schimmer wie von einem Sonnenuntergang über alles, was sich im Raum befand. Die Wände waren in einem gelblich-cremefarbenen Ton gehalten, durch den sich schwach orangefarbene Streifen zogen. An den Wänden hingen einige Gemälde, die langsam Bilderzyklen von Landschaften und Blumen durchliefen. Ein Teil des Wohnzimmers wurde beherrscht von einem Sideboard; es war dunkel lackiert. An seinen Schubladen und Türen befanden sich goldene Griffe. Darauf standen einige Blumentöpfe, die mit Pflanzen vollgestopft waren. Dazwischen lag unauffällig ein kleiner Guthabenscanner.
    Der Rest des Raumes wurde von einem Esstisch eingenommen, der auf einem dichtgewebten Teppich mit Caldarimustern stand. Auch der Tisch war eine Kreation aus massivem, dunkel lackiertem Holz. Er war mit einer Glasplatte abgedeckt, auf der ein feines Spitzentuch lag. Das Zimmer beschwor eine altmodische Vornehmheit der Oberklasse herauf, die es wahrscheinlich außerhalb der Literatur nie gegeben hatte, erst recht nicht auf Raumstationen.
    Ihr Gastgeber, der Kobol hieß, sagte: »Schön, Sie wiederzusehen«,
und blieb abwartend stehen, während sie das Zimmer betrachtete. Die Blumen rochen herrlich. Ralea beugte sich vor, um daran zu schnuppern.
    »Haben die Visionen angefangen?«, fragte er sie.
    Sie sah ihn nicht an. Stattdessen schaute sie auf den Tisch und das Sideboard, auf dem der Guthabenscanner – dieses kleine Gerät der Zerstörung – stand und wartete. Im Hinterkopf wusste sie, was sie zu tun hatte, aber ihre müden, langsamen Gedanken ließen nicht zu, dass sie es aussprach.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie das Monster seine Brille abnahm. »Es ist ein recht spezielles Geschäft, das gebe ich zu. Aber ich bin ziemlich gut darin«, sagte er und säuberte die Brille mit einem kleinen Tuch. »Ich würde sagen, dass ich einen großen Teil dieses Hauses und seiner Einrichtung dem Handel verdanke. Einschließlich der Drogen, die meine Leute Ihnen verkauft haben.«
    »Ich möchte, dass Sie …«, begann sie, aber dann brach ihre Stimme ab. Sie wusste, was sie sagen wollte. Sie wusste ebenfalls, was sie sagen musste . Es machte ihr Angst, dass die beiden Dinge vielleicht nicht übereinstimmten.
    Ralea machte einen verzweifelten Versuch, das Thema zu wechseln. Jedes andere Thema war gerade recht, bis sie ihre Gedanken wieder unter Kontrolle hatte. Sie erwähnte Kobols Brille und wie selten man so etwas zu Gesicht bekam.
    Kobol lächelte und gab ihr die Brille. »Probieren Sie sie mal«, sagte er.
    »Nein, dann kann ich nichts …«
    »Nun machen Sie schon. Was haben Sie zu verlieren?«
    Ralea nahm ihm die Brille aus der Hand und setzte sie auf. Dann sah sie sich um. »Aber … es gibt keinen Unterschied. Ich kann alles perfekt erkennen.« Sie nahm sie wieder ab und gab sie Kobol zurück. Sie hatte immer noch Angst, war aber gleichzeitig erstaunt.

    »Ich habe bei null angefangen. Ich stamme aus einem armen Elternhaus«, sagte Kobol.
    »Trägt man eine Brille, wenn man arm ist?«, fragte Ralea.
    »Wenn man arm ist, kann man sich keine Operationen zur Korrektur leisten«, erklärte Kobol weiter. »Der Sehfehler wurde schon vor langer Zeit beseitigt. Heutzutage trage ich die Brille aus liebgewonnener Gewohnheit und zur Erinnerung. Sie ist eine der wenigen, echten Verbindungen, die ich noch zu meinem alten Leben auf dem Planeten habe.«
    »Also haben Sie Ihre …«, sie suchte nach einem Wort, fand nur eins, dass passte, seufzte und sagte: »Sie haben Ihr Geschäft nicht hier aufgenommen?«
    »Nein. Ich habe damit auf dem Planeten angefangen. Aber sobald ich konnte, bin ich in diese Station gezogen. Die Arbeitsbedingungen sind hier besser.«
    »Mehr Kontakte?«
    »Weniger, um ehrlich zu sein. Aber sie zahlen besser, und das Geschäftsnetzwerk hat viel mehr Potenzial. Auf dem Planeten arbeitet man nur innerhalb der Grenzen, die seine Wirtschaft zulässt. Wenn man genug Macht erlangt hat, muss man sich für Politik interessieren und schließlich wird man für alle

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