Eve und der letzte Englaender
flüsterte mir Dom zu.
„ Ich würde sagen, wir ergänzen uns hervorragend“, lachte ich leise.
„ Wie hast du mich gefunden?“, fragte ich ihn.
„ Rein zufällig. Wir hatten offensichtlich beide das gleiche Bedürfnis nach Ruhe.“
Er setzte sich neben mich auf die Steine und blickte aufs Meer, das sich langsam zartrosa färbte. Schweigend schlang ich meine Arme um seinen Bauch und zog ihn an mich, während sich die Sonne unweigerlich ihren Weg am Horizont bahnte. Ich sah Dom von der Seite an, er hatte die Augen geschlossen und atmete tief ein und aus.
„ Dieser Ort wird mich immer berühren“, sagte er schließlich. „So wie du.“
Kapitel 12
Eve
„ James , du musst aufstehen. James!“
Dom prügelte schon eine ganze Weile verzweifelt mit einem seiner Sticks auf das auf dem Sofa zusammengekauerte Etwas unter der Bettdecke ein, das allem Anschein nach James sein musste. Doch dieser rührte sich nicht, sondern zischte nur mit erstickter Stimme „Verpiss' dich einfach, Dom!“.
Dom schaute mich hilflos an und zuckte mit den Schultern. Ich zog ihn gerade an meiner Hand in Richtung Tür, als James wieder zu Murmeln begann.
„ Eve kann hier bleiben.“
Ich sah Dom verwundert an, aber er flüsterte mir nur ein „Na dann, viel Spaß!“ zu und schloss die Tür hinter sich. James kroch langsam aus seiner Höhle und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er sah wirklich scheiße aus, was nicht nur vom Feiern nach der Show gestern kommen konnte. Ich setze mich neben ihn und sah ihn nur an.
„ Sie – “
Weiter kam er nicht, die Worte blieben in seinem Hals stecken und gingen in ein trauriges, gleichzeitig aber auch ziemlich wütendes Grummeln über. Ich konnte sehen, dass er mit den Tränen kämpfte und nahm vorsichtig seine Hand. Er drückte sie nur und fing an leise zu schluchzen.
Was ist denn passiert?“, flüsterte ich und strich ihm über seine zerzausten Haare.
James vergrub sein Gesicht in meiner Schulter und es dauerte eine Ewigkeit, bis sein Schlucken aufhörte und er anfing zu sprechen, ganz leise.
„ Sie hat mir gesagt, dass sie jemanden anderen liebt.“
In seinen Worten echote der unverkennbare Klang seines gebrochenen Herzens. Ich wusste, dass keine Worte der Welt ihn jetzt trösten konnten. Ich fuhr ihm nur schweigend über seinen bebenden Rücken und versuchte ihn zu beruhigen. Jetzt wurde mir auch klar, warum er Dom das hier nicht hatte zeigen wollen – er hätte James' jetzt ja wohl Ex-Freundin Olivia vermutlich sofort den Marsch geblasen – und das hätte seinem besten Freund auch nicht wirklich weitergeholfen. Hier war eindeutig weibliches Einfühlungsvermögen gefragt. Ich konnte sehen, wie es in James ununterbrochen arbeitete und ihn ein Wort in unendlichen Gedankenschleifen malträtierte.
„ Warum?“, fragte er mich schließlich mit gequältem Gesichtsaudruck.
Es war merkwürdig, denn vor noch nicht mal drei Monaten hatte ich mich das gleiche gefragt. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie scheiße sich das anfühlte. Ich lächelte unmerklich bei dem Gedanken daran, was seither passiert war. Ich wusste, dass es auf diese Frage keine Antwort geben konnte, so gern ich sie James gegeben hätte. Ich gab ihm stattdessen einen kleinen Kuss auf die Schläfe und umarmte ihn fest, bis er sich beruhigt hatte.
„ Ich hatte wirklich geglaubt, dass Liebe für immer ist“, sagte er traurig.
„ Nichts ist für immer, James“, erwiderte ich.
Wir schwiegen beide lange und hingen unseren eigenen, hässlichen Gedanken nach.
„ Was möchtest du jetzt am liebsten machen?“, fragte ich James schließlich.
„ Mich erschießen“, erwiderte James trotzig.
„ Hm, das wird wohl nix, ich habe leider keine Waffe zur Hand. Und als zweitliebstes?“
Ein kurzes Lächeln huschte über James' Gesicht.
„ Dieses verdammte zweite Konzert spielen.“
„ Na, das hört sich doch schon besser an!“, lachte ich und zog ihn hoch.
„ Dann husch husch anziehen und los geht’s!“
James umarmte mich noch mal kurz.
„ Danke, Eve.“
„ Dafür nicht, Schätzelein“, erwiderte ich und schob ihn in Richtung Kleiderschrank.
„ Was ist denn los mit ihm?“
Dom sah mich fragend an, während wir uns auf den Weg zum großen Band-Familienessen vor der Show machten. Wir liefen gerade eng umschlungen an einem kleinen Park am Flussufer entlang und mein Blick haftete an dem dahin fließenden Wasser, das im Sonnenlicht glitzerte. Etwas Gutes hatte die
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