Eve und der letzte Englaender
Geschichte mit James immerhin: Ich konnte mir nicht verzweifelt den Kopf darüber zerbrechen, dass ich gleich dem kompletten Mega-Clan samt James' und Doms Familien vorgestellt werden würde. Und als was eigentlich? Wer war ich denn für ihn? Und was war er für mich? Mein Magen zog sich allein bei der Vorstellung, gleich all diesen Menschen gegenüberzustehen, unweigerlich zusammen. James würde mir ja jetzt auch keine große Hilfe sein, falls er sich vor der Show überhaupt blicken lassen würde.
„ Olivia hat ihn verlassen“, fasste ich die Situation kurz und sachlich für Dom zusammen.
„ Sie hat waaaaaas?!“, kreischte er zurück. „ Das ist nicht dein Ernst!“
Genau diese Reaktion hatte ich irgendwie erwartet und James anscheinend auch.
„ Wie kann sie nur? Ausgerechnet jetzt!“
„ Na ja, irgendwie gibt es dafür ja nie den passenden Zeitpunkt“, erwiderte ich und dachte dabei kurz an mein Prüfungsblackout zurück, was mich wieder merkwürdig grinsen ließ.
Dom sah das zwar offensichtlich ein, grummelte aber trotzdem einige unschöne Beschimpfungen vor sich hin.
„ George hatte doch recht“, sagte er schließlich abwesend, mehr an sich selbst als an mich gerichtet.
„ Komisch, das hat James mir gestern auch schon gesagt, allerdings in Bezug auf uns beide. Aber er wollte mir nicht verraten, was es damit auf sich hat. Er meinte nur, ich solle dich fragen.“
Ich sah ihn auffordernd an, mit einem etwas unguten Gefühl, das sich mit meiner ohnehin schon quälenden Nervosität verband. Was war da passiert und inwiefern betraf es mich? In dieser Hinsicht war ich ein gebranntes Kind, seit mein werter Ex meinte, sein Leben ohne mich planen zu müssen. Ich hasste nichts mehr, als das Gefühl zu haben, nicht Herrin meines eigenen Schicksals zu sein. Rosa nannte mich deshalb immer liebevoll „Kontrollfreak“, was ich meistens mit meinem ausgestreckten Mittelfinger quittierte. Seit Dom in mein Leben getreten war, hatte es allerdings immer mehr Momente gegeben, in denen ich irgendwie entgegen meiner normalerweise leicht dominierenden Selbstbestimmungssucht gehandelt hatte. Sonst wäre ich gar nicht hier, das wurde mir schlagartig klar.
Dom schwieg und schaute angestrengt nach vorne.
„ Also, was hat George euch eingeflüstert?“, bohrte ich nach.
„ Das verrate ich dir nicht“, ließ mich Dom mit verschränkten Armen wissen. Ich stemmte mich daraufhin mit aller Kraft gegen ihn und schob ihn langsam in Richtung Wasser.
„ Bist du dir sicher, dass du mir nichts zu beichten hast?“, fragte ich ihn dabei und er hatte große Mühe, nicht die Böschung hinab zu fallen. Er hielt sich an einem Ast fest und biss mir in die Hand.
„ Ey, das ist nicht fair!“ schrie ich, ihn plötzlich loslassend.
Wir verloren beide das Gleichgewicht und fielen ins Gras. Ich landete unsanft auf Dom, nutzte schnell die Gelegenheit und hielt ihn an seinen Handgelenken fest. Natürlich hätte er mich locker runter schmeißen können, aber ihm schien das durchaus zu gefallen und er wehrte sich nicht mehr.
„ Was bekomme ich, wenn ich es dir verrate?“, säuselte er jetzt zuckersüß.
„ Hm, lass mich überlegen…“, grinste ich und fing ganz langsam an meine Hüfte auf ihm kreisen zu lassen.
„ Boah, bist du fies“, stöhnte er leise auf und ich spürte ziemlich genau, dass ihm das verdammt gut gefiel.
Wir waren uns zwar gestern auf der Couch im Haus schon sehr nahe gekommen, aber so nahe bisher noch nicht. Heute morgen hatte Dom mich wie am Abend zuvor am Hoteleingang verabschiedet, es hatte wieder Ewigkeiten und viele heiße Küsse lang gedauert. Aber mich gefragt, ob er mit hochkommen dürfe, hatte er nicht. Irgendwie hatten wir beide gespürt, dass das den richtigen Zeitpunkt brauchte. Auch wenn wir beide uns unmissverständlich wollten.
Ich stoppte meine Bewegung abrupt und sah Dom auffordernd an.
„ Also, wir hatten da diese Sitzung mit George…“, begann Dom stockend.
„ Soweit war ich mit James auch schon“, erwiderte ich ungeduldig. „ Was für eine Sitzung war das denn bitte?“
Dom sah mich verlegen an und erzählte mir schließlich zögerlich von ihrem Gläserrücken-Zirkel und von den beiden mysteriösen Mitteilungen, die James und Dom betrafen.
„ Das Orakel hat James gesagt, dass eine Trennung bevorsteht. Und mir, dass meine Muse, die ich vorher in meinem Traum gesehen hatte, Eve heißt“, stotterte er.
„ Und ihr habt George das abgekauft, ja?“ fragte
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