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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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wie sie sich dadurch immer enger an mich drückte.
     

    „ Eve.“
    Tonlos wiederholte ich ihren Namen, immer wieder. Ihre Hand lag in meiner, ich fühlte ihre warme Haut und hörte ihren gleichmäßigen, ruhigen Atem. Ich rutschte ein Stück zu ihr herunter und legte meine Lippen auf ihre, atmete sie ein und zupfte ganz zart daran. Eve brummelte leise vor sich hin, strich im Schlaf mit ihrer freien Hand an meiner Brust entlang und legte sie in meinen Nacken. Ich küsste sie wieder, ein bisschen fester. Ihre Hand wanderte meinen Rücken hinab, ich fühlte jede ihrer Fingerspitzen einzeln wie sie meine Wirbel ertasteten. Mit meiner Zunge fuhr ich langsam über ihren leicht geöffneten Mund und zog ihre Hüfte ganz eng an meine. Eves Lippen wanderten zu meinem Ohr, so dass ich sie auf meiner Wange spüren konnte. „Noch nicht mal in Ruhe schlafen kann man bei ihnen, Mr. Howell“, flüsterte sie und fuhr mir mit ihrer Zunge meinen Hals hinab. Ich stöhnte leise auf, drehte sie mit einem Mal auf den Rücken und küsste sie verlangend. Wir berührten uns, verschlangen uns fast und ich wollte sie einfach nur für immer so spüren in diesem Augenblick.
     

    Von irgendwoher hörte ich eine Melodie, die mir verdammt bekannt vorkam. Mein Handy klingelte, na super!
„ Du hast nicht ernsthaft einen deiner Drumparts als Klingelton?“, grinste mich Eve an.
    „ Doch! Das ist einer der neuen Songs und ich muss ihn mir noch einprägen, verdammt!“, lief ich rot an und kramte schnell nach dem Ding in meiner Hosentasche, während Eve sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte. Natürlich rief James an, wer auch sonst.
    „ Was?“, schnauzte ich ihn an, gleichzeitig Eve zwickend und kitzelnd.
    „ Sag mal, wo steckst du bitte, es ist schon nach sechs!“
    Oh shit!
    „ Ich bin quasi schon auf dem Weg“, versuchte ich möglichst glaubhaft zu vermitteln, aber James machte nur sein typisches „prrrrrrr“ und legte auf.
    „ Willst du mich wirklich schon verlassen?“, hauchte Eve mit dem verführerischsten Gesichtsausdruck der Welt. Als Antwort biss ich sie nur kurz in den Hals, bevor ich aus dem Haus stürzte.
     

     

    Eve
     

    „ Ladies and Gentleman, Boys and Girls, would you please welcome our boys from Meeeeegaaaaa!“ schrie der Ansager mit Frack und Zylinder in die Menge – und sie antwortete mit tosendem Jubel. Ich stand regungslos da und ließ das alles auf mich wirken. Vom Meer wehte eine feine salzige Brise herüber, die ich mit meinem erhitzten Gesicht aufzufangen versuchte. Die ersten Takte von „Protest“ erklangen, ich schaute zu Dom, der mit einem leicht entrückten Gesichtsaudruck völlig in sein Spiel vertieft war. Die Bühne lag in unwirklichem, blauem Licht, James quälte abwechselnd seine Gitarre und animierte das Publikum zum Mitklatschen. Alle drei hatten sich zur Feier des Tages in schicke Anzüge geworfen, Tom eher klassisch, James und Dom, nun ja, etwas extravaganter. Ich lachte in mich hinein, als ich Doms karierte Weste ausmachte, von der er mir gestern noch stolz erzählt hatte, dass sie ein Geschenk von George gewesen war.
    „ Damit du wie ein richtiger Mann aussiehst, Dominic“, hatte er ihn dazu noch wissen lassen.
So langsam fing ich an, George richtig sympathisch zu finden. Auch wenn ich immer noch nicht ganz durchblickt hatte, welche Rolle er in diesem Spiel innehatte.
     

    Ich spürte, wie sich die Nervosität der drei mit jeder Sekunde auf dieser Bühne löste. Und auch ich begann, das Konzert einfach nur zu genießen. Dieser einmalige Ort, all diese Menschen, das Meer, die Musik, derjenige, wegen dem ich hier war – in diesem Moment liebte ich das Leben genau so wie es war.
    Ich schloss meine Augen und ließ mich fallen. In Hände, die mich hochzogen und mich über die Menge trugen, immer weiter nach vorne. Ich breitete meine Arme aus und blickte zu Dom, der ungläubig und grinsend in meine Richtung schaute und mit einem seiner Drumsticks auf mich zeigte. Mit meinem Zeigefinger zielte ich auf ihn zurück und war mir sicher, dass die Stromstöße, die wir quer über die Köpfe der Menschen hinweg zwischen uns hin- und herschickten, gleich sämtliche Sicherungen der Bühnentechnik zum Durchknallen bringen würden. Ich landete schließlich im Bühnengraben, wo Andy mich augenzwinkernd auffing. James und Tom grinsten mich ebenfalls an und ich prostete ihnen kurz zu, bevor ich wieder in der Menge verschwand.
     

    „ Ich weiß nicht, wer verrückter ist, du oder ich“,

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