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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ich. „Auch wenn er uns nicht immer alles erzählt hat.“
    Vesna nickt. „Wenn die Sache mit dem vertuschten Selbstmord herauskommt, seinem Ruf schadet es nicht besonders. Und falls es doch um den Lottoschein oder einen anderen ‚Gewinn‘ geht: Geld hat er genug.“
    „Also kein Motiv“, setze ich fort. „Außer Evelyn hat etwas ganz anderes über ihn gewusst.“
    Vesna schüttelt den Kopf. „Ist alles schon sehr lange her.“
    „Zumindest sieht es so aus. Tobler sagt, dass er sie fünfundzwanzig Jahre nicht gesehen hat. Beweis gibt es dafür keinen“, wende ich ein.
    „Seltsam, dass Céline uns nicht will zeigen, wo sie wohnt“, überlegt Vesna. „Ich hoffe, Jana kommt vor ihr ins Café, vielleicht weiß sie, warum.“
    Und tatsächlich, gerade als wir einen freien Tisch mit etwas Nachmittagssonne entdeckt haben, kommt Jana. Statur, Gang: Sie ist in vielem Vesna sehr ähnlich. Ich sage es meiner Freundin und die meint stolz: „Nur viel hübscher und jünger. Dafür noch mehr stur.“
    Jana wirft ihre schwarze Lederjacke über die Rückenlehne ihres Stuhls, küsst uns beide. „Dienstlich oder privat?“, fragt sie.
    „Mischung“, sagt ihre Mutter.
    „Dann also dienstlich. Ich soll was tun, nehme ich an.“
    Wir schütteln den Kopf und bestellen Cappuccino.
    „Warst du schon einmal in Célines Zimmer?“, frage ich sie.
    „Sagt nicht, dass die jetzt auch unter Verdacht steht. Das glaube ich einfach nicht. Sie hat sich vielleicht nicht jeden Tag um ihre Mutter gekümmert, aber sie hat sie sehr gemocht.“
    „Warst du in Zimmer?“
    Jana schüttelt den Kopf. „Nein, war ich nicht. Aber es soll sehr okay sein, sagt Céline. Der Vermieter war irgendein hohes Tier und hatte immer Sekretärinnen. Jetzt ist er im Ruhestand, und wenn er etwas braucht, macht Céline quasi die Sekretärinnenarbeit.“
    „Hat sie eigentlich einen Freund?“, frage ich.
    „Was wollt ihr von ihr? Nein, hat sie nicht, zumindest nicht dass ich wüsste.“
    Wir bemerken Céline erst, als sie neben unserem Tisch steht.
    „Ich habe keinen Freund. Was wollt ihr sonst noch wissen?“, sagt sie und ihre Augen blitzen.
    Jana deutet auf den leeren Stuhl neben sich. „Reg dich nicht auf, wir versuchen nur rauszufinden, was mit deiner Mutter geschehen ist.“
    Céline setzt sich und lächelt entschuldigend. „Sorry. Manchmal steh ich einfach wie unter Strom.“
    Die Sache mit dem Untermietzimmer ist dann ziemlich schnell geklärt. Céline seufzt. Klar wohne sie wirklich an der Adresse und nicht unter der Brücke oder im Obdachlosenheim, falls wir so etwas annehmen. Aber die Vermieter wollen nicht, dass sie jemanden mitbringe. Und sie verweigern auch jeden offiziellen Vertrag. „Dafür kann ich im Keller üben, das ist sehr viel wert. Sie wollen mich jeden Tag loswerden können, für den Fall, dass ihr geliebter Sohn wiederkommt. Aber der ist irgendwo in Spanien oder so. Habe ihn nie gesehen.“
    „Und wo bist du dann gemeldet?“, will ich wissen.
    „Offiziell in Lissenberg.“
    „Dort kommt auch deine ganze Post hin?“
    „Nur das, was ich mit Unterschrift abholen muss. Den Rest lasse ich mir einfach an meine Untermietadresse nachschicken.“
    Wir erzählen Céline in groben Zügen, was wir wissen und was wir vermuten.
    „Was? Dieser Tobler hat Roger Geld gegeben?“, sagt sie.
    „Sollte wohl so eine Art Wiedereingliederungsmaßnahme sein“, murmle ich beruhigend.
    „Würde mich ja freuen, wenn es klappt“, sagt Céline und sieht nicht so drein, als ob sie daran glauben würde. Ja, das mit dem Gewichtheben stimme. Er sei ziemlich gut gewesen und habe auch wirklich trainiert. Dafür habe er im Elektrikerbetrieb, in dem er lernen sollte, meistens gefehlt. Warum er aufgehört habe? Keine Ahnung. Einfach so. Was ihre Mutter dazu gesagt habe? Wie immer: Nichts.
    Da fällt mir etwas ein: „Hat deine Mutter eigentlich irgendwann einen DVD-Player gehabt?“
    Céline schüttelt erstaunt den Kopf. „Nein, nur einen Videorekorder. Und der ist dann gepfändet worden, er hat ohnehin nicht mehr richtig funktioniert. Aber das haben wir dem Gerichtsvollzieher natürlich nicht gesagt. Warum?“
    „Weil bei deiner Mutter einige DVDs liegen.“
    „Ach, das ist ganz einfach: Mama hat immer wieder unsinniges Zeug gekauft, von dem sie geglaubt hat, sie wird es irgendwann einmal brauchen. Die waren sicher im Abverkauf, auf so etwas ist sie gerne hereingefallen.“
    „Immer schon?“, frage ich.
    „Solang ich denken kann. Nur ist es ihr

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