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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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deutlich mehr als sonst, oder?“
    Oskar küsst mich auf die Wange. „Kommt darauf an, was nach Steuern und Abgaben übrig bleibt. Ich kümmere mich nicht darum, da musst du meinen Steuerberater fragen, meinen alten Schulfreund Franz.“
    Ich lächle und küsse ihn. „Interessiert mich nicht wirklich.“
    Er umarmt mich. „Sei ruhig mein soziales Gewissen, kann gar nicht schaden. Wir vergessen viel zu häufig, wie es anderen geht. Aber ich schwöre dir: Ich passe auf, dass die Belegschaft nicht über den Tisch gezogen wird. Scheint in diesem Fall übrigens auch keiner zu wollen. – Wir sehen uns am Abend.“
    „Vielleicht koche ich was“, rufe ich ihm nach. „Wenn es später wird, auch kein Problem.“
    Sein alter Schulfreund Franz. Meine Kontakte zu Schulfreundinnen sind weitgehend abgerissen. Aber ich habe Freunde. Und Freundinnen. Hatte ich nicht eigentlich vor, demnächst eine Art Heurigenabend in der Dachterrassenwohnung zu veranstalten? Ich könnte alle dazu einladen, die ich mag. Oskars Wohnung, unsere Wohnung, ist groß genug dafür. Und wenn das Wetter mitspielt, könnten wir sogar auf der Terrasse sein, die beiden Infrarotstrahler wärmen gar nicht schlecht.
    Gismo döst in einem Sonnenwinkel hinter der Glasschiebetür und verdaut. Ich ziehe die Tür auf, gehe auf die Terrasse, es bläst kalter Westwind. Mich fröstelt, ich gehe wieder hinein. Gismo hat sich auf das Sofa verzogen und sieht mich empört an. Keiner braucht bei solchen Temperaturen Türen aufzureißen und ins Freie zu gehen. Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich mit dem erschwindelten freien Tag anfangen soll. Jedenfalls besser, nicht das Haus zu verlassen. Wenn es dumm hergeht, begegne ich dem Chronikchef oder einem seiner Freunde. Das wäre dann Wasser auf seine Mühlen: Wie bevorzugt und überschätzt diese Mira Valensky doch ständig werde, wo sie in Wirklichkeit doch einfach krank feiere …
    Ich könnte mir die DVDs ansehen. Ich glaube zwar nicht, dass sich da etwas Besonderes verbirgt, aber „Der letzte Kaiser“ könnte ganz nett sein. Ewig her, dass ich am Vormittag ferngesehen habe. Und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals um diese Zeit eine DVD eingelegt zu haben. Aber ist ja quasi dienstlich. Zumindest steht es im Zusammenhang mit den Nachforschungen über Evelyns Tod. Mira, du brauchst keine Ausrede. Zieh dir die DVD rein!
    Wenn schon sandeln am Vormittag, dann aber gleich richtig. Ich hole mir ein Glas DAC vom Weingut Berthold. Bald wird der heurige Veltliner geerntet. Ich habe Eva fest versprochen, dieses Jahr ein, zwei Tage bei der Weinlese zu helfen. Ich freue mich darauf. Klebrige Hände, Traubenduft, Traubensaft und am Abend, am langen Tisch, eine Winzerjause für alle, die bei der Lese mit dabei waren.
    Ich mache es mir neben Gismo auf dem Sofa bequem, nehme einen Schluck DAC. Ist es bedenklich, dass er mir auch um diese Uhrzeit so gut schmeckt? Dann drücke ich auf die Fernbedienung.
    Oje. Scheint klar zu sein, dass diese Filme wirklich im Supersonderangebot waren. Außer weißen und schwarzen Punkten nichts zu sehen. Ich nehme noch einen Schluck und will gerade wieder abdrehen, als ein Schwarz-Weiß-Bild erscheint. Wirkt wie die Überwachungskameraaufnahmen von Banküberfällen, die manchmal im Fernsehen gezeigt werden. Ein Schatten huscht durch das Bild.
    „Du kommst spät. Ich hab gekocht.“ Die Stimme ist erstaunlich gut zu verstehen. Ich kenne sie. Ich habe sie vor gar nicht so langer Zeit gehört. Ich kneife die Augen zusammen, jetzt sind zwei Schatten zu sehen. Der Raum … auch er kommt mir bekannt vor. Schattenfiguren und Schatten der Schattenfiguren in einem großen Spiegel. Der Spiegel … es ist das Vorzimmer von Christian Osthof. „Aber das ist kein Problem, das ist kein Problem“, sagt sie jetzt.
    „Scheint doch eines zu sein.“ Das sagt er. Er stellt eine Tasche ab.
    „Nein, sicher nicht. Komm essen, die ‚Zeit im Bild‘ läuft schon.“ Ihr Schatten greift ihm an die Schulter, sein Schatten schüttelt sie ab.
    „Hör auf damit, mich herumzukommandieren.“ Christian Osthofs Stimme ist jetzt scharf.
    „Das tue ich nicht, das weißt du ganz genau. Bitte. Gönn uns einen schönen Abend“, kommt es zurück. Ihr Schatten steht jetzt direkt vor dem Spiegel, ich sehe ihn doppelt. Seitlich davor sein Rücken.
    „Was soll das heißen? Dreh nicht alles um, ich komme herein, müde, und du machst mir Vorhaltungen. Ich lass mir wirklich viel gefallen, aber …“ Er tritt direkt vor sie

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