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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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geht.“
    Oskar scheint von der Idee angetan zu sein. Meine Euphorie hält sich in Grenzen. Mira, sei nicht eifersüchtig. Sie ist seine Tochter. – Sie würde sicher in meiner Wohnung wohnen wollen. Dort war sie ja auch schon letztes Jahr. Bevor sie gekidnappt wurde. Besser, ich wechsle das Thema: „Ich habe etwas zum Essen vorbereitet. Es reicht auch für drei.“
    Carmen sieht mich an. „Du kochst fantastisch. Aber du sollst dir keine Arbeit machen, wir wollten uns Pizza kommen lassen.“
    Ha, das ist bei Oskar ja ganz was Neues. Ich sage: „Sfornato vom Angler mit Limette und Provolone, danach Risotto con petali di rose.“ Ich komme mir vor wie die perfekte Hausfrau aus den „Desperate Housewives“.
    „Wahnsinn!“, ruft Carmen. „Soll ich den Tisch decken?“
    Ich gebe zu, ihre Begeisterung besänftigt mich. Ich gehe zur Küchenzeile, und während die beiden plaudern und aufdecken, sehe ich nach, ob der Grill im Backrohr schon auf Höchsttemperatur ist. Er ist es. Ich nehme drei feuerfeste Glasteller, bestreiche sie in der Mitte mit etwas Olivenöl, lege Scheiben vom dünn geschnittenen gefrorenen Angler darauf, bedecke sie mit den gewürzten Limetten, reibe dann Käse darüber. Jetzt für drei Minuten unter die Grillvorrichtung und fertig ist die Vorspeise.
    Auf Oskars großem Esstisch steht sogar der ererbte silberne Kerzenleuchter. Die Kerzen flackern, Carmen und Oskar sehen mich erwartungsvoll an. Und man muss zugeben, das Sfornato ist wirklich gelungen. Carmen verschlingt es mit der Hingabe eines Jungtieres, sie kann offenbar alles, und das in Mengen, essen und bleibt trotzdem schlank. Mit den Jahren wird sich das ändern, denke ich und komme mir mies vor. Freu dich über ihre gute Laune, Mira, heute ist dir noch nicht allzu viel davon begegnet. Ich erzähle von meinem Rosendiebstahl, Oskar zählt die Bestimmungen auf, gegen die ich verstoßen habe, und grinst dabei. Und Carmen sagt, sie finde die Aktion super. „Ich meine, dass du in deinem …“
    „… in meinem Alter?“
    „Du hast jedenfalls so gar nichts von Müttern, die ich kenne.“
    Da hat sie die Kurve gerade noch einmal gekriegt. „Ich bin ja auch keine Mutter“, erwidere ich. „Das hält jung.“
    „Kindisch“, stichelt Oskar.
    Bis der Risotto fertig ist, dauert es circa zwanzig Minuten. Während das Sfornato im Rohr war, habe ich die Zwiebeln in den Topf gegeben und auf ganz kleiner Flamme anschwitzen lassen. Offenbar ist der Herd doch nicht so super. Jetzt sind die fein geschnittenen Zwiebeln am Topfrand nicht mehr hell, sondern dunkelbraun. Ich rühre schnell durch, gebe den Knoblauch dazu, nach einer Minute rühre ich den Reis ein, bis die Körner glasig sind. Mit Weißwein aufgießen, die Induktion auf Maximum stellen. Wenn die Flüssigkeit aufkocht, wieder auf hundert Grad wenig Watt reduzieren.
    Ich drehe mich zu Oskar und Carmen um. Sie haben die Köpfe zusammengesteckt, nehmen mich gar nicht wahr, reden. Was wird da geplant? Carmens Zukunft? Unsere Zukunft? Und ich stehe da und koche Risotto. Der Reis hat den Wein aufgesogen, ich gebe einen großen Schöpfer vom köchelnden Entenfond dazu. Umrühren. Immer wieder umrühren. Und wenn die Flüssigkeit wieder weitgehend aufgesogen ist, noch einen Schöpfer Fond dazu. Und rühren. Rühren. Nichts, von dem man wegrennen sollte, um bei der Zukunftsplanung dabei zu sein. Außer man möchte die Zukunft mit einem angebrannten, trockenen Risotto beginnen. Ich höre die beiden lachen. Vielleicht geht es gar nicht um etwas Wichtiges. Die zwei verstehen sich einfach, ist doch schön. Ich stelle drei tiefe Teller in den Ofen und nütze die verbliebene Wärme. Ich koste den Risotto. Noch ist der Reis eine Spur mehlig, aber in zwei, drei Minuten wird er gerade recht sein: al dente eben. Ich richte Butterflocken und reibe etwas vom Provolone in einen Teller. Ich koste noch einmal. Passt. Flamme abdrehen. Unsinn. Das ist Induktion. Da dreht man ab und die Platte ist sofort kalt. Magnetwellen. Ich stelle auf „warm halten“. Das entspricht wohl am ehesten der Restwärme eines herkömmlichen Herdes. Dann rühre ich Käse und Butter ein, sehe zu, wie sie schmelzen, würze mit grobem Pfeffer aus der Mühle, nehme von den duftenden Rosenblättern und ziehe sie so sanft wie möglich unter.
    Ich verteile den Risotto con petali di rose auf die drei warmen Teller, garniere ihn mit den schönsten Rosenblättern und bringe die ersten beiden Teller zum Tisch. Teilen lernen. Warum nicht mit

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