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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ist ihm nicht jedes Ergebnis recht.
    „Ist wirklich netter Mann“, flüstert mir Vesna ins Ohr. „Passt wahrscheinlich viel besser in meine Welt.“
    Ich schüttle bloß den Kopf und meine, vor Kurzem habe sie das von dem Baumschneider gesagt. Außerdem sei es Zeit, zu gehen. Vorher aber muss auch ich noch Bruderschaft trinken. „Mira ist ein großartiger Name“, sagt Hans. „Irgendwie … besonders.“
    „Der Pfarrer hat sich verschrieben“, antworte ich wahrheitsgemäß. Ich hätte Maria heißen sollen und so haben mich auch alle genannt, bis ich zu meiner Freude draufgekommen bin, dass in meiner Taufurkunde etwas anderes steht.
    „Ihr seid beide großartig“, sagt Tobler. Er kann nur vom Fest berauscht sein, in seinem Glas ist Cola, das hab ich beim Bruderschafttrinken deutlich gerochen. Vielleicht hat er ein geheimes Whiskylager, aus dem er sich zwischendurch bedient. Jedenfalls besser, auf dem Teppich zu bleiben. Tobler war Teil der „Three Friends“. Er hat Evelyn geliebt, aber sie hat sich für Hubert entschieden. Und der ist ums Leben gekommen. Tobler hätte ein Motiv gehabt. Und falls Evelyn endlich darüber reden wollte, hätte er, auch was ihren Tod angeht, ein Motiv.
    „Ich habe heute übrigens Osthof getroffen“, sage ich zum Autohändler Hans.
    Er sieht mich erschrocken an. Oder verblüfft? Ist ja auch ein ganz schöner Themensprung.
    „Den Minister?“, will er wissen.
    „Seinen älteren Sohn. Den Wirtschaftsmeinungsforscher.“
    Er scheint sich zu entspannen. Oder bilde ich mir das nur ein?
    Tobler dreht sein Glas, ist mit einem Mal ernst geworden. Ich bin eine Spielverderberin, ich geniere mich. Dann sagt Tobler langsam: „Den habe ich kaum gekannt. Er hat auf uns herabgesehen, auf Evelyn und mich. Er war auch schon ein paar Jahre älter. Er hat Hubert versucht klarzumachen, dass wir kein Umgang für ihn seien. Und dass wir dem Image seines Vaters schaden könnten.“ Hans verzieht das Gesicht zu einem halben Lächeln. „Wir haben ihn einfach nicht ernst genommen. Wir waren die ‚Three Friends‘. Und er war ein Streber, der auf der Uni nur die besten Noten bekam und nichts im Kopf hatte als seine Karriere. Arm, im Verhältnis zu uns und unseren Plänen.“
    „Hat der Ministervater versucht, Hubert von der Band wegzubringen?“, fragt Vesna. Sie hat ihr halb volles Glas neben die Litfasssäule gestellt.
    „Sicher. Er hat als ziemlich harter Knochen gegolten damals, voll auf Wirtschaftskurs. Nachdem er dann aber wegen seiner Aussagen über Proletenkinder, die es nie zu etwas bringen könnten, öffentlich unter Beschuss gekommen war, wollte er unsere Band sogar bei Wahlpartys auftreten lassen. Sozusagen als Zeichen für seine Aufgeschlossenheit der arbeitenden Klasse gegenüber. Aber Hubert hat da nicht mitgemacht. Ich weiß noch, wie Evelyn und er darüber gestritten haben. Sie wollte jede Chance nützen.“

[ 8. ]
    Redaktionsschluss. Ich habe meine Reportage ja schon gestern abgegeben, komme daher mit gutem Gewissen erst gegen Mittag in die Redaktion. War auch notwendig, dass ich mich ausschlafe. Ich habe zwar kein Kopfweh, aber das seltsame Gefühl, ich hätte ein Vakuum im Schädel. Ist das die Folge von zu viel Champagner? Ich sollte Vesna anrufen und fragen, wie es ihr geht. Irgendwann muss ich auch noch mein Auto abholen. Wir haben es sinnvollerweise bei „US-Speed“ stehen lassen. Zumal uns der Autohändler geflüstert hatte, dass es für ganz spezielle Freunde nach seinen Partys immer einen Taxidienst gebe. Ein junger Mann hat uns mit einem blauen Dodge heimgefahren. Gar nicht übel, zu den speziellen Freunden von Hans dem Autohändler zu gehören.
    Titelstory im „Magazin“ wird diesmal eine mehrseitige Reportage über Gerichtsvollzieher. Bin nicht ich es, die für die großen Reportagen zuständig ist? Der Chronikchef hat sie bei zweien seiner Lieblinge in Auftrag gegeben. Dass meine Radladengeschichte nicht auf die Seite eins kommt, leuchtet mir ein. Aber der Chronikchef arbeitet ganz gezielt daran, mich auszubooten. Er hat es nie verkraftet, dass ich dem „Magazin“ die viel brisanteren Storys gebracht habe als sein gesamtes Ressort. Und dass das Gerücht ging, wenn er sich um den Posten als Chefredakteur bewerbe, dann träte ich gegen ihn an. Aber da kam ohnehin alles anders und die Eigentümer haben einen vom Fernsehen zum Chefredakteur gemacht. Ich mag ihn. Und ich hätte mich nie im Leben um den Job beworben. Eine Wochenzeitung zu verwalten, einen Haufen

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