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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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lässt den Raum kurz vor meinen Augen verschwimmen. Langsam gehe ich zur Bar. Claudia folgt mir mit ihrem Blick. Ich nehme eine Flasche Wasser aus dem kleinen Kühlschrank.
    »Das Shooting, genau.« Meine Stimme klingt belegt. »Es ist für einen Leitartikel und sollte wie ein Märchen aussehen.«
    »Wie Schneewittchen?«, fragt sie. »Das ist mein Lieblingsmärchen.«
    Ich blicke rasch zu Cyrus hinüber. »Du erinnerst dich doch an die Geschichte? Wird es so sein?«, wende ich mich an ihn.
    Ein träumerischer Ausdruck liegt auf seinem Gesicht. »Die böse Stiefmutter verlangt Schneewittchens Herz«, flüstert er, und etwas in mir zerspringt.
    Ich gehe zu dem blattgrünen Sofa, auf dem er sich niedergelassen hat. »Aber sie bekommt es nicht«, sage ich scharf. »Schneewittchen überlistet die Königin und schickt ihr stattdessen das Herz eines Rehs.«
    Er bemerkt meine Wut, lächelt jedoch nur und leert das Glas in einem Zug. Plötzlich wird mir klar, wie sehr ich genießen werde, was gleich passieren wird.
    Eins, zähle ich lautlos.
    Da reißt er die fast schon geschlossenen Augen auf und packt mich am Handgelenk.
    »Was ist hier los?«, fragt Claudia.
    Zwei.
    Ich beuge mich nahe zu Cyrus und ignoriere den Schmerz in meinem Handgelenk. »Sie verdient es nicht, zu sterben. Keiner hat es je verdient.«
    »Sera?« Seine Stimme ist schwach, sein eiserner Griff lockert sich.
    »Leb wohl«, erwidere ich.
    Drei.
    Seine Augenlider flattern, dann kippt er nach vorn, und sie schließen sich endlich. Ich ziehe den Abschiedsbrief aus meiner Tasche und lasse ihn in seine Hosentasche gleiten. Seine Hand rutscht von meinem Arm, als er auf dem niedrigen Couchtisch zusammenbricht. Sein Kopf schlägt mit einem lauten Knall auf der Glasplatte auf.
    Claudia zieht erschrocken die Luft ein.
    »Lauf weg!«, flüstere ich. Dann stürze ich auf die Balkontüren zu und entschwinde in die Nacht wie ein Vogel. Ich bin frei.

Kapitel 5
    N ebel umwabert den Balkon. Ich schwinge die Beine über das von der Seeluft glitschige Geländer. Prompt rutsche ich ab und zwinge mich zur Konzentration. Ein falscher Griff, und ich werde auf den Gehsteig unter mir stürzen. Zwar will ich heute Nacht sterben, aber nicht hier. Nicht so.
    Ich höre Claudia hinter mir schreien und knirsche mit den Zähnen. Ich hätte sie auch betäuben sollen. Einer meiner Schuhe rutscht mir vom Fuß und verschwindet im Nebel. Ich habe Mühe, Halt zu finden. Amelia hat mich zwar zur Akrobatin ausgebildet, aber das ist lange her, und mein Körper ist sehr schwach.
    Schwer atmend streife ich auch den anderen Schuh ab und ignoriere die Geräusche aus dem Zimmer – Jared und Amelia treten gerade die Tür ein. Ich habe keine Zeit, länger darüber nachzudenken, sondern klettere so rasch wie möglich nach unten.
    Auf dem Gehsteig angekommen, höre ich nichts mehr von oben, denn die Musik, die aus dem Club dröhnt, übertönt alles. Ich dränge mich durch die Menge, die immer noch auf Einlass ins Emerald City wartet, und renne die Spear Street hinauf.
    Bei jedem Schritt schießt ein glühender Schmerz durch meinen Körper. Mein Atem geht keuchend, meine Lungen fühlen sich an, als würden sie jeden Moment kollabieren. Aber ich habe ein Ziel und treibe mich voran. Es ist 23:17 Uhr, und ich habe noch genau neun Minuten, bevor der Zug der Bay Area Rapid Transit die Station verlässt.
    Da höre ich hinter mir einen Schrei und drehe mich so abrupt um, dass ich beinahe das Gleichgewicht verliere. Aber es ist nur ein alter Obdachloser, der sich mit einem Verkehrsschild streitet. Nach diesem kurzen Zwischenfall schaue ich nur strikt nach vorn, zu verängstigt, um mich noch einmal umzusehen.
    »Sera! Stopp!«, brüllt Jared hinter mir.
    Ich renne noch schneller, mein Kleid schlägt um meine Hüften, mein Haar weht im feuchten Wind hinter mir her. Die Haut scheint mir gleich von den Knochen zu fallen, und ich weiß, dass meine nackten Füße bluten. Mein sterbendes Herz schlägt unregelmäßig in meiner Brust, es flattert wie ein gefangener Vogel. Ich bete um die Kraft, das Fluchtauto zu erreichen. Mehr brauche ich nicht, flehe ich meinen Körper an. Bitte!
    Als ich schließlich doch einen Blick über die Schulter wage, sehe ich Jared hinter mir herlaufen, dicht gefolgt von Amelia. Er wäre überglücklich, wenn er mich wieder zurück zu Cyrus schleifen könnte, wie ein Hündchen, das sich von der Leine losgerissen hat. Amelia dagegen wäre wahrscheinlich froh, wenn ich für immer

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