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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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Lieblingssorte.«
    »Jederzeit. Dann überlasse ich dich jetzt mal besser deinem Schönheitsschlaf.« Er grinst mich breit an, als er auf das Fensterbrett klettert, und wieder bin ich überwältigt von seinen tiefblauen Augen und dem markanten Kiefer. »Oh, das hier hätte ich fast vergessen.« Er springt zurück auf den Boden und greift nach Kaileys iPhone. »Fernsehen darfst du wahrscheinlich auch nicht. Wie ist es mit telefonieren?«
    »Davon haben sie nichts gesagt.«
    »Sehr gut«, erwidert Noah, während er auf den Touchscreen tippt und mir das Gerät dann zurückgibt. »Gute Nacht«, sagt er leise und verschwindet durch das Fenster.
    Ich verriegele es hinter ihm, schließe die Herbstnacht aus und sehe dann nach, was er auf Kaileys Telefon eingegeben hat.
    Er hat »Words with Friends« hinzugefügt, eine Scrabble-ähnliche App. Ich tippe auf das Icon und sehe, dass er bereits ein Spiel mit mir gestartet hat. Sein erstes Wort ist SCHLEICHEN, das N belegt ein Feld mit doppeltem Wortwert. Ich betrachte meine Buchstaben, ZPINMNO, hänge mich an sein S und bilde das Wort SPION. Dann setze ich mich auf die Stelle auf dem Bett, wo er saß. Sie ist noch warm.
    Ich frage mich, was Noah und Kailey für eine Verbindung hatten – waren sie Freunde? Ich nehme das Schmuckkästchen vom Boden und stelle es zurück auf die Kommode. Dann schalte ich eine kleine Lampe ein, und mein Blick fällt auf ein kleines, gerahmtes Foto – ein Bild von Noah und Kailey, als sie etwa fünf oder sechs Jahre alt waren. Sie sieht ungeduldig aus. Die Hände in die schmalen Hüften gestemmt, blickt sie herausfordernd in die Kamera. Sie hatte wohl keine Lust zu lächeln.

Kapitel 15
    D er Dienstagmorgen zieht grau und verregnet auf, das Wasser strömt nur so an den alten Holzfenstern des Hauses herab. Der Morgen verläuft wie der gestrige, nur dass Mrs. Morgan mich äußerst kühl behandelt und Bryan mich diesmal auf den Rücksitz verweist, weil ich keine Kranke mehr bin, sondern eine »Verbrecherin«. Wenn er wüsste.
    Wir fahren schweigend und hören Noahs neues Broken-Bells-Album an. Viel zu früh kommen wir auf dem Schulparkplatz an. Zum hundertsten Mal kontrolliere ich Kaileys Stundenplan und steige dann aus. Auch heute verschwindet Noah schnell, doch jetzt, da ich ganz sicher weiß, dass wir im selben Biologie-Kurs sitzen, frage ich mich, warum er ohne seine Freundin losgeht. Bryan scheucht mich über den Parkplatz, wir weichen Pfützen aus, auf denen Regenbögen aus Ölschlieren glänzen. Dieses Mal wartet er – ohne Zweifel auf Anweisung seiner Eltern –, bis ich im Gebäude bin, bevor er mit einem knappen »Wir sehen uns« davongeht.
    Ab da bin ich auf mich gestellt. Ich atme tief durch und stürze mich ins Getümmel. Zwar habe ich schon mehrmals Bilder vom Alltag moderner Teenager im Fernsehen gesehen, aber ich war noch nie in einer Schule. Als Erstes schlägt mir der Lärm entgegen, all die lachenden und drängelnden Schüler, ihre Rufe, die von den weißen Stuckwänden der verschiedenen Gebäude widerhallen. Architektonisch ist die Anlage eine eklektische Mischung verschiedener Baustile von den dreißiger Jahren bis in die Gegenwart. Die Schülerschaft präsentiert sich mindestens genauso vielseitig.
    Wohin muss ich jetzt bloß? Ich versuche, den Lageplan aus dem Internet mit der tatsächlichen Schulanlage zu vergleichen, und mache ein paar zögerliche Schritte nach rechts. Schwere Wassertropfen fallen mir von einem Leck über meinem Kopf ins Gesicht. Rasch springe ich zur Seite und wische mir die Feuchtigkeit aus den Augen.
    Einige Schüler begrüßen mich, und ich winke unbehaglich zurück. Ich versuche, schneller und zielstrebiger zu laufen, doch schon bald erkenne ich, dass ich im Kreis gehe, und schlage die entgegengesetzte Richtung ein. Eine Glocke läutet und erschreckt mich zutiefst. Wenn ich nicht bald herausfinde, wo ich hin muss, werde ich zu spät kommen. Alle werden mich anstarren.
    Ich komme an einer Mädchentoilette vorbei und schlüpfe dankbar hinein, schließe mich in einer Kabine ein und mache die Augen zu, bis sich mein Atem wieder beruhigt hat. Hektisch krame ich aus meiner Tasche den Lageplan hervor, den ich am Abend zuvor noch abgezeichnet habe. Zum Glück finde ich meinen Standort schnell.
    Etwas gefasster verlasse ich die Toilette und erreiche schließlich den Biologiesaal. Mit dem Unterricht werde ich hoffentlich keine Probleme haben. Cyrus war, trotz seiner Fehler, ein hervorragender Lehrer und hat mir

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