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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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angezogen. Er zeigt ein junges Mädchen mit einem Blumenkranz auf dem Kopf vor einer silbrig scheinenden Mondsichel. Sie hält sich eine Hand vor den Mund, als hätte sie Angst zu sprechen.
    Vorsichtig nehme ich den Rahmen von der Wand und ertaste auf der Rückseite eine Unebenheit. Als ich das Bild umdrehe, entdecke ich ein Skizzenheft, das in den Zwischenraum zwischen Rahmen und Wand eingeklemmt ist. Bingo.
    Ich setze mich an den Schreibtisch und blättere rasch die Seiten durch. Irgendwie fühle ich mich schuldig, als ob ich Kailey ausspionieren würde, doch beim Betrachten ihrer Kunst kann ich fast ihre Gegenwart spüren, so stark spricht sie aus den Bildern. Ich habe das Gefühl, als würde sie wollen, dass ich mir ihre Zeichnungen ansehe, damit ich erkenne, was sie verloren hat.
    Die Skizzen zeigen großteils Porträts: eine Zeichnung ihrer Mutter im Garten, Bryan, wie er sich mit einem ironischen Gesichtsausdruck die Schuhe bindet. Kailey hatte die bemerkenswerte Fähigkeit, das Wesen eines Menschen mit winzigen Details einzufangen. Das hier war ihre Sprache, ihre Art, mit der Welt zu kommunizieren und sie zu dokumentieren.
    Einige der Zeichnungen sehen wie Kailey aus, sie sind phantastisch. Auf einer kniet sie neben einem Hydranten vor einen Haufen Glasscherben, und aus ihrem Rücken wachsen Flügel. Auf einer anderen hat sie die Hand ausgestreckt, und ein Finger zeigt eine verlassene Straße entlang auf einen Drachen, der neben einem geparkten Auto steht. Die Zeichnungen sind klar und realistisch, weisen jedoch immer ein Detail auf, das zeigt, dass dieses Mädchen an Magie geglaubt hat.
    Die Bilder erinnern mich an Cyrus’ Buch, das sorgfältig geschriebene Manuskript, in dem er seine Forschungen dokumentiert hat. Mein Magen verkrampft sich bei der Vorstellung, dass Taryn es genauso durchgehen könnte wie ich gerade Kaileys Skizzenheft.
    Auf der Innenseite des hinteren Einbands entdecke ich eine verschlüsselte Nachricht: »FB – fairy510, EM – ebenso.« Ich begreife sofort, was da vor mir steht – ihre Passwörter für Facebook und ihren E-Mail-Account. Treffer.
    Ihre E-Mails liefern mir so gut wie keine persönlichen Informationen, allerdings stoße ich auf einen Anhang mit ihrem Stundenplan. Ich rufe die Webseite der Berkeley High School auf, die zum Glück einen Lageplan hat. Der Campus besteht aus mehreren Gebäuden, die zu einem Rechteck angeordnet sind; die Aufenthaltsbereiche befinden sich hauptsächlich im Freien. Ich gleiche Kaileys Stundenplan mit dem Lageplan ab und präge mir alles genau ein.
    Dann logge ich mich unter ihrem Namen bei Facebook ein. Kailey hat über siebenhundert Freunde. Mir schwirrt der Kopf – trotz meines langen Lebens kann ich mir nicht einmal siebenhundert Menschen vorstellen, die meinen Namen kennen, geschweige denn, dass sie meine Freunde wären.
    Ich beginne, mich durch die Freundesliste zu klicken, sehe aber schon bald ein, dass ich sie mir nie alle werde merken können. Mein Mut sinkt. Ich scrolle schneller durch die Liste, die Gesichter verschwimmen und werden bedeutungslos. Ein Gesicht jedoch fällt mir auf: der Nachbarjunge, der tatsächlich Noah heißt. Noah Vander.
    Als ich die Einträge an ihrer Pinnwand durchgehe, sehe ich nur vier Freundinnen, die regelmäßig etwas posten. Das müssen ihre engsten Freundinnen sein. Leyla Clark erkenne ich an den pinkfarbenen Haarsträhnen von den Fotos wieder. Sie scheint Kaileys beste Freundin zu sein und ist daher auch am schwierigsten zu täuschen. Der lockere Ton ihrer Posts stimmt mich traurig, denn ich vermisse Charlotte von Herzen. Ich wünschte, ich könnte irgendwie Kontakt zu ihr aufnehmen, sie wissen lassen, dass es mir gutgeht, und sie um Hilfe bitten, aber mir ist klar, dass das unmöglich ist. Sie könnte mein Geheimnis nie vor Cyrus bewahren. Er würde erst sie bestrafen und dann mich holen kommen.
    Ich schreibe mir die Namen von Kaileys anderen engen Freunden auf – Chantal Nixon, Madison Cortez und Piper Lindstrom – und studiere die Fotos aufmerksam. Ein Mädchen erscheint auf vielen Gruppenfotos, taucht aber seltsamerweise nicht in Kaileys Freundesliste auf. Auch ihren Namen notiere ich mir: Nicole Harrison. Sie ist hübsch, mit Sommersprossen und glänzendem braunem Haar. Mit Kaileys Freunden scheint sie befreundet zu sein, und ich frage mich, was wohl zwischen ihr und Kailey geschehen ist.
    Laut ihrem Profil ist Kailey Single, und auch wenn sich in ihrer Inbox einige Nachrichten von Jungs

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