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Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition)

Titel: Everlight: Das Buch der Unsterblichen. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Avery Williams
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der Officer die Tür des Streifenwagens neben mir zugeschlagen hat.
    Jede Anstrengung, meinem Leben ein Ende zu setzen, ist durchkreuzt worden. Jede einzelne. Vielleicht war es einfach nur simple Unfähigkeit meinerseits – immerhin war ich sechshundert Jahre Cyrus’ Gefährtin, da kann ich nicht erwarten, dass ich mich in der modernen Welt problemlos zurechtfinde. Aber dann denke ich an die Nacht, in der ich Kaileys Körper beansprucht habe, an die Vision von meiner Mutter, wie sie »noch nicht« flüstert, und ich habe das Gefühl, als wollte jemand oder etwas nicht, dass ich sterbe.
    Ich denke an Cyrus’ angewiderten Gesichtsausdruck, wenn ich ihm gegenüber solche Gedanken äußern würde. Er glaubt nicht an das Schicksal oder irgendetwas anderes, das über die physische Welt hinausgeht, in der er sich so sicher bewegt. Die moderne Wissenschaft ist ein Kind der Alchemie, würde er sagen. Für jede Magie gibt es eine rationale Erklärung.
    Die Härchen auf meinen Armen richten sich auf, als ich darüber nachdenke, ob das Universum mir vielleicht etwas mitteilen will. Auch wenn ich denke, dass Cyrus in seiner unverrückbaren Ablehnung von allem, was auch nur ansatzweise spirituell klingt, zu beschränkt ist, muss ich zugeben, dass ich selbst noch nie etwas erlebt habe, was mich vom Gegenteil überzeugt hätte. Ich habe noch nie einen Geist gesehen, nie eine Prophezeiung gehört, nie wirklich an etwas geglaubt, das über dieses Leben hinausgeht. Doch als ich jetzt versuche, es hinter mir zu lassen, habe ich das Gefühl, dass mich eine unsichtbare Hand berührt, die mich lenkt.
    Auch wenn sich dieser Körper vollkommen von den früheren unterscheidet, schlägt sein Herz wie jedes andere und erinnert mich mit jedem Pulsieren, dass ich quicklebendig bin. Vielleicht, flüstert die Stimme, solltest du das auch bleiben.
    Als ich mein Gewicht verlagere, schabt der Sitzgurt an meinem Hals, und ich richte den Blick aus dem Fenster. Ich ziehe mir Kaileys Mütze über die Ohren und schließe die Augen, lasse mein Gesicht von der Sonne wärmen. Noch habe ich keinen konkreten Plan, aber immerhin eine Entscheidung getroffen.
    Ich werde meinem Leben kein Ende setzen. Nicht jetzt gleich jedenfalls. Zwar bin ich nicht die Tochter dieser Familie, aber ich stehe in ihrer Schuld. Ich werde hierbleiben, vorgeben, dass ich Kailey bin, und herauszufinden versuchen, wie ich den Morgans Frieden schenken kann. Ich werde versuchen, Taryn ausfindig zu machen, um das Buch wiederzubekommen und es zu zerstören. Und ich werde weiter an meinem Fluchtplan arbeiten. Nach den Ereignissen des heutigen Tages wird das nicht leicht sein – mein Auto ist verschwunden, ich habe kein Geld und keine Ahnung, ob Cyrus mir auf den Fersen ist –, aber dank Kaileys gesundem Körper bleibt mir ein wenig Zeit, mir etwas auszudenken.

    Nach dem gemeinsamen Abendessen in Grabesstille gehe ich zurück in Kaileys Zimmer, schließe die Tür hinter mir und fahre ihren Laptop hoch. Ich suche überall nach Taryn – bei Facebook, MySpace und was es sonst noch alles gibt. Ich tippe »Taryn + Berkeley« in Google ein, »Taryn + Saloon«, »Taryn + schwarze Haare«, doch ohne Erfolg. Als Nächstes widme ich mich dem Saloon und entdecke tatsächlich auf Yelp eine Telefonnummer.
    Es läutet zweimal, bevor jemand abhebt.
    »Hallo, ist Taryn heute bei euch?«
    »Wer?«, knurrt der Mann am anderen Ende der Leitung.
    »Taryn. Sie ist Stammgast und war erst vor zwei Nächten bei euch«, sage ich und frage mich gleichzeitig, ob ich mit dem Mann spreche, der meinen Ausweis so genau studiert hat, bevor er mir widerwillig meinen Wein gab.
    »Taryn?«
    »Ja! Sie hat schwarze Haare …«
    »Ich habe keine Ahnung, von wem Sie reden«, fällt mir der Mann ins Wort, dann wird die Verbindung unterbrochen. Enttäuscht und frustriert starre ich auf das Telefon. Mit dem Hausarrest wird es schwierig werden, zurück zu der Bar zu gehen und dem Typen ein paar Fragen zu stellen.
    Taryn ist nicht der einzige Mensch, den ich finden muss. Ich muss mir dringend jedes Detail von Kaileys Persönlichkeit erarbeiten, wenn ich ihr Leben leben soll. Nachdenklich sehe ich mich um und überlege, wo ich am besten anfange.
    In Anbetracht ihres künstlerischen Talents könnte ich wetten, dass sie Tagebuch geführt hat. Ich gehe zum Bett hinüber und suche den Zwischenraum zwischen Matratze und Lattenrost ab, doch ohne Erfolg.
    Da wird mein Blick von einem gerahmten Druck rechts der Frisierkommode

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