Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
in meinem Alter.
»Ich bin nicht käseweiß«, sagte ich und warf einen verstohlenen Blick auf meinen Arm. So blass war ich nun wirklich nicht.
»Diesen umwerfenden Hautton bekommt man nicht einfach so, verstehst du?« Selbstverliebt strich sie über ihre Schulter und lachte.
Ich streckte ihr die Zunge raus und öffnete mein Schließfach. Ich warf mein Biobuch hinein und stopfte meine Literatursachen in die Tasche. Mein Referat über Hamlet musste bis nächste Woche fertig sein, ich sollte allmählich mal damit anfangen. Etwas rumste gegen die Schließfachtür neben mir, und ich schaute auf.
Landon Brooks hatte sich an die Schließfächer gelehnt und fuhr sich durch sein goldblondes Haar mit den professionell gesetzten hellen Strähnchen darin. Er war einer von den Jungs, die den angesagten Surfer-Look für unabdingbar hielten, obwohl es hier in Michigan weit und breit keine Möglichkeit zum Surfen gab. Fast die gesamte Fußballmannschaft kopierte seinen Look. Landon war der beste Stürmer der Schule, kein Wunder, dass er für alle eine Art Trendsetter war. »Und was ist jetzt mit der Party am Samstag? Läuft noch alles wie geplant? «
Am Donnerstag wurde ich siebzehn und wollte Samstagabend eine Party feiern. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte die ganze Schule davon Wind bekommen, und nun gingen alle davon aus, dass es das Event werden würde. Ich war jetzt nicht gerade wer weiß wie beliebt oder bekannt für meine tollen Partys, aber an meiner Schule sorgte fast jede Party für Aufregung. Aber das war wohl ganz normal für eine Highschool in einem Vorort von Detroit wie Bloomfield Hills.
»Ja, ja«, sagte ich lahm. »Es dürfen bloß nicht zu viele werden. Meine Eltern bringen mich um, wenn plötzlich hundert Leute bei uns auflaufen.«
»Zu spät«, sagte Kate. »Es ist die erste Party im Abschlussjahr,
ist doch klar, dass da alle angerannt kommen. Außerdem ist nächstes Wochenende Homecoming, da brauchen wir eine gute Party zum Aufwärmen. Die Massen werden schon ganz unruhig. Und eine Außenseiterin bist du auch nicht. Die Leute mögen dich.«
»Und dann hast du ja auch noch Josie eingeladen, schon vergessen?«, sagte Landon.
Stimmt. Josie Newport. Unsere Mütter waren alte Highschool-Freundinnen und trafen sich auch heute noch ab und zu. Josie und ich hatten als Kinder viel miteinander gespielt, aber das war lange her. Sie war sehr beliebt in der Schule, aber abgesehen von den Verabredungen unserer Mütter hatten wir kaum etwas miteinander zu tun. Ich hatte sie zu meiner Party eingeladen, als wir uns vor einigen Wochen beim Friseur getroffen hatten. Das Vorurteil, dass alle beliebten, gut aussehenden Mädchen miese Zicken seien, hab ich noch nie verstanden. Josie war jedenfalls nett. Vielleicht ein bisschen naiv, aber sie würde niemals jemanden mit Absicht verletzen. Allerdings musste ich zugeben, dass sie ein paar Freundinnen hatte, über die ich das nicht hätte sagen können.
»Und Josie hat immer ihr Gefolge im Schlepptau, egal wo sie hingeht«, fügte Kate hinzu. »Und dazu gehört die halbe Schule, Ell.«
Ich schnitt eine weitere Grimasse und schloss mein Fach ab. »Ich klär das.« Aber in Wahrheit würde ich gar nichts tun. Ich konnte doch schlecht zu Josie Newport gehen und ihr sagen: »Ach, übrigens, als ich dich eingeladen habe, habe ich nur dich gemeint und vielleicht noch ein oder zwei Freundinnen. Nicht alle und jeden.«
»Vielleicht denkt sie, sie tut dir einen Gefallen?«, mutmaßte Landon. »Damit du beliebter wirst, oder so?«
Das klang natürlich cool, aber ich hielt es für ziemlich unwahrscheinlich. Josie würde mir keinen Gefallen tun. Falls die Party nicht so toll wäre, würde sie mit ihrem Gefolge einfach woandershin ziehen. Sie würden ihre eigene Party machen. Wenn meine blöd war, würde Josie ganz einfach eine neue starten. Genug Leute dafür hätte sie.
»Also dann. Ich muss los«, sagte ich und war froh, das Gespräch beenden und nach Hause gehen zu können, auch wenn’s ’s nur zum Lernen war.
»Okay, wir sehen uns in einer Stunde«, sagte Kate.
»Adios, Ladys«, sagte Landon und verbeugte sich zum Spaß vor uns. »Könnt ihr nicht für mich mit lernen, damit ich’s nicht tun muss?«
Kate hielt sarkastisch lächelnd die Daumen hoch und verschwand in Richtung Schülerparkplatz. Seit ihrem sechzehnten Geburtstag hatte sie den Führerschein und einen eigenen Wagen, wie die meisten anderen Teenager, die ich kannte. Den Führerschein hatte ich auch schon
Weitere Kostenlose Bücher